Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
beobachtete, wie eine der Kämpfenden die andere mit einem plötzlichen Wirbel von Schlägen in die Niederlage trieb. Sie stand auf, nahm den Orden, den ihr die Kipu reichte, und übergab ihn gleichgültig der Siegerin. „Gut gekämpft, Sabut“, murmelte sie. „Höchst unterhaltsam.“
    Grüne Fliesen. Wuchtige Türen mit massiven, komplizierten Schlössern. Stumm und gewichtig schwangen sie auf. Waffen, ordentlich auf Regalen gestapelt, ein Raum nach dem anderen, luftdichte Kartons, Stapel auf Stapel, Energiezellen, Geschosse, Bomben, Säuregas … die Erfindungsgabe des Menschen eingesetzt, um Menschen zu vernichten. Aleytys betrachtete die Stapel, die Regale, und Swardheld flüsterte in ihren Ohren und benannte und erklärte im gleichen Atemzug, wie die Kipu benannte – die Doppelwirkung erschöpfte ihren Verstand zu einem schwarzen Morast der Verzweiflung, bis Arme und Beine so schwer wie Blei wogen. Sie ging mühsam weiter, als würde sie durch Gelatine waten … Dieser Ort stank nach Tod.
    Grüne Fliesen. Die Farbe des Lebens. Grüne Blumenranken um Todesmaschinen herum in den Boden eingelegt. Und durch bewehrte Schießscharten reckten phallische Kanonen potente Nasen über die Stadt hinaus. Die Luft in diesen Räumen fühlte sich tot an. Als wären die Türen schwere Grabespforten, die die toten Knochen von Menschen einschlossen.
    Schweigend, bedrückt, erklomm Aleytys das letzte Treppenrund. Oben fühlten sich die Wände gewichtig und metallisch an, der Durchgang endete vor einer Bronzetür. Nachdem Sukall vor der Kipu salutiert hatte, preßte sie einen elektronischen Schlüssel auf den Sensor, die Kipu drückte gleichzeitig einen zweiten Schlüssel nahe der Oberkante der massiven Türplatte an.
    Mit einem leisen, zögernden Seufzen glitt die Tür auf. Aleytys fühlte ihr Gewicht, trotzdem überraschte sie die tatsächliche Dicke, ein voller Meter solides Metall. Die kühle, milde Luft des Nachmittags fauchte mit verführerischem Locken durch die gähnende Öffnung. Aleytys schirmte die Erleichterung ab, wie sie die Ermüdung abgeschirmt hatte, kletterte gelassen hinter der Wächterin auf das Dach hinaus; die Kipu in Tuchfühlung neben sich. Wie Läuse auf dem Rücken eines Schweines, so kauerten die runden, schwarzen Scheiben auf Spinnenbeinen in dichten Gruppen glänzender, Macht suggerierender Maschinen beieinander. Aleytys zählte sie. Fünfzig. Fünfzig Hindernisse vor einem erfolgversprechenden Ausbruch aus diesem erstickenden, kolossalen Gefängnis. Oder – vielleicht – eine leichte Fluchtmöglichkeit … „Shadith“, flüsterte sie. „Schau sie dir an. Könntest du einen fliegen?“
    „Ich müßte die Kontrollen sehen.“ Die violetten Augen blinzelten nachdenklich.
    Aleytys rammte die Hände in die Ärmel und wandelte mit bedächtiger Anmut über das Flachdach, stieg dann behende die Rampe empor, und in den Eingangsschacht eines Gleiters.
    Die Kipu sah mit einem Frösteln nervöser Erregung, das sich rasch in Belustigung verwandelte, zu, wie Aleytys im Pilotensitz Platz nahm und die Blicke über die komplizierten Instrumente gleiten ließ.
    „Shadith?“
    Die purpurnen Augen verschmälerten sich unter einem finsteren Blick. Einige Herzschläge später ertönte die Silberstimme in Lachen. „Eine Kleinigkeit. Anfangs vielleicht ein bißchen hart, bis ich wieder das Gefühl dafür habe, aber kein Problem.“
    Aleytys trödelte noch eine kleine Weile in dem Gleiter herum, schritt dann ruhig hinaus und hinunter und begab sich, dicht gefolgt von der Wächterin, zum Rand des Daches und lehnte sich über die Brüstung, um zu ihrem Garten hinunterzusehen, dann über die Stadt hinaus, der Wind zerzauste ihr Haar und zerrte an dem schweren, seidenen Stoff ihrer Robe.
    „Die Straßen sind leer.“ Sie sah die Kipu über die Schulter hinweg an.
    Mit einem knappen, freudlosen Lächeln auf dem scharfgeschnittenen Gesicht, murmelte die Kipu: „Habt Ihr vergessen, Damiktana? Seltsam. Umusiriu. Der Tag der Schlange. Die Läden sind geschlossen, und die Leute haben den Tempel aufgesucht und verbrennen Räucherwerk für den Geist von …“ Sie kicherte, ein trockenes, schäbiges Geräusch. „Aber das wißt Ihr ja –“
    „Ah. Von der einen oder anderen Sache habe ich das Datum nicht mehr im Kopf.“ Sie richtete sich auf und seufzte. „Ich fürchte, ich bin müde, Rab’Kipu. Gibt es einen Lift hinunter?“
    „Nicht vom Dach.“ Erneut rieselte Belustigung durch die tiefe Stimme. „Eine Sache der

Weitere Kostenlose Bücher