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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zusammen, stemmte den wunden Körper auf Hände und Knie, sah sich um.
    Burash lag einen halben Meter von ihr entfernt, ein Fühler schlaff, gebrochen, erbärmlich, blutverkrustet, ein Messer, das von Blutschaum umrandet aus dem Brustkorb ragte, sprudelndes, schäumendes Blut hob und senkte sich mit dem kaum wahrnehmbaren Heben und Senken seines Brustkorbs.
    „Ahai, Madar!“ Aleytys kroch an seine Seite und preßte die Finger um den Dolch, war entsetzt über die Schwäche des Lebensfunkens, den sie unter den Handflächen spürte.
    Sie sandte das schwarze Wasser tosend durch die Hände, um sein mühsam schlagendes Herz zu stärken und den Puls des Lebens zu festigen, der in seinem Gehirn tick-tack machte.
    „Das Messer …“ Sie blickte sich um. „Das Messer.“ Durch die Fetzen des herunterhängenden Vorhangs sah sie schemenhaft die Schattengestalt der Wächterin. „Komm her“, rief sie eindringlich. „Ich brauche dich.“
    Die Stimme der Wächterin antwortete nach einem Augenblick angespannten Schweigens. „Wartet“, sagte sie. „Wartet auf die Kipu.“
    Aleytys schluchzte enttäuscht, aber sie verschwendete ihre Zeit nicht mehr mit erneutem Rufen. Sie wagte nicht, die Hände zu bewegen, funkelte das Messer an. „Ai-Madar, beweg dich! Du! Beweg dich!“ Sie schrie verzweifelt auf. „Harskari, Shadith, Swardheld, ihr habt einmal meinen Körper bewegt, helft mir, helft mir …“ Aber das Tosen der Energie, die durch ihren Körper strömte, ertränkte den Ruf. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit war sie völlig allein, völlig von den eigenen Kräften abhängig … Die Stimmen in ihrem Schädel … wie sie sie einmal gehaßt hatte … einst … vor einem ganzen Leben … vor zwei Welten … Das Leben unter ihren Händen flackerte unregelmäßig … Die Wärme, die Sicherheit, die sie ihr gaben … unzugänglich … und sie knirschte verzweifelt mit den Zähnen und weinte in ihrer Not, aber die Stimmen waren verschwunden, die Mühe vergeblich, gleichzeitig machte das Messer die Heilung in dem Augenblick unmöglich, in dem sie einsetzte. „Heraus!“ schrie sie.
    Vielleicht eine Hand … Sie versuchte, eine Hand loszureißen, aber sie klebte am Fleisch fest, war gebunden von der Qual des Fleisches … Sie konnte keine Hand befreien … Nicht eine Hand … Eine Ewigkeit kroch zwischen zwei Atemzügen vorbei … Der Schlag des Lebens hämmerte immer langsamer in ihm …
    „Raus! Verdammt … ihr. Raus!“ Sie schrie das bebende Messer an. „Geh raus aus ihm!“
    Das Messer glitt in langsamen Rucken aus der Wunde heraus, schwang dann in eine glatte Kurve, wurde gegen die nächstgelegene Wand geschleudert. Mit brennender Befriedigung betrachtete sie es kurz, stumpfsinnig, dann wandte sie sich wieder der schwachen Flamme zu, die sie in der gebrochenen Gestalt unter ihren Händen pflegte. Mit schmerzhafter Langsamkeit schloß sich die Wunde.
    Vor Erschöpfung bebend, ließ sie den Kraftstrom zu einem leisen Dahinsickern trocknen. Schwach fühlte sie ringsum, hinter sich, Stimmen. Hände zupften an ihren Schultern, aber sie ignorierte sie, machte endlich die Hände von dem verzweifelten Druck auf die blaßrosa Wundnarbe frei. Die Finger klebten aneinander, die Haut war von vertrocknetem Blut verkrustet. Sie bewegte die Finger, berührte das Wrack von Burashs graziösem Fühler, glättete die weichen, empfindlichen Fasern, die Sensorhärchen, die der Luft Wärme entzogen, mit denen er lebende Dinge in Dunkelheit oder Licht sah, oder besser: fühlte … Es muß qualvoll sein, dachte sie, dieses komplizierte Nervengewebe, der Schmerz … Sie glättete den Fühler, berührte ihn so zart wie nur möglich, war ein wenig eingeschüchtert durch die Zerbrechlichkeit unter ihren Fingern, dann ließ sie die Kraft wieder emporwallen, und als sie die Hände wegnahm, war der Fühler wieder ganz, noch von Blut verklebt, aber ganz … Sie streifte die Finger über seine Wange und lächelte ihm in die Augen, die sich in diesem Moment öffneten, die sie in den Hunderten von Facetten reflektierten, strahlend von stetem Lebenspuls, und für diesen kurzen Augenblick existierten nur er und sie in einem Universum, das ihnen ganz alleine gehörte, eine geschlossene runde goldene Kugel gemeinsamer Freude. Einen kurzen Augenblick lang.
    Aleytys erhob sich, taumelte; müde, verkrampfte Beine. Das Gesicht in Langeweile und Unverschämtheit geglättet, blickte sie sich in der Leichenhalle um, zu der ihr Schlafzimmer geworden war, angewidert

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