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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ließ sich in einer eckigen Bewegung auf das Bett fallen und zog sie zu sich herunter. „Wie steht es mit dir?“
    „In etwa genauso.“ Sie schob die Finger durch das Haar, zuckte zusammen, als sie sich in Knoten verfingen und an der zarten Kopfhaut zupften. „Das war knapp. Ich wüßte gern, warum …“
    „Du hast selbst auf dich aufmerksam gemacht, Leyta.“ Seine Finger glitten sanft über ihre Handflächen, während er sprach. „Die Stadtköniginnen sind ein habgieriger Haufen Flußschweine. Du meinst, sie hätten die Gerüchte nicht vernommen? Verlaß dich darauf, daß Gapp und Asshrud die Nachrichten zu ihren Lieblingen hinausbekommen. Was hast du erwartet?“
    „Sie haben versucht, mich umzubringen. Was für einen Vorteil würde ihnen mein Tod bringen?“
    „Frag dich selbst. Liebt auch nur eine einzige von ihnen die Kipu? Alles, was die Macht der Kipu verringert, vergrößert die der Stadtköniginnen. Natürlich … Als ich geschlafen habe, –wollten sie dich nicht entführen?“
    „Du hast recht. Aber dich hätten sie umgebracht.“
    „Warum nicht. Was bin ich schon?“
    „Ah. Und wir wurden betäubt.“
    „Was habe ich gesagt? Gapp und Asshrud. Der kommende Monat dürfte interessant werden.“
    „Ahai Madar!“ Sie ruckte hoch und schlug eine Faust auf den Oberschenkel.
    Burash sah verblüfft drein. Er fuhr herum, seine Fühler vibrierten vor Neugier, die Farben blitzten rein im schwachen Licht. „Was ist los?“
    „Nakivas. Mit Wächterinnen auf der Mauer …“
    „Zwischen euch beiden.“ Er lachte. „Du wirst dir etwas einfallen lassen.“ Er beugte sich vor und schnüffelte an ihrer Haut. „Du stinkst, Leyta. Ich ebenfalls.“ Er glitt aus dem Bett. „Sollen wir den Schmutz abwaschen?“

 
16
     
    Wasser. Schaukelnd, sich endlos wiegend; Wasser, das ihren Körper streichelte, sich hob und senkte, ewig, unveränderlich, sie trieb dahin, darin eingetaucht, und Entfernung war bedeutungslos, wie die Zeit bedeutungslos war, sie verging und war doch immerwährend, unveränderlich, sie trieb dahin, eingetaucht in Wasserströmungen, blutwarm, durchtränkend, ohne Eile, langsam, sinnlich, sie schwebte in unbekümmerter Trägheit, der Körper warm, treibend, Arme, Beine schleiften nach, flatterten willenlos, Strähnen rotgoldenen Haares irrten eine Zeitlang in benachbarte Strömungen ab, so daß sie vor schlaftrunkenen, verträumten Augen ab und auf stiegen.
    Nach einer Ewigkeit war sie wach genug, um sich undeutlich nach dem Wo, Warum und Wann zu fragen. Goldene Blasen lösten sich von dem dunklen Wasser, perlten in komplizierten Kreisen um ihren Körper, tanzten um ihren Kopf, verschütteten einen Funkensprühnebel in ihre Augen, zeichneten ihren bewegungslosen Körper mit gesprenkelten Tupfern von glimmendem Gold nach, die in verwirrenden Mustern über die Erhöhungen und die im Schatten liegenden Vertiefungen des hellen Fleisches jagten.
    Eine weitere Ewigkeit verging.
    Sie betrachtete ihre treibende Hand und hob sie nach einer Weile hoch, um nach den tanzenden Blasen zu greifen, die ihre Neugier erregten, sie aus dem unbeseelten Traum kitzelten. Aber sie tanzten in spöttischer Ausgelassenheit, geräuschlos und ausweichend, fort von den unbeholfenen, tastenden Fingern, von Fingern, die sich mit quälender Langsamkeit bewegten. Sie gab die vergebliche Mühe auf und ließ die Finger ziellos ins Wasser tauchen.
    Ihre Lippen öffneten sich. Durchdrungen von dem Wasser, in das ihr Körper vollkommen eingetaucht war, fand sie keinen Unterschied, keine Worte. „Kommt“, rief sie lautlos, lockte die bezaubernden tanzenden Blasen.
    Das Wort glitt in das Wasser hinaus und glänzte, glänzte, Schall, langsam und langsam sichtbar gemacht. Sie sah zu, wie es durch das Wasser glitt und die Zusammenballungen von Blasen berührte, die heller funkelten denn je. Sie tanzten näher heran, wirbelten immer rundherum, in ihrem Gesicht, darüber, um ihr Gesicht herum, bis Lachen einer Fontäne gleich in ihr emporstieg. Sie hob die langsamen Hände erneut und ließ die Finger durch die Blasen flimmern, und es schien ihr, als würden sie ihr Lachen erwidern, ein leiser Glockenklang, der in ihrem Kopf klingelte, in Schauern polychromatischer Funken sichtbar gemacht, die wie Konfetti auf sie herunter und um sie her fielen, dann in Farbfäden davontrieben, die dahinstarben, bevor sie die fernen, nachschleifenden Zehen erreichten.
    Eine Ewigkeit verging.
    Als sie dies wünschte, wirbelten die funkelnden Blasen

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