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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Sicherheit.“ Sie entfernte sich von der Brüstung. „Aber es gibt einen Aufzug ab der Kasernenetage.“

 
15
     
    „Leyta!“
    „Aleytys!“
    „Freyka!“
    Die drei Stimmen dröhnten in ihrem Schädel und rissen sie aus einem schweren, unnatürlichen Schlaf. Ihr Mund klaffte auf, wie der eines Idioten; sie schloß ihn wieder, taumelte auf die Füße, schwankte benommen. Sie erwischte den Vorhang, krallte sich fest, um ihr Gleichgewicht zu behalten, und rieb mit der freien Hand über schlafverklebte Augen. „Wa …?“ murmelte sie.
    „Sieh zu, daß du den Nebel aus deinem Kopf hinausbekommst, Freyka.“ Swardhelds dröhnender Baß zerfetzte die Spinnweben. „Du kriegst Gesellschaft.“
    Benommen schüttelte Aleytys den Kopf. „Gesellschaft?“ „Ein Überfallkommando.“ Sie konnte seine Ungeduld fühlen und bemühte sich, sich zusammenzureißen.
    „Was soll ich tun?“ Die Worte kamen undeutlich heraus. „Was glaubst du wohl?“ Seine schwarzen Augen funkelten Verwirrung. „Hilfe holen. Burash wecken. Vo n hier verschwinden. Bewege deine Füße, Freyka.“
    Die klare Glastür wurde plötzlich dunkel. Aleytys erstarrte. Sie hörte das leise Wispern: Die Tür glitt nach oben; dann huschten schemenhafte schwarze Gestalten durch die Öffnung, seltsam verschwommen zu sehen, die Konturen unbestimmbar. „Freyka!“ spornte Swardheld sie erneut an. „Schaff ihn raus!“ Aleytys fühlte, wie sie von einem Schock durchrast wurde. „Burash! Lauf!“ Sie wiederholte die Worte immer wieder, während sie ihn schüttelte. Sie empfand seinen Schlaf als unnatürlich schwer, schließlich begriff sie die Übelkeit, die Langsamkeit der eigenen Reaktionen. „Betäubt … das Essen … Burash!“ Sie warf sich über das Bett und schüttelte ihn, vergaß in ihrer Not die Gefahr, in der sie schwebte. „Burash!“ Sie schüttelte ihn heftig. „Wach auf. Wach auf. Versuch aufzuwachen.“
    Hände schlossen sich um ihre Fußgelenke, kräftige, dünne Finger, wie Drahtseile, die sie von ihm wegzogen. Sie schrie, trat vergeblich aus, rutschte wie fettiges Fleisch über das Bett, Hände schlossen sich über ihrem Mund, bevor sie einen weiteren Laut ausstoßen konnte.
    Hände. Über Gesicht und Armen, Schultern, Hände, die an ihr zerrten, vergebliche Gegenwehr, Kraft, die ihre Bemühungen zum Gespött machten. Hände. Eine schnellte gebieterisch vor, und wie eine Verlängerung davon, huschte eine dunkle, schemenhafte Gestalt stumm um das Bett herum und verstrahlte Tod, Kälte, frostige Kälte, brennende Kälte, eine Hand umschloß einen schwarzen Reißzahn, der im schwarzen Licht aufglühte und ihre Augen sich geblendet schließen ließ.
    „Burash!“ Aleytys schrie wieder seinen Namen, aber der Laut wurde von der sandpapierartigen Hand der Nayid blockiert. Sie bäumte sich auf, wand sich und trat, nur um feststellen zu müssen, daß sich ihre Anstrengungen in Vergeblichkeit verloren, ihre Kraft nichts war gegen die drahtigen Muskeln der Angreifer, die sie festhielten …
    „Swardheld“, schrie sie in ihren Schädel hinein. „Sie wird ihn umbringen. Tu etwas!“ Sie wand sich, wehrte sich gegen die Hände, kämpfte, um schreien zu können, versuchte, Burash aus dem betäubenden Schlaf zu wecken, mühte sich ab, die Wache zu alarmieren. Warum war die Wache nicht schon hier, hörte sie denn nicht? – Ein schwarzer Arm zuckte hoch, die geschwärzte, rußige Klinge verwischte vor den fahlen, spitzenartigen Vorhängen. „Swardheld!“
    Die Hände, die sie festhielten, wurden steif und kalt, als ein bernsteingelbes Licht in ihrem Geist aufflackerte. Sie konnte das schnelle, tiefer werdende Läuten der melodischen Töne des Diadems hören, konnte hören, wie sie sich hinunterschraubten in unhörbare Unterschall-Vibrationen, die das Innere ihrer Knochen erschütterten. Von Bernsteingelb umflirrt, gingen die schwarzen Augen auf, und Swardheld floß in ihren Körper.
    Er zog versuchsweise an den erstarrten Fingern, die sich um ihre Arme, ihr Gesicht, ihren Körper krallten, aber sie saßen fest wie Handschellen. Er krümmte Aleytys’ Körper, damit er die Kraft der Beine nutzen konnte, riß sich aus einem Griff nach dem anderen frei, wandte Wissen und Hebelkraft an, um die Kraft, die ihm fehlte, hierdurch zu ersetzen. Aber es brauchte Zeit. Selbst in diesem eigenartigen, erstarrten Zustand. Sie spürte eine wachsende Besorgnis, eine wachsende Anspannung. Das bernsteingelbe Leuchten flackerte unstet, und sie fühlte eher, als

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