Irsud
vom ekelerregenden Geruch des gerinnenden Blutes. Die Nachtkriecher lagen zu einem Haufen vor der Wand aufgestapelt, zwei, vielleicht drei, strahlten schwaches Leben aus, die anderen waren steif und kalt im Tod. Rote Wächterinnen verlagerten ihr Gewicht nervös von einem Fuß auf den anderen, die entsetzten, schwarzen Blicke mieden sie konsequent, als könnten sie es nicht ertragen, sie anzusehen. Weitere waren draußen und durchstreiften den Garten.
Aleytys ging langsam zum Bett hinüber und setzte sich, ihr Körper protestierte gegen die wilden Anstrengungen der letzten Stunde. Sie sah an sich hinunter. Rote Markierungen, die sich langsam purpurn verfärbten, zogen Streifen über die zarte, blasse Haut. Sie erkundete ihren Körper mit den Fingerspitzen, zuckte zusammen, als sie die Quetschungen berührte. Verschmiertes Blut, das die Haut wie eine adstringierende Maske zusammenzog und an Rippen und Gesäßbacken trocknete, Blut, das die verblassenden, rosa Narben der Wunden verbarg, sickerte auf die Beine, verfilzte das dichtgelockte, rotgoldene Dreieck ihres Schamhaares. Sie kämmte die Finger durch die wirre, verklumpte Masse von rotem Gold auf dem Kopf, zog angewidert die Nase kraus. Sie zog die zerknitterte Robe zu sich heran, stand auf, schritt stumm durch den Kreis der Wächterinnen und trat in den Garten hinaus.
„Nun?“ Sie ließ die kurze Silbe wie einen Stein in den Teich des Schweigens fallen.
Die Kipu drehte sich zu ihr herum. „Sie sind über die Mauer gekommen“, sagte sie ruhig. „Dort wird ab jetzt patroulliert werden.“ Sie ging an Aleytys vorbei und betrat wieder das Schlafzimmer, starrte Burash eigenartig an, der langsam auf die Füße kam, ließ die Blicke zu Aleytys zurückgleiten und dann weiter, zu der ernsten, grauhaarigen Gestalt hin, die das Weiß der Medizin trug und unmittelbar vor dem Türbogen im Raum stand. „Muß die Ärztin nach Euch sehen, Damiktana? Oder nach ihm?“
Aleytys starrte die Ärztin voller Abscheu an, diese Ärztin, die ihr das Ei eingepflanzt hatte, die Erinnerung an diese fleischerne Zeitbombe, eingestellt, in einem Jahr zu explodieren … In weniger als einem Jahr. „Ich glaube nicht“, sagte sie.
„Vor nicht einmal einer Stunde hing Euer und sein Leben an einem seidenen Faden, es fehlte nicht viel, und ihr wärt gestorben. Ich wäre sehr daran interessiert, Eure Erklärung für dieses Genesungswunder zu hören.“
Die Augenbrauen leicht angehoben, starrte Aleytys auf die Angreifer, die wie Klafterholz aufgestapelt waren. „Die Antworten werdet Ihr viel wahrscheinlicher von dort bekommen“, sagte sie leise.
„Vielleicht.“ Die Kipu deutete zum Lift hinüber. „Wie dem auch sei: Es wird besser unter vier Augen diskutiert.“
„Nein.“ Als sich das magere Gesicht der Kipu unter einem schweren Stirnrunzeln verzog, lächelte Aleytys wieder. „Ich bin schmutzig und müde. Alles, was wir zu reden haben mögen, muß bis zum Morgen warten.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin sicher, Ihr werdet jene dort bis dahin ausgepreßt haben. Räumt hier auf, Rab’Kipu. Wenn Wachen notwendig sind, und nach dem, was geschehen ist, kann ich dies nicht abstreiten, laß sie dort draußen.“ Sie winkte zu der Glaswand hin.
Die Kipu blickte sie einen Augenblick lang finster an, nickte dann. Barsch befahl sie eine doppelte Handvoll Wächterinnen in den Garten hinaus und weitere zwölf in den Korridor; die anderen zwölf behielt sie zurück, um sie die Körper der Angreiferinnen in die nächsthöhere Etage hinauftragen zu lassen.
Innerhalb von Minuten war der Raum leer und still, die auf dem Boden verstreuten, süßlich stinkenden Blutschmierer die einzigen Erinnerungen an den heftigen Kampf. Die Kipu schritt ruhig zum Lift. Im Eingang, eine schwarze Silhouette vor dem fahlgelben Licht, das den kleinen, quadratischen Raum beleuchtete, drehte sie sich um und blickte Aleytys aus Augen heraus an, die bis auf flüchtige Glitzer reflektierten Lichts unsichtbar waren. „Wir werden uns morgen unterhalten, Damiktana. Haltet Eure Geschichte bereit, aber legt ein bißchen Wahrheit hinein.“
Die Kipu trat in die Aufzugskabine, und die Tür schloß sich hinter ihr. Aleytys berührte Burash leicht an der Schulter. „Alles in Ordnung mit dir?“
Er streckte die Hand aus, sagte: „Sieh nur. Ich zittere wie ein Blatt nach einem Wintersturm.“
„Und sonst?“
„Müde, schwer angeschlagen, wund wie ein verfaulter Zahn, aber ja, ich bin wohlauf. Ich lebe.“ Er
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