Irsud
stellte es zwischen sich und den Hiiri. Er goß die dampfende Flüssigkeit, goldbraun, durchsichtig, mit einem zarten Kräuterduft, in die Becher. Dann wartete er, mit gespreizten Fingern, daß Nakivas seine Wahl traf.
Nakivas lächelte angespannt, hob den rechts stehenden Becher und wartete nun seinerseits. Der Schmuggler nahm grinsend den anderen, schlürfte kurz. Daraufhin schlürfte Nakivas aus dem Becher, hielt ihn, während er Aleytys winkte.
Sie glitt von ihrem Pferd, stellte fest, daß die anderen Hiiri ihrem Beispiel folgten und sich in einem stummen Kreis zwischen den Pferden und der Handelsfläche niederließen. Nakivas berührte die Erde neben sich. „Der Handel beginnt jetzt, Kunniakas. Nimm einen Schluck hiervon, ja? Ich habe mich oft gefragt, was es ist.“
Aleytys nahm den Becher, den er ihr reichte, und kostete die noch heiße Flüssigkeit. „Gut“, murmelte sie. „Ich erkenne es. Tee. Nichts untergemischt hier. Einfach ein erfrischendes Kräutergetränk. Übrigens, falls es dich interessiert, ich verstehe, was er sagt, ich spreche seine Sprache.“
„Ah.“ Nakivas blickte sie gerissen an. „Wenn du irgend etwas zu meinen Gunsten hörst …“
„Natürlich. Dann willst du nicht, daß ich sie wissen lassen, daß ich verstehe, was sie sagen?“
Er lachte, blinzelte vor guter Laune. „Kunniakas. Gib nie etwas fort, ohne etwas dafür zu bekommen. Nie.“
„Nicht einmal um der besseren Verständigung willen?“
„Wir verständigen uns gut genug, Kunniakas. Du paßt auf und sagst mir, was ihn reizt, und ich werde die Geschäfte machen. Wir fangen an. Jetzt.“ Er schnippte mit den Fingern, und die schweigenden Hiiri machten sich daran, die Bündel abzuladen, stellten sie neben dem Anführer ab. Nakivas nahm einen Pelz heraus, ließ die Finger über das blasse, bernsteingelbe Fell spielen, um den kräftigen Glanz und die dichte Struktur zu betonen.
Becher um Becher schlürften sie die bernstein-braune Flüssigkeit, einfühlsam kämpften sie: Meister, die sie waren, langsam arbeiteten sie sich durch die komplizierten Transaktionen, bis die Übertragung von Gütern auf dem schwarzen Handelstuch nur die Dinge übrigließ, die weder der eine noch der andere haben wollten.
Aleytys streckte sich verstohlen und sah zum Himmel hinauf. Die gelbe Sonne stand gerade im Zenit, und ihr Magen lärmte nach dem Mittagsmahl. Sie konnte fühlen, wie sich die Freude an seiner Macht langsam durch Nakivas hindurchgärte, konnte die Verwunderung in den Schmugglern spüren, ihr Interesse an ihr. Sie blickte zum Schiff hinüber, ihrerseits durch den eigenartigen Mangel an konkretem Umriß verwundert. Selbst im vollen Licht der Mittagssonne waren die Konturen verschwommen und undeutlich, da sich die seltsam gefleckte Bemalung so wirksam mit der Klippenwand im Hintergrund mischte, daß das Schiff Teil des Felsens zu sein schien. So nah sie auch war, es war immer noch sehr schwer zu unterscheiden, was Schiff und was Fels war. Sie schloß die Augen. „Shadith.“
„Leyta?“
„Ist es nur die Farbe, die das Schiff so …“ Sie suchte hastig nach den richtigen Worten, gab es dann aber auf. „Du weißt …“
Mit zwinkernden Augen betrachtete Shadith das Schiff. „Wahrscheinlich nicht. Ich kann es nicht sagen, nicht, ohne einen Blick aus der Nähe darauf geworfen zu haben oder ihm ein paar Fragen gestellt zu haben. Warum?“
„Bin nur neugierig. Und gelangweilt. Ich habe dieses Sitzen verdammt satt.“ Sie verlagerte ihr Körpergewicht leicht und rümpfte über Nakivas und den Schmugglerkapitän die Nase, während diese das Ritual hinter sich brachten, das den Handel abschloß.
Nakivas stand auf. Aleytys kam dankbar auf die Füße und stand hinter ihm; sie war gut eine doppelte Handbreit größer als er. Der Hiiri breitete die Hände aus, zeigte dann zum Schiff hinüber.
Der Schmuggler stand ebenfalls auf, seine beiden Begleiter erhoben sich gleichzeitig. In einer geschmeidigen Bewegung bückte er sich und berührte den Boden. Dann richtete er sich auf, zeigte zur Sonne, seine Hand beschrieb einige große Kreise, zählte dann sechs Finger an seiner fünffingrigen Hand ab, indem er den Zeigefinger zweimal berührte. „Kateleusomai en Mesis Hexis.“
Aleytys lehnte sich zu Nakivas hinüber. „Er sagt, er wird in sechs Monaten zurück sein.“
Nakivas machte eine kleine, warnende Geste. „Ich weiß, Kunniakas. In sechs Monaten.“ Er lächelte dem Schmuggler gelassen zu, zeigte zur Sonne, knickte die
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