Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
tun können, aber du … du bist humanoid, und er, nun, ich nehme an, er stammt von einer Insekten-Reptil-Kombination ab, die, glaube ich, auf diese spezielle Welt begrenzt ist. Jedenfalls habe ich auf all den Welten, die ich besucht habe, keine ähnliche gesehen. Es gibt keine Möglichkeit der gegenseitigen Befruchtung. Nicht in der ganzen Wissenschaft, die ich kenne.“
    Aleytys fuhr fort, mit den Fingern über die Seite zu streichen. „Ich hätte gestern meine Periode bekommen müssen. Gestern vor zwei Monaten …“
    „Das könnte der Streß sein. Ist das früher schon einmal passiert?“
    Aleytys kicherte kurz, unterdrückte dann den Laut, da er hohl über die leisen Atemzüge der Schläfer hallte. „Ja“, murmelte sie. „Als ich das erste Mal schwanger war.“
    Shadith knurrte. „Ich denke immer noch … Nein, es muß einen anderen Grund haben.“
    Plötzlich voller Übelkeit, ballte Aleytys die Hände zu Fäusten und preßte sie auf ihren Leib. „Ich weiß es“, flüsterte sie. „Ich weiß, was es ist. O Gott.“
    „Leyta? Was ist los?“
    „Ich weiß, was sich in meinem Mutterschoß eingenistet hat. O Gott …“
    „Ah.“ Die purpurnen Augen verlagerten nachdenklich den Blick. „Ja. Ja, du hast recht. Du mußt recht haben. Warte, Le-any, bleib ganz ruhig. Dir wird nichts passieren, dafür werden wir sorgen.“
    „Es wird euch nicht lassen.“
    „Hah! Laß Harskari erst einmal loslegen, und sie wird merken, daß sie in einem Kampf ist, dieses alte Weib.“
    Ein unfreiwilliges heftiges Lachen erschreckte Aleytys, die plötzliche Belustigung spülte das Melodrama aus ihrem schwer arbeitenden Verstand. „Mit meinem Körper als Schlachtfeld. Habe ich irgend etwas dazu zu sagen?“
    „Tagadas, ich fürchte, der Kampf wird dort ausgetragen, wo die Kämpfer sind.“
    „Ja.“ Sie gähnte und streckte sich. „Ahai, meine Freundin, ich bin müde.“

 
24
     
    Die langen Schatten erstreckten sich wie schwarze Tinte über den grasbewachsenen Geröllboden der schmalen Schlucht. Hinter Aleytys scharrten die Pferde des Packzuges unruhig am Boden und schüttelten die Halfter, bis das leise, metallene Klimpern wie Glockenklang um sie her tanzte. Die Siedlung ist groß, dachte sie, aber man kann nie wissen. Jedes der halbwegs dauerhaften Häuser mit ihren vielspitzigen Lederdächern und den Wänden aus Baumstämmen war dicht an oder um die stämmigen, ledrig beblätterten Bäume gebaut. Burash stand im Schatten dicht an dem knorrigen Stamm, halb unsichtbar. Hier und da spähten kleine Gesichter um Ecken oder aus Schattenflecken, strahlten Neugier aus, zaghafte Feindseligkeit und Unsicherheit. Vorhin hatten sie einige Laute und Beleidigungen ausprobiert und waren zu Schweigen und Benehmen zurechtgeknufft worden. Die Erwachsenen hatten erste Gesichter, akzeptierten, waren formell höflich.
    „Kätzchen.“
    „Kunniakas?“
    „Sie werden ihm nichts tun?“
    „Nein. Natürlich nicht.“ Die Hiiri legte zögernd ihre Hand auf Aleytys’ Arm. „Ich werde auf ihn aufpassen. Aber er hat das Wort des Paamies.“
    „Ich weiß. Aber Nakivas wird nicht mehr da sein.“
    „Ich bin hier. Ich kenne den Wert von dem hier.“
    „Danke.“ Aleytys wischte die Hände über die weiche, weiße Lederjacke. „Ich mag dieses Ding“, sagte sie abwesend. „Es war gut von deinen Leuten, es für mich anzufertigen.“
    „Nicht meine Leute.“
    Aleytys schüttelte den Kopf. „Kätzchen, Kätzchen.“ Sie zerzauste die langen, vornehmen Fransen, die bis auf ihre Knie hinunterhingen. Sie trug weiße, lederne Beinkleider, die über weiche, flache Mokassins paßten. Sie seufzte und schwang sich geschmeidig in den Sattel. „Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Reise, Kätzchen.“
    Aamunkoitta zuckte mit den Schultern. „Es ist eine Verpflichtung.“
    „Und Verpflichtungen müssen geehrt werden.“ Aleytys schaute auf, überrascht, die Sonne in ein klumpiges Orange zerschnitten zu sehen, das halb in Schleiern von Sonnenuntergangs-Vergoldung leuchtete. Es gab nicht eine Wolke in der strahlenden Kuppel des Himmels. Ein Frösteln durchjagte sie … Schwarz über der Sonne … Groß und dick … Aber zu schnell, um es erfassen zu können … Das Bild war außerordentlich lebhaft, deutlich genug, um die Realität um sie her wenigstens für einen flüchtigen Moment zu überschatten.
    Nakivas stieß einen Schrei aus, und der Packzug setzte sich auf die langsam untergehende Sonne zu in Bewegung.
    Diese ganze Nacht hindurch wanden

Weitere Kostenlose Bücher