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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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neugierig zu ihr her.
    „Bring sie hin. Schnell.“
    „Über die Hügelketten?“
    „Vorsichtig.“ Nakivas ließ seine Blicke den Treck entlangwandern. „Hab jederzeit Unterschlupf bereit. Du weißt.“
    „Ja. Gut.“
    Aleytys unterbrach: „Wenn wir in die Nähe der Siedlung sind, gehe ich allein hinein. Wenn es Ärger gibt, kann euch Pastaa Nachricht bringen.“
    „In Ordnung.“ Er machte eine Geste zu dem Weg hin. „Geht.“
    Der Kammweg lag hoch, und es war heiß, aber Aleytys merkte es kaum. Sie zitterte unablässig, von einer Besorgnis vorangetrieben, die ihre Sonne mit Schwarz verhüllte. Auf dem gewundenen, gefährlichen Pfad, der in den steilwandigen Canyon hinunterführte, der die Siedlung verbarg, scheute ihr Pferd zweimal bedrohlich nahe am Rande des Abgrunds, stolperte in zunehmender Furcht, bis sie es nur mit Mühe und Not zügeln und auf den Läufen halten konnte. Unter dem Zwang, sich auf die unmittelbare Gefahr zu konzentrieren, wich ihre Sorge leicht zurück, aber als sie die Sohle des Canyons erreichten, kehrte sie mit wilder Gewalt zurück.
    Der Boden unter den Bäumen war weich und naß, dämpfte den Klang der Pferdehufe, bis nur mehr das leise Knarren des Leders und das gelegentliche Klingeln der Zaumzeugringe – ein Geräusch, das entstand, wenn die Pferde die Köpfe schüttelten –durch das schwere Schweigen brachen. Der Hiiri streckte seine Hand aus.
    „Was ist?“ Aleytys fühlte eine Enge in ihrer Brust, die ihr Herz in einem schmerzhaften Krampf zusammendrückte.
    „Die Siedlung liegt dort hinten.“ Er fächerte eine Hand in einer kurzen, sparsamen Geste zu einer gekrümmten Wand hin, „Du gehst zuerst. Ich folge.“
    Aleytys’ Hände krampften sich um die ledernen Zügel zusammen, bis sie schmerzten. Sie schloß die Augen. „Ja. In Ordnung.“
    Noch immer empfand sie schwarze Depression; sie trieb das Pferd in einen langsamen Trab, umrundete die Kurve. Nichts an der ruhigen Szene gab ihr irgend einen Grund für dieses Gefühl. In den Hütten aus Holz und Leder war es still. Zu still. Sie spornte das Pferd zu einem Trab an und ritt zum Zentrum der versteckten Siedlung.
    Eine weibliche Hiiri, eine, die sie nicht erkannte, hielt nach ihr Ausschau.
    „Wo sind sie alle?“ rief Aleytys ungeduldig.
    Die Hiiri blickte sich um, dann zuckte sie mit den Schultern. „Wir bereiten uns vor“, sagte sie finster.
    Aleytys starrte in die Runde. Das Gefühl der Gefahr war bedrückend wie die schwüle Luft vor einem zu lange verzögerten Sturm. Die Hiiri strahlte Furcht und Zorn in verwirrender Mischung aus. „Warum bist du böse auf mich?“
    Die Hiiri schüttelte den Kopf, die Blicke auf die Zehen geheftet.
    Aleytys hob die Zügel, drehte sich um, starrte geradeaus, weiter in das Dorf hinein, hielt nach einem zugänglicheren Individuum Ausschau.
    Hinter sich hörte sie ein plötzliches, stampfendes, scharrendes Geräusch. Sie riß ihr Pferd herum.
    Burash hetzte um die Ecke einer der Hütten. „Flieh“, kreischte er. „Verschw …“
    Ein breiter Kegel aus strahlendem, rotorangenem Licht flackerte auf. Den zeitlosen Bruchteil einer Sekunde lang war Burashs Körper schmerzverzerrt, die Lippen formten einen stummen Schrei … eine Sekunde lang war er eine schwarze Silhouette vor dem strahlenden, roten Lichtring des Energiegewehrs. Dann war der Gestank von verbranntem Fleisch in ihrer Nase, die schwarze Silhouette löste sich zu einer Handvoll sanft schwebender Asche auf, die langsam, quälend langsam zu Boden fiel, der Gestank war verschwunden, die Luft rein, grün, kühl.
    Aleytys glitt vom Pferd. Glitt vom Pferd und stolperte ein halbes Dutzend Schritte weit voran. Stolperte ein paar Schritte weit, wobei die Knie nachzugeben drohten, stöhnte, war sich dieses Lauts gar nicht bewußt. Sie stolperte durch einen Morast von Schmerz und Unglauben, erreichte die verkohlte Erde und kniete nieder. Kniete neben der verbrannten Erde und berührte den Schleier feiner, grauer Asche, den entsetzlich furchtbar winzigen Rest einer ganzen Person. Sie streckte eine zitternde Hand aus, zog sie zurück, streckte sie wieder aus. Berührte die Asche; Schluchzer schüttelten ihren Körper. Berührte die Asche, spürte Verlust und Wut durch sie tosen. Warum, warum, warum, ihr, ihr verdammten Begleiter, warum habt ihr nichts getan, irgend etwas getan, irgend etwas, irgend etwas. Ihr sitzt in meinem Schädel, und ihr tut nichts, nichts, nichts, ni …
    Sie fiel mit dem Gesicht nach unten in den Staub,

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