Isabellas Unterwerfung
lange wird sie brauchen, um sich zu beruhigen?“, fragte Lucian hoffnungsvoll.
„Nicht lange“, grinste Jesse. „Heute Morgen wollte sie, dass ich dein Bild abhänge, und am Nachmittag sagte sie, ich soll es lassen, wo es ist.“
Lucian stand auf. „Ich werde dann mal gehen. Zu Isabella bitte kein Wort“, fügte er noch hinzu.
„Das versteht sich von selbst, aber du fährst nirgendwohin. Du hattest vier Gläser Wein. Ich habe dir das Gästezimmer fertig gemacht.“
Lucians Augen funkelten wütend, doch Jesse hielt seinem Blick stand.
„Deine resolute Art gefällt mir. Allerdings solltest du dir nicht angewöhnen, mich zu bevormunden. Heute nehme ich dein Angebot jedoch gerne an.“ Lucian setzte sich wieder und goss sich noch ein Glas Rotwein ein.
„Prost Jungs, auf die Liebe.“
Im Nu war es Mittwoch, und Isabella war bereits zwei Stunden unterwegs zu diesem Mr. Baker. Sie fuhr in südliche Richtung in die Atlantic Highlands. Als sie den Bayside Dr. erreicht hatte, konnte sie zwischen den Häusern den Atlantik sehen. „Keine schlechte Wohngegend für einen unbekannten Künstler, Mr. Baker.“ Isabella konzentrierte sich auf die linke Seite, und als das Navigationsgerät bekanntgab: „Sie haben ihr Ziel erreicht“, sah sie ein großes, schmiedeeisernes Tor. Sie fuhr in die Einfahrt und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Mit einem summenden Geräusch bewegte sich eine Kamera oberhalb des Tores, und sie lächelte in diese Richtung. Das Tor öffnete sich, und Isabella fuhr den Schotterweg zum Haus entlang. Ein moderner Bau aus Beton und viel Glas tauchte vor ihr auf. Hinter dem Haus erstreckte sich das funkelnde Meer. Es war atemberaubend schön hier. Nie im Leben hätte Isabella mit einem solchen Schmuckstück gerechnet. Sie parkte den Wagen vor der Tür des Hauses und ließ den Schlüssel stecken. Schließlich kannte sie diesen Mr. Baker nicht, und vielleicht war es nötig, schnell zu verschwinden. Langsam, sich immer wieder umblickend, ging sie zur Tür und klingelte. Sie hatte das Gefühl, hier vollkommen allein zu sein, und als sie feste Schritte hinter der Tür hörte, begann ihr Herz, wild zu schlagen. Als die Tür geöffnet wurde stockte ihr der Atem. Ein fast zwei Meter großer, breitschultriger Hüne in Jeans und abgewetztem Holzfällerhemd grinste sie amüsiert an. Isabella wich einen Schritt zurück. „Master Simon.“
Der lachte auf. „Nein, nein. Einfach nur Simon reicht völlig. Komm rein, Isabella.“
Isabella sah sein Lachen und die strahlenden, freundlichen Augen. Ihr Herz raste noch von dem Schreck, doch die Anspannung fiel von ihr ab. Grinsend ging sie an Simon vorbei und betrat das Haus. „Seit wann wusstest du, dass ich es bin?“, fragte sie, um das Schweigen zu durchbrechen.
„Nun, ich hatte deine Stimme sofort erkannt. Habe mich schon auf dein Gesicht gefreut und … es hat sich gelohnt.“ Ihm saß der Schalk im Nacken, und Isabella war überrascht, einen völlig anderen Simon vor sich zu haben, als am vergangenen Freitag.
„Und wieso nennst du dich Peter S. Baker?“
„Eigentlich heiße ich Simon Peter Baker. Ich signiere meine Bilder allerdings mit P. Baker. Also habe ich mich auch mit Peter S. Baker vorgestellt.“ Simons Stimme war ernst, fast melancholisch geworden. „Möchtest du einen Kaffee?“
„Mit viel Milch bitte.“
Sie sah sich in dem großen, offenen Wohnbereich um. Der Architekt hatte gekonnt mit den Kontrasten der Materialien gearbeitet. Die große Glasfront gab einen atemberaubenden Blick auf den Atlantik preis. Gegenüber der offenen Edelstahlküche stand ein Esstisch aus Stahl und Glas mit acht Stühlen. Ob Simon eine große Familie hatte? Hatte er überhaupt eine Frau und Kinder? Isabella wusste rein gar nichts über ihn.
„Mein Vater hat das Haus 2003 angefangen zu bauen, kurz vor seinem Autounfall. Ich habe es in den letzten Jahren fertiggestellt. Es ist zwar sehr weit draußen, aber man kann gut hier wohnen.“
Simon verblüffte sie. Am Freitag hatte sie noch Angst vor ihm gehabt, und jetzt lernte sie eine ganz andere Seite von ihm kennen. Eine nette Seite.
„Im Club spielen wir alle eine Rolle. Man entflieht seinem Alltag, lebt seine Fantasien aus. Es kommt oft vor, dass das zwei vollkommen voneinander getrennte Welten sind.“
Konnte er ihre Gedanken lesen? Doch Isabella verstand, was er sagte. Als Dom war er ihr kalt und brutal vorgekommen. Dieser Simon war warmherzig und bodenständig. Sie begann, ihn zu mögen.
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