Isabellas Unterwerfung
nichts.
„Wieso habt ihr euch wegen uns gestritten?“
„Weil ich nicht verstehe. Wie kannst du dir das antun lassen? Er hat dich bis aufs Blut geschlagen, und du nimmst das hin. Wieso trenn…“
„Ich habe das nicht hingenommen. Dieser Vorfall hat mich wachgerüttelt. Damian und ich haben uns ausgesprochen. Ich weiß, warum er ausgerastet ist, und ich habe ihm verziehen. So etwas wird nie wieder vorkommen.“
„Das glaubst du ihm? Das kann nicht dein Ernst sein? Wenn diese Grenze erst einmal überschritten ist, hört das nicht einfach auf.“ Ihre Stimme triefte vor Unverständnis. „Wie kannst du ihm verzeihen?“
Jesse ergriff sanft Isabellas Hände und sah sie eindringlich an. „Weil wir uns lieben. Deshalb kann ich ihm verzeihen. Und es wird nicht wieder passieren, weil Damian nicht dominant ist. Das war das ganze Problem. Er wird mich nicht schlagen, weil er das gar nicht will und nie wollte.“
Isabella starrte Jesse ungläubig an. „Damian hat sich dir unterworfen?“
„Für dich muss immer alles Schwarz oder Weiß sein. Die Liebe ist vielschichtiger, Isabella.“
Jetzt kam er wieder mit diesem Mist. Liebe war Schwarz oder Weiß. Entweder man liebte oder nicht. Dazwischen gab es nichts. „Das ist mir alles zu kompliziert. Mein Leben war strukturiert, bevor mir die Liebe begegnet ist.“
Hatte Isabella mitbekommen, was sie gesagt hatte? Jesse war sich nicht sicher. Die Situation war heikel. Isabella konnte sich von einem Augenblick zum anderen verschließen, und dann war es schwierig, zu ihr durchzukommen. Ihre Wut auf ihn war immer noch besser als ihre Traurigkeit. Was für Jesse zählte, war, dass sie Lucian eine Chance gab. Sie war glücklich gewesen in den vergangenen Tagen. Er durfte nicht zulassen, dass sie alles aufgab.
„Wie bist du mit Lucian verblieben?“
„Ich habe um Zeit gebeten. Ich muss mir über meine Gefühle klar werden. Mein Kopf springt von einem Gedanken zum andern, völlig konfus. Lucian wollte nicht, dass ich in den Club gehe. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, als er sagte, es wäre zu früh. Du kennst mich. Wenn mir jemand was verbietet, will ich es umso mehr, aber diesmal hätte ich hören sollen. Erst dieser Simon und dann die Sache mit dir … Ich hatte jahrelang keinen Sex, und jetzt gleich so extrem. Vielleicht habe ich mir zu viel zugemutet.“
„Ich habe euch beobachtet, Bell, und ich habe nur ein Paar gesehen, das so miteinander umgegangen ist wie ihr.“
„Wer?“, fragte Isabella, mehr aus Reflex als aus Neugier.
„Monice und Daniel. Sie war die Geschäftsführerin. Daniel hat einen Job an der Westküste angenommen. Sie ziehen nach L.A. und werden heiraten.“
Eine Weile schwiegen sie.
Dann kam Isabella ein anderer Gedanke. „Wie geht es mit euch weiter? Du bist doch gar nicht dominant?“
Jesse schmunzelte. Er hatte an diesem Wochenende Seiten an sich entdeckt, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte. „Scheinbar bin ich das doch. Es ist nicht einfach für mich. Ich muss diese Seite an mir erst einmal kennenlernen. Damian hat sehr darunter gelitten, dass er devot ist. Er bewundert Lucian sehr und wollte immer so sein wie er. Es scheint allerdings so, als wäre das nicht sein Naturell.“
„Das hat Lucian auch gesagt.“
„Lucian ist ein guter Menschenkenner. Ich wünschte nur, er hätte mal mit Damian darüber gesprochen. Dann wäre uns viel erspart geblieben.“
„Er mischt sich nicht gerne in die Angelegenheiten seines Bruders ein.“
Jesse fand es süß, wie Isabella Lucian verteidigte, auch wenn es ihr nicht bewusst war. Er sah an ihren traurigen Augen, wie sehr sie ihn vermisste. Sie litt unter dem Streit mit ihm. Jesse war sich sicher, dass sie wieder zueinander finden würden. Irgendwie hatte er das Gefühl, die beiden waren füreinander bestimmt.
Isabellas Frage riss ihn aus seinen Gedanken. „Ist Lucian auch devot?“
„Hundertprozentig nicht. Lucian ist die Dominanz in Person.“
„Und wenn er die Kontrolle verliert? Wird er mich verletzen? Ich kann das nicht riskieren, Jesse.“
Darum ging es also. „Lucian lebt seit Jahren seine Neigungen aus. Er hat sich nie verstellt. Es geht um Vertrauen, Bell. Um dein Vertrauen in ihn und in dich selbst.“
„Ich hab Angst“, flüsterte sie kaum hörbar.
„Ich weiß, Bell.“
Isabella brauchte Zeit. Zeit um das, was sie am Freitag gesehen hatte, zu verarbeiten und um zu begreifen, dass es nichts mit Lucian und ihr zu tun hatte.
Lucian hatte das ganze
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