Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
umso besser.
Ich liebe Italien.« Sie hielt dem schmachtenden Gesichtsausdruck, den er ihren Ausführungen
folgen ließ, lächelnd stand.
»Was trinken
Sie, schöne Frau. Darf ich Sie zu etwas einladen?«, erkundigte er sich daraufhin
mit einer riesigen Extraportion Eros-Ramazotti-Schmelz in der Stimme.
»Müssen
Sie nicht. Ich bekomme hier alles umsonst.«
»Ich möchte
aber gerne. Bitte.« Er machte noch treuere Dackelaugen als zuvor.
»Na gut,
dann ein Glas Weißweinschorle. Ich schenke es mir selbst ein, wenn es recht ist.«
Langsam begann Anneliese seinen anhaltenden Charmeattacken zu erliegen.
»Vielen
Dank. Mein Name ist übrigens Giuliano.« Er reichte ihr seine feingliedrige, braungebrannte
Hand über den Tresen.
»Freut mich,
Giuliano. Ich bin die Anneliese.« Sie legte ihre wie immer perfekt manikürte Hand
in seine. Er hielt sie länger als nötig fest und setzte dabei einen verträumt verliebten
Blick auf.
»Sie dürfen
jetzt wieder loslassen, Giuliano.«
»Oh, Entschuldigung,
Anneliese. Verzeihung.« Er zog seine Hand langsam zurück. Sie schenkte sich ihre
zweite Weinschorle an diesem Abend ein und stellte sie neben sein Bierglas. Dann
kassierte sie kurz zwei andere Gäste am hinteren Ende der Bar ab. Als sie wieder
bei ihm eintraf, stießen sie miteinander an.
»Zum Wohl,
schöne Anneliese.«
»Salute,
Giuliano.« Der geht ja ganz schön ran, der gutaussehende Schmachtfetzen, dachte
sie. Aber gefallen würde er mir durchaus. Doch, doch. Das wird bestimmt ein lustiger
Abend, so wie es aussieht. Ich bin schon gespannt, was er noch so zu bieten hat.
16
»Hier, Franzi.« Max winkte seinen
alten Freund zu sich herüber. Er hatte vorhin trotz des großen Andrangs gerade noch
ihren Stammtisch im Schatten des kleinen Ahorns ergattert, bevor er ihm von einer
japanischen Reisegruppe weggeschnappt werden konnte.
»Du kriegst
wohl immer deinen Lieblingsplatz, Max?«, staunte Franz, als er sich setzte. »Egal
wann, egal wo. Wie machst du das bloß?«
»Tja, mein
Freund. Daran erkennt man den professionellen Biergartenbesucher.«
»Das ist
wohl wahr. Zeit genug hast du ja dafür, seit du nicht mehr bei uns bist.«
»Höre ich
da etwa schon wieder leisen Neid in deiner Stimme?« Max grinste. Er wusste, dass
Franz ihn auf dem Revier vermisste. Und ihm selbst ging es nicht viel anders. Immerhin
hatten sie knapp zwanzig lange Jahre gemeinsam dort verbracht.
»Logisch.
Was denkst denn du?« Auch Franz grinste. Natürlich gönnte er Max sein neues Leben.
Das wusste der auch. Und oft genug arbeiteten sie ja auch heute noch zusammen. Auf
der anderen Seite hatte er Max gegenüber aber bereits mehrmals erwähnt, dass er
sich selbst immer mehr nach der Freiheit sehnte, die Max mit seinen knapp 53 Jahren
bereits genoss. Morgens nicht mehr um sieben aufstehen zu müssen, das wäre es halt,
hatte er gemeint. Genauso wie wegfahren zu können, wann immer man Lust dazu hatte.
Oder an einem schönen Sommertag schon nachmittags im Biergarten zu sitzen. Aber
wie es aussah, würde er darauf wohl noch eine ganze Weile lang warten müssen.
»Das muss
ja ein echter Superdeal gewesen sein, den dir unsere Vorgesetzten damals angeboten
haben«, fuhr er fort.
»Wie schon
mehrmals gesagt, Franzi, es reicht gerade so. Und zusammen mit den Erbschaften von
meinen Eltern und meiner Tante reicht es sogar ganz gut.«
»Beim Onassis
war es genauso.«
»Sehr witzig.
Glaube mir, man hat mir keine Wahl gelassen. Irgendwann erkläre ich dir auch mal
genau, was da ablief. Aber im Moment kann und will ich noch nicht darüber reden.
Auf jeden Fall gibt es keinen Grund zum Neid. Das schwör ich dir.«
»Ist schon
okay, Max. War bloß Spaß. Ich hole uns mal ein Bier. Ein armer Pensionär trinkt
doch Bier. Oder?«
»Tut er,
Franzi. Unbedingt. Vor allem bei dieser mörderischen Hitze.«
Sie lachten
und Franz stapfte zur Schenke. So ist es mit Franzi seit dem Kindergarten, dachte
Max. Wir schießen uns zwar bei jeder Gelegenheit gegenseitig hoch, aber niemals
würde einer von uns versuchen, den anderen fertig zu machen. Natürlich hatten sie
auch schon mal die eine oder andere Auseinandersetzung miteinander gehabt. Aber
selbst das war immer fair abgelaufen. Ihre Wertschätzung füreinander war von klein
auf mit ihnen gewachsen und bis heute erhalten geblieben.
»Ist hier
noch frei?«
Max blickte
auf und staunte nicht schlecht. Irene stand vor ihm. In ihrem kurzen weißen Sommerkleid
sah sie aus wie ein Engel auf Erden. Und
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