Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
denen es draußen einfach zu heiß war. Natürlich
bekamen auch sie sofort ihre Biere.
»Hallo,
Moni. Ja, so ein Wahnsinn. Ist das immer noch eine Hitze. Unerträglich.« Anneliese
war gekommen, um ihr neues schwarzes Minikleid und den verrückten neuen Hut auszuführen.
»Hallo,
Annie. Wirklich wahr. Aber hier drinnen kann man es einigermaßen aushalten.« Monika
hatte ihr eigenes Outfit aus der Schwabinger Edelboutique, gleich nachdem sie heimgekommen
war, gegen ihr leichtes rotes Baumwoll-Kleid und bequeme Turnschuhe getauscht. Sich
während der Freizeit fesch zu machen war eine gute Sache. Aber Arbeitskleidung musste
vor allem praktisch sein. »Was willst du trinken?«, fragte sie ihre beste Freundin,
als die sich auf einem Barhocker niedergelassen hatte.
»Eine eiskalte
Weißweinschorle wäre heute, glaube ich, genau das Richtige«, antwortete Anneliese.
»Aber, sag mal, Moni, so viele Gäste draußen? Soll ich dir nicht ein bisschen hinter
dem Tresen helfen?«
»Das würdest
du tun? Obwohl du mich heute eh schon so verwöhnt hast?«
»Wozu hat
man denn eine Freundin?«
»Das wäre
natürlich super, Annie. Max hat nämlich keine Zeit. Er arbeitet an seinem Fall.
Sagt er zumindest. Dann könntest du ausschenken und ich kümmere mich ums Essen und
ums Bedienen, okay?« Sie lächelte erleichtert.
»So machen
wir’s. Aber zuerst schenke ich mir meine Weinschorle ein.« Anneliese gab Monika
ihren Hut, die ihn gleich in der kleinen Garderobe im Treppenhaus zu ihrer Wohnung
hinauf in Sicherheit brachte, und kam hinter den Tresen. Dann begann sie mit der
Arbeit. Neu war ihr die Aufgabe nicht. Sie hatte Monika vorher schon ein paarmal
geholfen und wusste deshalb, was zu tun war. Bei den Gästen war sie mit ihrer kommunikativen,
selbstbewussten Art bisher immer gut angekommen. Auch heute lief es nicht anders,
nach zehn Minuten hatte sie den ganzen Laden samt Garten fest im Griff.
»Hallo,
schöne Frau. Wären Sie so nett und würden mir ein kühles Helles einschenken?« Ein
südländischer Gigolotyp mit stramm nach hinten gekämmten, schwarzen Haaren war vor
ihr aufgetaucht. Er himmelte sie breit grinsend an.
»Aber natürlich,
junger Mann. Hier bekommt jeder was zu trinken, wenn er sich anständig benimmt.«
Anneliese kannte ihre Pappenheimer. Wer so aussieht wie du, der meint bestimmt,
dass er jede Frau haben kann, wenn er will, wusste sie. Aber nicht mit mir, Schätzchen.
Da musst du erst noch etwas erwachsener werden.
»Vielen
Dank. Bestimmt wissen Sie längst, dass Ihre Augen wunderschön sind. Das klare Blau
passt ganz wunderbar zu ihren blonden Haaren.« Er grinste noch breiter. Sie lächelte
zurück. Na, das klingt aber jetzt schon sehr erwachsen. Mehr davon. Vielleicht lasse
ich ja doch mit mir reden. Ein appetitlicher Kerl bist du zweifellos.
»Weiß ich.
Danke für die Blumen.« Sie stellte ihm das volle Glas vor die Nase.
»Mein Gott,
wie konnte ich die nur vergessen?«
»Wie?«
»Die Blumen
für Sie! Habe ich ganz vergessen. Einen kleinen Moment, bitte.« Er sprang von seinem
Barhocker und lief im D-Zugtempo hinaus. Keine drei Minuten später war er mit zwei
winzigen, verdorrten Gänseblümchen in der Hand zurück. »Hier, bitte«, schnurrte
er, während er sie Anneliese über den Tresen reichte. »Blumen von mir für die schönste
Frau Münchens.«
»Nur Münchens?
Warum nicht Deutschlands?« Sie nahm seine kleine Aufmerksamkeit lachend entgegen.
»Oh, natürlich.
Deutschlands. Nein, Europas. Nein, der ganzen Welt!« Als hätte er einen heiligen
Schwur geleistet, legte er theatralisch die rechte Hand auf sein Herz.
»Dass ihr
Burschen vom Mittelmeer immer so maßlos übertreiben müsst.« Anneliese konnte gar
nicht mehr aufhören zu lachen. So etwas war ihr ja schon lange nicht mehr passiert.
Ein galanter, gut zehn Jahre jüngerer Schönling, der anscheinend wirklich einen
Narren an ihr gefressen hatte. Na gut, ich sehe aber auch einfach super aus in meinem
neuen Minikleid, dachte sie. Wer Beine hat, hat Beine. Und ich habe welche. Und
was für welche. Aber konnte er die überhaupt sehen von da vorne aus? Hm. Vielleicht
sollte sie mal kurz in die Küche hintergehen und einen leeren Teller holen, dann
sah er sie auf jeden Fall. Gott sei Dank war es hier drinnen nicht so hell wie draußen.
Sicher hatte er ihre Falten noch gar nicht entdeckt.
»Wie haben
Sie erraten, dass ich Italiener bin, schöne Frau?«
»Habe ich
gar nicht. Ich sagte Mittelmeer, nicht Italien. Aber wenn es denn so ist,
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