Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
einem Getränk
zum Beispiel. Und mit Bauberger hat man es genauso gemacht. Vielleicht hingen sie
alle beide in der Liedklausache mit drin. Oder es war ein Serientäter, der es prinzipiell
auf Musiker abgesehen hat, und ich muss meine Verdächtigen ganz woanders suchen.«
»Ho, Brauner.
Langsam, langsam. Zu viele Theorien auf einmal. Warten wir doch erst mal ab, was
die Pathologie sagt.« Franz musste unfreiwillig grinsen. Er kannte Max’ ungezügeltes
Temperament, wenn der sich in einen Fall verbissen hatte. Bis es soweit war, dauerte
es zwar lange, da der blonde Exkommissar und Lebenskünstler Raintaler irgendwo auch
seit jeher ein kleiner Lethargiker war. Aber wenn er einmal Blut geleckt hatte,
war er kaum noch zu bremsen.
»Hast ja
recht, Franzi. Räumen wir das Feld für die SpuSi«, stimmte er zu. »Aber Holzer und
Nagel nehme ich mir morgen auf jeden Fall noch mal vor. Wegen meiner Liederklausache.«
»Tu
das, Max. Aber sag mir sofort Bescheid, sobald du auf etwas Wichtiges im Zusammenhang
mit Bär stößt. Du weißt, dass ich sonst einen Riesenärger kriegen kann. Das hier
ist jetzt ein offizieller Fall.« Franz zog mahnend die Brauen hoch.
»Logisch,
Franzi. Weiß ich doch. Ich halte dich über alles auf dem Laufenden. Wie immer halt.
Nicht dass du am Ende auch noch zum Frühpensionär gemacht wirst, so wie ich.« Max
musste unwillkürlich grinsen, obwohl er seine erzwungene Kündigung vor zwei Jahren
nach wie vor nicht witzig fand.
»Manchmal
beneide ich dich darum, Max. Vor allem wenn es so heiß wie zur Zeit im Büro ist.
Man kommt ja gar nicht mehr aus dem Schwitzen heraus.« Franz zeigte auf sein durchnässtes,
hellblaues Nylonhemd.
»Das geht
mir aber auch ohne Büro so.« Max betrachtete sein eigenes, durchgeschwitztes T-Shirt
und lachte laut, wohl wissend, dass hier gerade weder die richtige Zeit noch der
richtige Ort dafür waren. Aber was sollte es? Wenn einer sowieso schon vom Leben
ausgelacht worden war, wie dieser Bär, machte ihm das bestimmt auch nichts mehr
aus. Und wer weiß. Vielleicht gab es ja tatsächlich so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit
und er würde im Himmel einen der vorderen Plätze im Orchester der Engel einnehmen.
Mit allen möglichen Vergünstigungen wie Freibier, Prämien, Urlaubsgeld und reihenweise
wunderschönen Engelinnen.
»Ist dir
eigentlich auch aufgefallen, dass Bärs Küchentisch für zwei gedeckt ist?«, fragte
Franz. »Sieht ganz so aus, als hätte er jemanden zum Essen erwartet.« Er deutete
auf die Essecke vor der kleinen Kochnische im hinteren Teil des Raumes.
»Auf dem
Herd stehen aber gar keine Kochtöpfe.« Max schüttelte langsam den Kopf.
»Pizzaservice?«
»Oder einfach
nur ein Spleen. Vielleicht hätte er gern eine Frau gehabt oder er hat eine gehabt
und hat generell für die momentan Nichtvorhandene mitgedeckt. So ähnlich wie bei
»Dinner For One« an Sylvester.« Herrschaftszeiten. Wenn einen die Einsamkeit einmal
so richtig im Griff hatte, dann war wirklich alles zu spät.
»Ja, mei.
Wer weiß?« Franz zuckte nur mit den Achseln.
»Lass uns
gehen, Franzi. Ich könnte ein Bier vertragen nach dem Ganzen hier. Es deprimiert
mich. Außerdem halte ich den Gestank nicht mehr aus. Treffen wir uns in einer halben
Stunde im Biergarten in den Isarauen?«
»Gut, machen
wir Feierabend für heute. Spitzenidee, Max. Könnte glatt von mir sein. Ich hab schon
Risse im Gesicht von dieser andauernden Hitze. Man kommt sich bald vor wie bei den
Wüstensöhnen in der Sahara. Und deinem malträtierten Kopf schadet ein schöner kühler
Schluck sicher auch nicht.«
»Logisch.«
Franz befahl den Beamten in Uniform zu warten, bis die Spurensicherung und der Polizeiarzt
kamen und später den Tatort abzusperren und zu versiegeln. Max bat sie darum, auch
noch einmal gründlich nach Noten und Bändern zu suchen. Dann gingen sie hinunter
auf die Straße und stiegen in ihre Autos.
15
Die Wanduhr hinter dem Tresen zeigte
auf die Minute genau sechs Uhr an. Monika sperrte die Tür zu ihrer kleinen Kneipe
auf und trat ins Freie hinaus. Die ersten Stammgäste saßen bereits durstig im Schatten
der Kastanie des kleinen, kuscheligen Biergartens vor dem Lokal. Alle wollten gleichzeitig
bestellen, was einen ordentlichen Tumult und reichlich Stress für die fesche Wirtin
bedeutete. Erst, als jeder sein Getränk vor sich stehen hatte, kehrte Ruhe ein.
Monika verzog sich wieder nach drinnen hinter den Tresen. Davor hatten inzwischen
zwei ältere Pärchen platzgenommen,
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