Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
endlich mal einer, den du sogar nah
genug zum Heiraten an dich ranlässt.« Postwendend kam ihm die Galle hoch.
Wusste ich’s doch, sagte er sich. Sie hat einen Neuen, und etwas Ernstes ist es
außerdem, sonst hätte sie es wie gewöhnlich erst gar nicht erwähnt. Schau an,
schau an. Jahrelang hält sie mich als Teilzeitfreund am langen Gängelband, und
dann kommt irgendein anderer Depp daher, und es heißt: Raintaler ade. Aber
nicht mit mir. Bevor sie mich verlässt, verlasse ich sie. So viel ist sicher.
»Es ist
nichts Ernstes, Max.« Sie lächelte unsicher.
»Na, da
bin ich aber beruhigt.« Er lachte höhnisch auf. Wieso lügt sie jetzt auch noch?
Hat sie überhaupt kein Schamgefühl?
»Ach,
das verstehst du nicht«, protestierte sie. »Ich habe ihn neulich kennengelernt,
und er war mir gleich sympathisch. Er ist ein total netter junger Kerl und
sieht super aus. Aber ich will wirklich nur mit ihm essen gehen, sonst nichts.«
»Sonst
nichts? Das glaubst du doch selbst nicht, Moni.« Was sollten denn diese ganzen
Lippenbekenntnisse? Die hatte es so doch noch nie gegeben. Er hatte also recht
damit, dass es etwas Ernstes war. Normalerweise hatte sie genau wie er ihre
kleinen Techtelmechtel gehabt, und dann war es auch wieder gut gewesen. Er
hatte meistens erst viel später davon erfahren, wenn überhaupt. Verdammter
Mist. Das hatte ihm heute gerade noch gefehlt. Er musste aufpassen, dass er
nicht gleich durchdrehte.
»Jedenfalls
ist es nicht so wie beim stadtbekannten Playboy Max Raintaler, der alle naslang
ein anderes Häschen im Bett hat«, konterte sie angriffslustig mit funkelndem
Blick. Ihre Gesichtsfarbe nahm dabei einen gefährlich roten Ton an.
»Stimmt.
Du willst dagegen nur einen Burschen in dein Bett zerren.« Er hatte sich halb
von seinem Stuhl erhoben. Es reichte für heute. Seine Nerven begannen schon zu
vibrieren. Erst diese unsägliche Scheiße mit Franzi letzte Nacht und jetzt das
hier. Er würde besser gehen, bevor er noch handgreiflich wurde. Gute Lust dazu
hatte er.
»Du
weißt genau, dass das nicht stimmt, Max«, echauffierte sie sich und wurde dabei
immer lauter. »Ich bin nicht wie du. Ganz sicher nicht, obwohl ich könnte, wenn
ich wollte, weil ich immer darf, wie ich will. Das lass ich mir von keinem
verbieten. Auch von dir nicht. Und eins lass dir gesagt sein. Der Gordon ist
ein total freundlicher Mensch, was du auf keinen Fall bist, du, du … selbstgefälliges Arschloch, du blödes!«
»Gordon!
Ich lach mich schlapp. Was soll denn das für ein Name sein? Flash Gordon etwa?
Alles klar. Das ist mir alles zu blöd.« Max stand ganz auf. Er ballte die
Fäuste. »Ich wünsch dir viel Spaß in deinem weiteren Leben. Mich kannst du
gepflegt am Arsch lecken. Scheinst ja eh nichts von mir als Mensch zu halten.
Auf Nimmerwiedersehen.« Er stapfte wütend zum Ausgang hinaus. Einen kleinen
Seitensprung ließ er gern gelten, aber das hier war eindeutig etwas anderes,
sonst würde sich Monika nicht so aufspielen. Er hatte es ein für allemal satt.
Andere Mütter hatten auch schöne Töchter.
»Alles
klar, Max Raintaler. Lass dich bloß nie wieder hier blicken, du arroganter
Depp. Wir sind fertig miteinander.« Monika erhob sich ebenfalls, reckte ihre
Faust in den Himmel und starrte ihm zornerfüllt hinterher.
Max
entschloss sich, an der Isar entlang Richtung Grünwald zu gehen. Er legte einen
Zahn zu, bis er begann, seine Wut und grenzenlose Enttäuschung
herauszuschwitzen. Das war also der Dank nach über 20 Jahren Gemeinsamkeit. Man
wurde gegen einen jüngeren und besser aussehenden Kerl ausgetauscht. Einfach
so, mir nichts, dir nichts. Dass Monika die Wahrheit gesagt haben könnte, und
nur mit diesem Gordon essen gehen wollte, zog er gar nicht in Betracht. Er war
sich sicher, sie gut genug zu kennen, um zu merken, was mit ihr los war. Sie
hatte sich innerlich von ihm abgelöst. Eindeutig. Wann war das geschehen? Warum
hatte er nichts gemerkt? War er wirklich so ein arrogantes und selbstgefälliges
Arschloch, wie sie gesagt hatte? Aber wieso hatte sie dann so viele Jahre lang
mit ihm gelacht, ihm vertraut, ihn geküsst? Wieso war sie so zärtlich mit ihm
gewesen, wie niemand sonst auf der Welt? Das durfte doch alles gar nicht wahr
sein. Spielte ihm etwa sein Bewusstsein einen bösen Streich und er hatte sich
den Streit mit ihr nur eingebildet? Würde er gleich zu Hause in seinem Bett
aufwachen und feststellen, dass alles nur ein böser Traum war? Hatten am Ende
diese verdammten K.-o.-Tropfen
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