Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Sind Sie denn
gerade wieder einmal auf gefährlicher Verbrecherjagd?«
»Eigentlich
nicht. Zumindest bis vorhin noch nicht.« Er fasste sich demonstrativ an die
Beule auf seinem Kopf.
»Und
jetzt? Doch?« Ihre wasserblauen Augen blickten ihn fragend an.
»Ja.
Ich suche einen Mörder, der eine Frau in Untergiesing auf dem Gewissen hat. Und
den brutalen Kerl, der mir an den Kragen will, möchte ich natürlich auch gern
erwischen. Wer weiß, vielleicht sind die beiden ja sogar ein und dieselbe
Person.«
»Ein
echter Mörder? Mein Gott, wie aufregend, Herr Raintaler. Lassen Sie sich bloß
nicht unterkriegen.« Sie schüttelte ihren erhobenen Zeigefinger.
Max
musste grinsen. Er nannte sie für sich immer wieder seine ›Miss Marple‹. Nicht
so füllig wie das Original, aber mindestens genauso neugierig. »Natürlich
nicht, Frau Bauer. Ich bringe die Kerle schon zur Strecke. Ganz sicher. Also,
dann. Danke noch mal für den Kuchen und auf Wiederschauen.«
»Gern
geschehen. Alles Gute. Und liebe Grüße von mir an Ihre Monika.«
»Mach
ich.« Er eilte die Treppe hinunter und trat auf die Straße hinaus. Es war heiß,
aber nicht zu heiß, bewölkt aber nicht zu bewölkt. Ein idealer Tag also, um zu
Fuß zu ›Monikas kleiner Kneipe‹ hinüberzugehen. Er würde einen kleinen Umweg
über den Flauchersteg machen und unten bei der Floßlende wieder auf seine und
Monikas Isarseite wechseln, um ein Stückweit in Richtung seiner Wohnung zurückzugehen.
Jetzt erst mal einen schönen Espresso, genau.
7
Monika saß in Stoffturnschuhen,
Jeans und rotem Schlabber-T-Shirt unter der ausladenden Kastanie im Biergarten
vor ihrer kleinen Kneipe und winkte Max lächelnd zu, während er sich ihr
näherte.
»Hallo,
Moni, gut schaust du aus«, begrüßte er sie, als er bei ihr angekommen war.
»Schau mal, Kuchen.«
»Hallo,
Max. Käsekuchen? Von Frau Bauer?«
»Ja.«
»Du
wirst noch kugelrund dank deiner Nachbarin.« Sie tätschelte mit der flachen
Hand seinen kleinen Bauchansatz.
»Könnte
schlimmer sein. Ich muss nur wieder öfter radeln gehen, dann ist das ruckzuck
weg.« Er setzte sich zu ihr. Sie küssten sich zur Begrüßung auf die Wangen,
einmal links einmal rechts, wie das in München seit einiger Zeit so gut wie
jeder tat. Früher war dieser Brauch ausschließlich den Russen vorbehalten
gewesen und vielleicht noch frisch verliebten Liebespaaren. Doch heutzutage
küssten und busselten sich die Leute in München gegenseitig zur Begrüßung, dass
es nur so eine Freude war. Freunde küssten ihre Freunde, Bekannte ihre
Bekannten und Bekannte dieser Bekannten, auch wenn sie die nicht gut oder gar
nicht kannten. In der Arbeit küssten sich die Kollegen und Abteilungsleiter
untereinander. Der Bürgermeister küsste seine Parteifreunde und Untergebenen,
genau wie der Ministerpräsident, Lehrer küssten ihren Direktor und ihre
Schüler, Schauspieler küssten ihre Schauspielerkollegen und ihre Regisseure
sowie die Jungs und Mädels vom Set-Catering, Kunden küssten ihren Metzger, die
Supermarktkassiererin, den Tankwart, den Schuster, den Briefträger, Wirte und
Wirtinnen küssten ihre Gäste. Kurz und gut, so gut wie jeder küsste so gut wie
jeden, jederzeit und überall, egal ob daheim, auf der Straße oder sonst wo.
»Wie
geht’s dir? Du schaust angegriffen aus.« Monika strich ihm sanft mit den
Fingern durch die Haare.
»Es
ging mir schon besser. Diese K.-o.-Tropfen sind ein echtes Scheißzeug. Mir ist
immer noch leicht schlecht.«
»K.-o.-Tropfen?«
»Hat
dir Franzi etwa nichts davon erzählt?«
»Nein.«
Sie schüttelte mit verwirrtem Blick den Kopf.
»Dieser
Volldepp. Mit dem habe ich sowieso noch eine Rechnung offen. Sperrt der seinen
besten Freund in eine Zelle und haut einfach ab, der Saukerl. Und dann sagt er
dir nicht mal, was mit mir los war. Den kauf ich mir, Moni. So viel ist
sicher.« Max bekam einen roten Kopf vor Ärger. Die ganze Zeit hatte er nicht
mehr an seinen Exkollegen und alten Freund gedacht, doch jetzt kochte die Wut
noch mal richtig in ihm hoch.
»Der
Reihe nach, Max. Was war los?« Sie legte behutsam ihre Hand auf seinen Arm.
»Mir
muss gestern jemand beim Griechen K.-o.-Tropfen ins Bier getan haben.«
»Und
deshalb warst du so voll? Annie und ich haben uns schon gewundert. Du hast ja
gar nicht so viel getrunken. Aber warum hat Franzi dich denn dann eingesperrt?
Er hätte dich doch auch heimfahren können.«
»Hätte
er, wenn ich nicht über eine erstochene Frau gestolpert
Weitere Kostenlose Bücher