Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
wäre.«
Ȁh,
wie?« Sie zog verwundert die Brauen hoch.
»Auf
dem Heimweg lag eine Frau auf dem Gehsteig, und ich bin drübergeflogen. Ihr
Name ist Maria Spengler. Dann kam Franzi und hat wohl gedacht, ich hätte sie
erstochen, und er hat mich eingesperrt. Das war’s.«
»Ja, so
ein Depp. Du bringst doch niemanden um. Oder doch? Schlaf ich etwa seit Jahren
mit einem Mörder?« Monika lachte laut los, weil sie natürlich genau wusste,
dass alles der Fall sein konnte, nur das nicht. Max war im Grunde genommen der
gutmütigste Mensch, den man sich vorstellen konnte, auch wenn er sich manchmal
aufführte wie ein Irrer, zum Beispiel, wenn man ihn ungerecht behandelte. Aber
Max und ein Mord. Niemals.
»Ich
lach später, Moni. Im Moment bin ich viel zu grantig.«
»Warte
mal. Wie hast du gesagt, hieß die Tote?«
»Maria
Spengler.«
»Maria
Spengler. Etwa die Mary? Ach, du Scheiße. Wenn es wirklich die Mary ist,
muss ich sofort Annie anrufen. Wie sah sie denn aus?« Sie riss erschrocken die
Augen auf.
»Normal.
Schlank.«
»Und
sonst? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.«
»Rote
Haare, und sie hat in der Birkenau gewohnt.«
»In der
Birkenau? In Untergiesing?« Sie hielt erschrocken die Hand vor den Mund.
»Ja,
schon.« Max zuckte mit den Achseln.
»Oh
Gott, Max. Das ist sie! Sie ist eine alte Schulfreundin von Annie. Ich muss ihr
gleich Bescheid sagen.«
»Ohne
Schmarrn?«
»Ohne
Schmarrn.«
»Aber
du hast doch auch mit Annie Abi gemacht. Da müsstest du diese Maria doch
ebenfalls kennen.« Er beobachtete nachdenklich einen Marienkäfer, der gerade
quer über den Tisch krabbelte.
»Nein«,
fiel es Monika ein, »sie ist durchgefallen und an eine andere Schule
gewechselt, als ich noch nicht mit Annie in einer Klasse war. Annie hatte
danach nie mehr großen Kontakt mit ihr. Aber ein paar Mal haben sie sich
getroffen, und ich habe sie bei der Gelegenheit auch einmal kennengelernt.«
»Ja,
Herrschaftszeiten. So ein Mist. Ausgerechnet eine Bekannte.« Er schnipste das
kleine weißgepunktete Tier auf den grauen Kiesboden unter ihnen. Dort rappelte
es sich kurz zurecht und flog geschockt von dannen.
»Keine
Bekannte, eine alte Freundin!« Monika eilte in den kleinen dunklen Schankraum,
nahm hinter dem Tresen mit zitternden Fingern ihr tragbares Telefon aus der
Halterung, wählte und kehrte zu Max in den Biergarten zurück. »Annie? Hallo,
Moni hier. Pass auf, Annie, es ist was Schreckliches passiert.«
»Der
Arsch von gestern Abend will dich verklagen«, kam die trockene Antwort.
»Nein,
was ganz anderes. Du kennst doch die Maria Spengler, die Mary.«
»Logisch.
Sie war ja mit mir in der Klasse.«
»Ja,
Annie … es ist nämlich so … sie ist, äh … tot.«
»Was?
Geh erzähl doch keinen Schmarrn, Moni.« Annie lachte ungläubig.
»Doch.
Sie ist tot. Der Max hat sie in Untergiesing gefunden. … Annie?«
»Ja,
ja. Ich bin schon noch da. Ich muss mich bloß setzen.« Anneliese hauchte den
letzten Satz nur noch. Offensichtlich blieb ihr vor Schreck die Stimme weg.
»Soll
ich bei dir vorbeikommen?«, erkundigte sich Monika mit einfühlsamem Tonfall.
»Nein,
Moni. Geht schon. Es ist nur … wie ein Schock. Ich habe Maria
in den letzten paar Jahren gar nicht mehr so oft gesehen. Sie war in so einer
Bürgerinitiative engagiert und hatte kaum noch Zeit zum Ratschen.« Annies
Stimme war zurückgekehrt.
»Bürgerinitiative?
Gegen oder für was sind die denn?« Monika, die die ganze Zeit über in ihrem
kleinen Biergarten hin- und hergelaufen war, setzte sich neben Max.
»Es
hat, soweit ich weiß, etwas mit den kleinen alten Häusern in der Birkenau zu
tun, die abgerissen werden sollen. Maria wohnte in so einem Haus. Wird Max den
Mörder suchen?«
»Annie
fragt, ob du den Mörder von Maria suchst?«, wandte sich Monika an Max, der
gerade ein Stück Kuchen aß, um sich von seiner immer noch in ihm gärenden Wut
auf Franzi abzulenken.
»Logisch.
Fast wäre ich wegen der Sache in den Knast gewandert. So etwas macht man nicht
ungestraft mit einem Max Raintaler. Das darfst du glauben«, erwiderte er mit
vollem Mund und spuckte dabei großräumig Kuchenbrösel in den Kies zu ihren
Füßen.
Monika
nahm es mit einem leicht angeekelten Gesichtsausdruck zur Kenntnis. »Ja, er
macht sich auf die Suche, Annie.«
»Sehr
gut. Dieses Schwein muss erwischt werden. Sag Max, dass ich ihm auch etwas
dafür bezahle, wenn er den Mörder findet.« Anneliese hatte bei ihrer Scheidung
vor einigen Jahren eine
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