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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Wohnung oben herrschte
Weltuntergangsstimmung, und hier unten konnte man fast vom Boden essen. Normalerweise
war das doch immer umgekehrt. Im Keller hatte man seine Leichen und die
Oberfläche glänzte glattpoliert. Er lehnte den rostigen Schürhaken gegen die
Wand und näherte sich stirnrunzelnd dem gut gefüllten Weinregal. Als
Biertrinker verstand er zwar nicht allzu viel von Wein, aber selbst er konnte
anhand der Jahreszahlen auf den Etiketten erkennen, dass es sich hier sicher um
keine billigen Tropfen aus dem Supermarkt handelte. »Wohl von den Eltern
geerbt«, murmelte er, während er eine Flasche 61er Château Latour ins Regal
zurückstellte. »Teures Hobby. Ihr Vater muss ganz schön Kohle gehabt haben.«
    Da er
selbst liebend gern mit seinem Mountainbike in die Berge fuhr, ging er
anschließend auf die andere Seite des Raumes hinüber und hob das Fahrrad dort gewohnheitsmäßig
ein Stückweit an, um zu testen, wie schwer es war. Dann ließ er es wieder auf
den Boden zurückfallen. Dabei fiel ihm ein Geräusch auf. Es klang so, als
schlüge jemand auf etwas Hohles. Auf den Deckel einer Kiste oder etwas
Ähnliches. Er lüpfte das Rad erneut in die Höhe und ließ es noch einmal los. Da
war es wieder. Dasselbe Geräusch. Unter dem Hinterreifen musste ein Hohlraum
sein. »Schau an, schau an, Raintaler. Jetzt wird es ja doch noch interessant«,
stieß er halblaut hervor. »Abgesehen davon, dass du in letzter Zeit verdächtig
oft mit dir selbst sprichst.«
    Er
stellte das Fahrrad vor dem Stapel Feuerholz ab und streifte an der Stelle, wo
der Hinterreifen gestanden hatte, suchend mit den Fingern über den uralten
Naturboden aus Sand und Backstein. Nichts. Er machte eine Faust und klopfte
dieselbe Stelle mit den Knöcheln ab. Da war es wieder. Dasselbe Geräusch wie
gerade eben. Erneut fuhr er mit den Fingern darüber, um eine Verschlusskante
oder etwas in der Art zu ertasten. Nichts. Er machte sich daran, den Boden mit
den Fingern aufzugraben. Und siehe da. Unter einer geldstückdicken klebrigen
Staub- und Sandschicht kam ein paar Minuten später ein quadratisches Brett in
der Größe eines DIN-A4-Papiers zum Vorschein, das in den Boden eingelassen war.
Flugs eilte er zum Werkzeugschrank hinüber, um ein geeignetes Stemmwerkzeug zum
Öffnen des geheimen kleinen Versteckes zu finden. Der große Schraubenzieher,
den er fand, sollte für seine Zwecke ausreichen. Er kehrte zu seiner Fundstelle
zurück, setzte die flache Spitze des Werkzeuges zwischen Brett und Boden an,
schlug ein paar Mal mit seinem Handballen darauf, sodass sie tiefer
hineinglitt, und versuchte anschließend das Brett aus seiner Verankerung zu
hebeln. Nichts rührte sich. Er würde einen Hammer brauchen. Gesagt, getan. Der
nächste Versuch war von Erfolg gekrönt. Max legte das zwei Zentimeter dicke
Holz beiseite und blickte neugierig in das etwa fausttiefe viereckige Loch, das
darunter verborgen gewesen war.
    »Ja,
der Wahnsinn!«, rief er überrascht aus, während er einige Stapel
500-Euro-Scheine daraus hervorholte. »Arm war die Gute wirklich nicht.« Hatte
es am Ende jemand auf ihr Geld abgesehen gehabt, und Woller hatte gar nichts
mit ihrem Tod zu tun? Warum nicht? Möglich war alles. Das hier waren locker
200.000 Euro. Da wurden schon Leute für weit weniger über den Jordan geschickt.
Er langte tiefer in die Grube und förderte außer dem Geld noch eine kleine
Prinzessin in Form einer alten Handpuppe, eine DVD, eine CD und ein kleines
Buch im Ledereinband zutage. ›Marias Buch‹, stand unter einem Bild des ersten
Mordopfers darauf. »Bingo! Ein Tagebuch. Na, schau mal an, Raintaler. Da hat
sich die Schatzsuche doch gelohnt«, flüsterte er zufrieden, als er die ersten
Seiten durchblätterte.
    »Max?
Bist du da unten?« Traudi rief nach ihm. Offensichtlich war sie zurückgekehrt
und stand oben vor der Kellertür.
    »Ja,
ich bin gleich bei dir. Es dauert nicht lang.« Er verstaute einen Teil des
Geldes in den Taschen seiner Jeans, stopfte den Rest, der nicht hineinpasste,
in seine Unterhose, warf die Handpuppe in das Loch zurück, legte das Brett
wieder drauf, verwischte, so gut es ging, eilig alle Spuren und stellte das
Mountainbike wieder an seinen Platz. Dann nahm er die CD, die DVD und das
Büchlein in die Hand und stieg die Treppe hinauf.
    »Gott
sei Dank ist dir nichts passiert«, empfing ihn Traudi erleichtert im Flur. Sie
sah immer noch verweint aus und drückte ihm spontan einen kleinen Kuss auf die
Lippen. »Ich habe mir schon

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