Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
der
Klenzestraße. Ich war auch mal bei ihr. Die erzählt einem vielleicht einen
Schmarrn. Mir hat sie damals einen tollen Mann innerhalb der nächsten zwei
Wochen versprochen. Kein Wort wahr. Verlogenes Miststück. Unglaublich. Die ist
auf jeden Fall unheimlich. Maria hatte regelrecht Angst vor ihr.«
»Aha.
Gut zu wissen.« Max notierte sich Namen und Adresse auf der aufgeschlagenen
Fernsehzeitschrift, die auf dem Tisch lag. Gleich auf dem weißen Spalt unter
der Überschrift.
»Meldest
du dich wieder, Max?«
»Sobald
ich etwas Neues in der Sache erfahre.«
»Alles
klar. Servus.«
»Servus,
Annie.«
Sie
legten auf. Max holte sich noch eine Tasse Kaffee aus der Küche, legte die
Porno-DVD ein und machte es sich erneut bequem. Die spannende Geschichte
begann. Es ging um einen einsamen Kalifen, der sich 20 Prostituierte auf sein
den Bauten von König Ludwig nachempfundenes Schloss mitten in der Sahara
bestellt hatte, da sich sein Harem gerade auf Betriebsurlaub in den Schweizer
Bergen befand. Eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielten dabei wohl auch zehn
Kamele, die laut im Innenhof des Anwesens vor sich hinblökten. Das geht ja
schon gut los, dachte er stirnrunzelnd. Jetzt weiß ich auf jeden Fall schon
mal, warum das Meisterwerk ›Heiße Höcker im Wüstensand‹ heißt.
Es
klingelte. Er sprang auf, um zu öffnen. Die liebe alte Frau Bauer stand mit
einem großen Topf vor ihm.
»Gulasch!«,
trompetete sie fröhlich, und noch ehe er sie aufhalten konnte, hatte sie sich
an ihm vorbeigeschoben und war auf dem Weg in seine Küche. Dabei musste sie das
Blöken und Stöhnen der Kamele aus dem Fernseher im Wohnzimmer gehört haben.
Neugierig blieb sie stehen und riskierte einen Blick ums Eck. Keine zwei
Sekunden später zuckte sie erschrocken zurück. »Aber Herr, Raintaler. Was
schauen Sie denn da für Sauereien an? Und dann auch noch diese Kamele. Ich bin
entsetzt.« Ihre Stimme überschlug sich. Empört warf sie den Kopf zurück und
blickte ihn herausfordernd an.
»Das … äh, … ist
rein beruflich, Frau Bauer. Ich … , äh … habe
da gerade so einen Fall … « Max wusste nicht, wo er hinschauen sollte, zumal er nach wie vor
nur mit Unterhemd und Unterhose bekleidet vor ihr stand, was der Sache eine
besonders delikate Note verlieh. Er rannte ins Wohnzimmer und schaltete den
DVD-Player aus.
»So,
so, einen Fall haben Sie?«, höhnte sie währenddessen. »Wohl einen Fall von zu
viel Hormonen.« Kopfschüttelnd rauschte sie in die Küche hinüber, stellte eilig
den Gulaschtopf auf den Herd und schaute, dass sie so schnell wie möglich
wieder aus der Wohnung kam. »Bis bald, junger Mann, wenn Sie sich wieder beruhigt
haben«, verabschiedete sie sich dabei mit immer noch ungewollt kieksender
Stimme über ihre Schulter hinweg von ihm.
»Aber,
Frau Bauer. Sie verstehen das alles ganz falsch. Ehrlich!«, rief er ihr
hinterher.
Zu
spät. Festen Schrittes war sie bereits ins Treppenhaus hinausgetreten und zog
eilig die Tür hinter sich zu.
»Blöder
Scheißporno!«, fluchte Max laut. Er holte sich einen Teller Gulasch und eine
Gabel und knipste den DVD-Player wieder an. Das hat die Bauer gerade gesehen?,
fragte er sich. Die drei Kamele mit dieser Frau mit den Riesenmöpsen? Ach, du
Scheiße. Wahrscheinlich ist das hier das letzte Gulasch, das sie mir gebracht
hat. Herrschaftszeiten noch mal. Er musste grinsen. Aber halt mal. War das da
nicht Maria Spengler? Tatsächlich. Dasselbe Gesicht wie auf dem Tagebuch vor
ihm. Maria lag mit einem leichten Nichts aus Seide bekleidet auf einem
sandverschmutzten Mauervorsprung und sang etwas, das wohl eine arabische Weise
sein sollte. Auf jeden Fall klang es grässlich. Der Kalif war wohl derselben Meinung,
denn er schrie sie an, sie solle endlich ihre Klappe halten und lieber zu ihm
kommen und etwas Sinnvolles damit anstellen. Woraufhin sie ›Ja, oh, Herr. Gern
bin ich dir zu Diensten‹ rief und lachend mit wippenden Brüsten auf ihn zulief.
»Was für eine gequirlte Scheiße«, murmelte Max kopfschüttelnd vor sich hin.
»Wer dreht denn bloß so einen elenden Müll?« Er nahm die DVD-Hülle zur Hand und
las die Rückseite. »Woller Sex-Productions?« Das war jetzt nicht wahr. Oder?
Hatte der Fettsack seine Finger auch noch im Pornogeschäft? Nicht zu fassen. Er
ließ den Film weiterlaufen, während er die Besetzungsliste durchlas. Keiner der
Namen sagte ihm etwas, gleichzeitig war er sich sicher, dass keiner davon echt
war. Weder Long John Silver noch Dolly
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