Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
hat
einen zweiten Mord gegeben. An Elli Breitwanger, einer guten Bekannten von
Maria. Sie schien ihr vertraut zu haben.«
»Was?
Die junge Elli aus der Birkenau? Maria hat mir einmal von ihr erzählt. Sie
schien sie gemocht zu haben. Ja, um Himmels willen!«
»Ja,
genau die.«
»Was
ist bloß los? Läuft etwa ein Irrer durch Giesing und bringt alle Frauen um?
Sollte ich besser die nächste Zeit nicht mehr vor die Tür gehen?«
»Berechtigte
Fragen. Ich bin jedenfalls gerade einem üblen Burschen auf der Spur. Der hat
echt alles auf dem Kerbholz, was mit Bestechung und Betrug zu tun hat.« Max
dachte grimmig lächelnd an Marias CD, deren Inhalt er gerade vorhin auf seinem
PC überflogen hatte, genau wie die Seiten ihres Tagebuches. Die DVD hatte er
sich für später aufgehoben. Es schien sich um einen eineinhalbstündigen Porno
zu handeln. Das brauchte seine Zeit.
Die CD
enthielt jedenfalls jede Menge entlarvende Daten über Rainald Woller und seine
unredlichen Geschäfte wie Kontoauszüge, Auftragsbestätigungen und
Vertragsabschriften. Sogar ein paar äußerst aufschlussreiche interne
Buchungsbelege über Zahlungen an sein ›Projektmanagement‹ waren darunter. Um
Genaueres darüber sagen zu können, würde Max über Franz zusätzlich einen
Finanzfahnder einschalten müssen. In den Einzelheiten kannte er sich zu wenig
aus.
Auf
jeden Fall würde er Woller aber mit den bisherigen Informationen bei ihrem
nächsten Treffen dazu bringen, ihm die ganze Wahrheit über seine Beziehung zu
Maria zu sagen. Ihrem Tagebuch nach hatten sie sich sogar vor zwei Wochen noch
zum gemeinsamen Sex in einem Starnberger Hotel getroffen. Schon sehr
merkwürdig. Da gingen die beiden miteinander ins Bett, aber gleichzeitig
vertraten sie offiziell völlig konträre Interessen. Sie als wortführendes
Mitglied der Bürgerinitiative Birkenau, er als rücksichtsloser
Immobilienspekulant und Baulöwe.
Wer
weiß? Vielleicht hatten Maria und Elli ihn ja beide mit dieser Daten-CD
erpresst, und er hatte der Sache in beiden Fällen einen endgültigen Riegel
vorgeschoben, indem er sie umbrachte. Möglich wäre es, doch beweisen konnte ihm
Max das zumindest im Moment noch nicht. Aber halt mal. Angenommen es war
wirklich so, dann kamen die 200.000 Euro doch bestimmt von Woller. Er musste
sie an Maria oder an Elli oder an beide gezahlt haben, damit sie nicht redeten.
Noch ein Grund mehr, nichts über den ›Schatz im Keller‹ verlauten zu lassen.
Vorausgesetzt, diese Theorie stimmte. Denn andererseits konnte es ebenso gut
sein, dass Maria Elli nichts von der CD gesagt hatte und Woller auch nicht von
ihr erpresst wurde. Vielleicht wollte sie sich mit der CD einfach nur
absichern. Zum Beispiel für den Fall, dass er ihr zu wenig Geld für ihr Haus
bot.
»Maria
hat ihn ihrem Tagebuch nach sehr gut gekannt. Sie hat ihn offensichtlich bis
zuletzt geliebt«, fuhr er an seine Auftraggeberin gewandt fort. »Jedenfalls
schreibt sie nichts Negatives über ihn. Aber ich denke, dass sie dennoch auch
irgendwie miteinander im Clinch gewesen sein mussten. Er als
Immobilienspekulant, sie als Mitglied der Bürgerinitiative.«
»Wie
heißt er?«
»Woller.«
»Meinst
du etwa den Hai vom Promenadeplatz, wie ihn alle nennen? Von dem hat sie mir
mal erzählt, fällt mir gerade ein. Also nur, dass sie ihn kennt. Sonst nichts.
Oje, das hatte ich ganz vergessen.«
»Genau
den meine ich. Wenn er wirklich der Mörder von Maria und Elli sein sollte,
kriege ich ihn auch. Versprochen.« Max klang ruhig und entschlossen.
»Du
hast ihr Tagebuch? Steht da denn nirgendwo, wer sie umgebracht haben könnte?«
Anneliese klang auf einmal überhaupt nicht mehr kühl, sondern eher aufgeregt
und ängstlich. Fürchtete sie etwa um ihr eigenes Leben?
»Nein.
Leider nicht.«
»Das
wäre wohl auch zu einfach, stimmt’s?«
»Stimmt,
Annie. Egal. Schauen wir mal, dann sehen wir’s schon.«
»Beckenbauer.«
»Und
Raintaler.«
»Und
das Tagebuch? Woher hast du es?«
»Gefunden.«
»Wie
lange wirst du noch brauchen für den Fall? Brauchst du einen Vorschuss?«
Annelieses Stimme klang deutlich wärmer als zu Beginn ihres Gespräches.
»Weiß
nicht. Nein.«
»Na,
gut. Gibt es sonst noch etwas?«
»Ihrem
Tagebuch nach war Maria dreimal bei einer Wahrsagerin gewesen, die ihr die
Zukunft bezüglich Männern voraussagen sollte. Die Frau war ihr anscheinend
unheimlich. Hat sie dir davon erzählt?«
»Hat
sie. ›Heiliges Medium Eva‹ nennt sich die Betrügerin. Treibt ihr Unwesen in
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