Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Minuten später zu hören war, klang männlich und
erwachsen. Außerdem hatte sie einen starken fränkischen Akzent.
»Herr
Weidenbrecher senior?«
»Richtig,
einen Junior gibt es hier nicht. Was wollen Sie, Herr Hauptkommissar?«
Weidenbrecher hörte sich unleidlich und gehetzt an.
»Mein
Kollege und ich würden Sie gern sprechen.«
»Das
ist im Moment aber etwas ungünstig. Wir bereiten uns gerade auf einen Ausflug
vor. Hat das nicht Zeit?« Er stöhnte genervt.
»Leider
nicht, Herr Weidenbrecher. Es geht um Mord. Und um Herrn Woller.«
»Mord
sagen Sie? Ach so … Na gut. Kommen Sie rein.«
Der
Türöffner summte. Franz drückte die Tür auf und ging hinein. Max folgte ihm.
»Nicht
schlecht, die Hütte«, staunte er angesichts der imposanten zweistöckigen
Fassade mit den riesigen Atelierfenstern vor ihnen, während sie die geteerte
Auffahrt hinaufeilten.
»Stimmt«,
entgegnete ihm Franz.
»Ach,
du redest wieder mit mir?« Max legte so viel Ironie, wie er nur konnte, in die
Frage.
»Ja.«
»Aber
immer noch einsilbig.«
»Ja.«
»Wie du
meinst, Franzi. Ich weiß ja nicht, was sie dir gestern ins Bier geschüttet
haben. Aber K.-o.-Tropfen waren es wohl nicht. Ich tippe mal schwer auf
Psychopharmaka.« Max schüttelte den Kopf. Wie konnte ein einzelner Mensch nur
so eine beschissene Laune haben.
»Keine
Psychopharmaka. Nur Bier.« Franz blieb stehen und hielt sich mit beiden Händen
die Schläfen.
»Nur
Bier?«
»Ja.«
»Aber
dann etliche.«
»Ja.
Und jetzt habe ich Kopfschmerzen, dass ich fast nicht mehr geradeaus schauen
kann.« Franz standen die Tränen in den Augen. Offensichtlich war er Opfer eines
Migräneanfalls geworden.
Max
hatte Gott sei Dank nur zwei Mal in seinem Leben einen Migräneanfall gehabt.
Grässliche Sache. Er war beide Male fast daran gestorben. Zumindest hatte er
sich so gefühlt. »Ja, soll dann nicht doch lieber ich mit dem Weidenbrecher
reden?«
»Ja.«
»Okay.
Kein Problem. Halt dich einfach im Hintergrund und versuche dich zu
entspannen.« Jetzt wurde Max alles klar. Franz sprach wegen seiner Schmerzen
schon die ganze Zeit über nichts. Wahrscheinlich wollte er sich vor Max einfach
nicht eingestehen, dass ihn der Alkohol zurzeit derart im Griff hatte.
»Okay.«
Als sie
fast beim Haus waren, öffnete sich die Tür und ein schlanker grauhaariger Mann
in Outdoorkleidung trat heraus, leichte Trekkingjacke, kurze Trekkinghose und
Wanderschuhe. »Grüß Gott, meine Herren. Sie müssen meinen unwilligen Ton vorhin
entschuldigen. Aber meine kleine Tochter hat heute Geburtstag, und da wollen
wir einen Ausflug in die Berge unternehmen.«
»Grüß
Gott, Herr Weidenbrecher. Schon entschuldigt. Mein Name ist Max Raintaler und
das hier ist Hauptkommissar Wurmdobler.« Max zeigte auf sich und Franz. »Eine
Frage vorweg. Haben Sie ein Migränemittel im Haus? Herr Wurmdobler hat starke
Schmerzen.«
»Unsere
Haushälterin, die Berta, hat sicher was da. Ich sag ihr gleich Bescheid. Wenn
Sie mir bitte folgen wollen. Ich glaube, wir setzen uns am besten hinten in den
Garten.« Weidenbrecher ging voraus und bot ihnen auf seiner weitläufigen, mit
großen Marmorfliesen ausgelegten Terrasse Platz an einem runden Gartentisch an.
»Moment, ich bin gleich wieder da. Kaffee?«
»Gern«,
erwiderte Max. Franz nickte nur leicht, ließ sich in einen der weich
gepolsterten, bequemen Stühle sinken und schloss die Augen.
Nach
ein paar Minuten war Weidenbrecher zurück. »So, meine Herren. Der Kaffee und
die Tabletten kommen gleich. Was kann ich für Sie tun?« Er zog die Terrassentür
hinter sich zu und setzte sich zu ihnen.
»Sie
können uns ein paar Fragen beantworten, Herr Weidenbrecher. Wir untersuchen den
Mordfall an zwei Frauen aus der Birkenau in Untergiesing. Dort, wo Herr Woller,
der Ihnen sicher bekannt ist, die alten Häuser abreißen lassen und neu bauen
will.«
»Birkenau
sagt mir etwas. Das ist Rainalds neuestes Projekt. Ganz großartig. Das Viertel
wird nicht mehr wiederzuerkennen sein, wenn die Bauphase erst einmal
abgeschlossen ist.« Weidenbrecher lächelte beseelt, als hätte er gerade das
Evangelium verkündet.
»Das
befürchten die Leute von der Bürgerinitiative dort auch«, stellte Max lakonisch
fest. »Zwei von ihnen mussten jetzt sogar sterben. Höchstwahrscheinlich
deswegen, weil sie gegen Wollers Vorhaben gekämpft oder ihn erpresst haben.«
»Sie
wollen damit sagen, Rainald hat sie umgebracht?« Weidenbrecher schien
regelrecht schockiert zu sein. Seine Augen waren
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