Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
hatte, wusste sie auch. Doch wenn sie
Woller wirklich mit diesem Wissen erpresst hatte, wieso sollte sie Max dann
andererseits so freimütig darüber berichten? Nein. Sie hatte sicher nichts
damit zu tun. Außerdem hatte Max die Disks und Marias Tagebuch in Ellis Keller
und nicht bei ihr in der Klenzestraße gefunden. Woher sollte sie also davon
wissen?
Da
würde er morgen lieber mal bei diesem Weidenbrecher anklopfen. Dabei würde
schon eher zutage kommen, wer wen wann und warum auspeitscht und ob allein
deswegen jemand sterben musste. Hoffentlich ist Traudi nichts zugestoßen,
dachte er. Sie hat zwar nicht alle Tassen im Schrank, aber ich mag sie
irgendwie. Herrschaftszeiten, wie kann ich Gesine bloß von diesem Arschloch
Woller loseisen? Soll ich ihn erpressen? Wäre eine Möglichkeit. Aber womit?
»Weiteressen?«
»Weiteressen.
Ich habe noch so viele gute Sachen vorbereitet, du wirst staunen.« Gesine stand
auf und zog sich an. Er tat es ihr gleich.
26
Halb zehn Uhr morgens.
Sonnenschein und strahlend blauer Himmel über der ganzen Stadt. Das opulente
Frühstück bei Gesine stand dem leckeren italienischen Essen vom Vorabend in
nichts nach. Nach den gefüllten Cannelloni hatte es noch Costoletta alla
milanese gegeben, also paniertes Kalbsschnitzel, was Max in zweierlei Hinsicht
entgegenkam. Zum einen war es ein italienisches Gericht, zum anderen schmeckte
es nicht recht viel anders als Wiener Schnitzel, was seit seiner Kindheit
ebenfalls zu seinen Lieblingsessen gehörte. Als Nachspeise hatte Gesine ein
unwiderstehliches Tiramisu präsentiert. Und Pecorino hatte es ganz am Schluss
auch noch gegeben, zum Grappa.
Jetzt
machte er sich, nur in Unterhose und T-Shirt gekleidet, schon wieder mit großem
Appetit über seine Rühreier mit Speck her und trank dazu Espresso aus Gesines
Espressomaschine. »Woher kommt der Espresso eigentlich? Der schmeckt
gigantisch«, erkundigte er sich bei ihr.
»Es
gibt so eine kleine Rösterei in Untergiesing-Harlaching drüben, gleich unter
dem Hochufer, in der Kraemer’schen Kunstmühle, nicht weit vom Templer-Kloster«,
erwiderte sie von ihrer kleinen Küchenzeile aus, wo sie gerade die nächsten
zwei Toasts in den Toaster schob. »Seit ich dort einmal eine Packung
mitgenommen habe, trinke ich keinen anderen mehr.«
»Bringst
du mir nächstes Mal eine Familienpackung mit?«
»Logisch.«
»Danke.«
Er warf ihr eine Kusshand zu. »Ich schätze, nach dem Frühstück werde ich mit
Franzi diesen Weidenbrecher aufsuchen. Ich würde doch zu gern wissen, was es
mit dieser Auspeitschgeschichte auf sich hat. Wer, wen, wann und warum.«
»Hab
ich dir doch schon gesagt. Weidenbrecher lässt sich gern auspeitschen.« Sie kam
zu ihm an den Tisch.
»Das
hat dir Woller erzählt. Aber ob es wirklich so war, würde ich eben gern
rausfinden.«
»Es war
so. Ich habe doch die Bilder gesehen.«
»Aber
waren da Maria oder Elli drauf?«
»Nein.«
»Das
ist ja der Mist. Ich muss wissen, ob die beiden mit von der Partie waren. Dann
kann es nämlich sein, dass sie ihn erpresst haben. Und wenn das wirklich so
war, hätte ich endlich ein überzeugendes Motiv für die Morde an ihnen. Deswegen
muss ich ihn persönlich ausquetschen.«
»Und
Woller?«
Ȇber
den werde ich noch genug rausfinden. Den bist du bald los. So oder so. Das verspreche
ich dir. Neben seinen ganzen anderen Gaunereien steht er auch ebenfalls immer
noch unter Mordverdacht. Wenn er es war, nagele ich ihn fest.
Hundertprozentig.« Zur Bekräftigung des Gesagten schlug Max kurz mit dem
kleinen Marmeladenlöffel in seiner Hand auf seinen Teller.
»Aber
pass auf. Er ist gefährlich.« Gesine setzte sich langsam neben ihn und legte
besorgt ihre Hand auf seinen Unterarm.
»Ich
auch.« Er schaufelte grinsend die nächste Gabel Rührei in sich hinein. Dann
wählte er Franz’ Nummer.
»Franzi,
wie schaut es aus? Hast du Zeit?«
»Wofür?
Es ist Samstag früh.« Franz stöhnte unwillig. So wie es sich anhörte, lag er
wohl noch im Bett.
»Ich
weiß jetzt, wer sich gern auspeitschen lässt.«
»Du?«
»Schmarrn.
Weidenbrecher. Es sieht so aus, als wäre der feine Chef der Stadtbank unser
Mann.« Max biss von seinem mit Erdbeermarmelade überhäuften Toast ab und
kleckerte dabei seinen nackten Oberschenkel voll.
»Und
wer sagt das?« Franzi klang nun bereits eine Spur wacher.
»Gesine.
Woller hat es ihr in einem schwachen Moment gesteckt.« Er lächelte ihr
kopfnickend zu.
»Glaubst
du ihr?«
»Unbedingt.
Sie hat außerdem
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