Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
weit aufgerissen, sein Mund
stand halb offen und seine Hände zitterten leicht. »Aber das ist doch blanker
Unsinn, meine Herren. Das dürfen Sie mir glauben.«
Die
Terrassentür öffnete sich. Eine Asiatin mit einem großen Tablett in den Händen
trat daraus hervor.
»Ach,
Berta. Der Kaffee. Wie immer prompt. Sehr gut. Und die Tabletten sind auch
dabei. Sogar an ein Glas Wasser für unseren Herrn Kommissar hast du gedacht.
Wunderbar. Vielen Dank.«
»Hauptkommissar«,
murmelte Franz fast unhörbar.
Max
konnte sich das Grinsen nicht verbeißen. Typisch Beamter, dachte er. Selbst auf
dem Sterbebett geht es noch übergenau zu.
»Unser
bestes Stück, die Berta«, meinte Weidenbrecher und sah ihr nicht ohne
Besitzerstolz dabei zu, wie sie die Sachen schweigend auf dem Tisch abstellte,
das Tablett wieder an sich nahm, freundlich in die Runde lächelte und zurück
ins Haus ging.
»Asien?
Berta?« Max runzelte die Stirn.
»Wir
haben sie vor fünf Jahren aus Vietnam geholt und adoptiert. So sparen wir
langfristig das Gehalt, das wir einer normalen Haushaltskraft zahlen müssten«,
berichtete Weidenbrecher begeistert. »Meine Tochter hat ihr den Namen gegeben.
Sie hatte so ein Kinderbuch mit der Henne Berta. Und sie wollte, dass die Mi
Leng genauso heißt, wie diese dicke Henne. Lustig, was?«
»Total
lustig, Herr Weidenbrecher. Und Gutes tun Sie auch noch dabei. Das viele Geld
für die Adoption kommt doch sicher Mi Lengs Verwandten daheim zugute.«
»Ach
wo, Herr Raintaler. So teuer war sie gar nicht. Wir haben sie für einen
Spottpreis bekommen. Sie kriegt ein kleines Taschengeld und das war’s.«
Weidenbrecher grinste höchstzufrieden. Er reichte Franz eine Tablette und das
Glas mit dem Wasser. Der bedankte sich mit einem leisen Grunzen, schluckte das
Medikament, schüttete das Wasser hinterher und lehnte sich wieder in seinem
Stuhl zurück.
»Ach
so. Wie praktisch.« Max schüttelte unmerklich den Kopf. Nicht zu fassen. Jetzt
hatten diese Geldsäcke sowieso schon alles im Überfluss, aber an der Bezahlung
des Kindermädchens wollten sie auch noch sparen. Was war das nur für eine
kranke Gesellschaft, in der wir lebten? Ob Weidenbrecher sich von der schmalen
Mi Leng ebenfalls auspeitschen ließ? Gut möglich. Vielleicht durfte sie sich auf
die Art etwas dazuverdienen, ohne dass die Hausherrin davon erfuhr. »Doch
zurück zum Thema, Herr Weidenbrecher. Im Zusammenhang mit den Morden an den
beiden Frauen aus der Bürgerinitiative gegen Herrn Woller muss ich Ihnen leider
eine, sagen wir mal, recht delikate Frage stellen.«
»Nur
zu, Herr Raintaler. Ich bin nicht aus Watte. Ich sehe vielleicht so aus, aber
weit gefehlt.« Weidenbrecher kicherte amüsiert.
»Lassen
Sie sich von Prostituierten auspeitschen?«
»Wie
bitte? Geht es Ihnen zu gut?« Weidenbrechers Mundwinkel fielen schlagartig nach
unten. Er sah Max an, als hätte der gerade die Verstaatlichung sämtlicher
Banken angekündigt, ohne dass dabei die bisherigen Manager übernommen wurden.
»Soll das ein schlechter Witz sein?«
»Beantworten
Sie bitte meine Frage, Herr Weidenbrecher.« Max ließ sich nicht aus der Ruhe
bringen.
»Aber
das muss ich mir doch nicht bieten lassen, Herr Kommissar. Oder?« Weidenbrecher
blickte Franz Hilfe suchend an.
»Hauptkommissar.
Doch.« Franz öffnete für einen kleinen Moment die Augen und schloss sie gleich
darauf wieder.
»Also?«
Max reckte auffordernd sein Kinn nach vorn.
»Natürlich
nicht, Herr Raintaler. Wieso sollte ich? Ich habe eine wunderschöne Frau. Unser
Sexleben lässt keine Wünsche offen. Wie kommen Sie nur auf so einen Schwachsinn?«
»Sagen
wir es einmal so: Ein Vögelchen hat es mir ins Ohr geflüstert.«
»Ausgemachter
Blödsinn.«
»Mit
Herrn Woller und Herrn Meierbär im Sexklub waren Sie demnach wohl auch nicht.«
Max beugte sich weiter nach vorn und fixierte sein Gegenüber mit einem
durchdringenden Blick.
»Natürlich
nicht. Ich bin schockiert, meine Herren.« Der grauhaarige Banker setzte sich
ruckartig auf und blickte pikiert von einem zum anderen.
»Vielleicht
sollten wir mal Ihre Frau danach fragen«, kam es leise von Franz. Er hatte dem
Gespräch die ganze Zeit über mit geschlossenen Augen zugehört.
»Was
hat denn meine Frau damit zu tun? Um Himmels willen, tun Sie das bloß nicht.
Die macht mir die nächsten zehn Jahre die Hölle heiß. Sie kommt aus
Niederbayern, ist streng katholisch und cholerisch. Sie verstehen?«
Weidenbrecher faltete die Hände und hob sie vor sein
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