Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
drückte ihr Knie noch etwas fester
zwischen seine Rippen.
»Ja,
ja. Ich entschuldige mich, Madame.«
»So
etwas wird nicht wieder vorkommen.«
»Von
mir aus. So etwas wird nicht wieder vorkommen. Aber jetzt lass mich endlich
los.«
»Wie
heißt das Zauberwort mit den fünf Buchstaben?«
»Bitte?«
»Na
gut.« Monika löste ihren Griff und stand auf. »Sonst noch Probleme?«,
erkundigte sie sich bei den beiden, während sie wieder in ihre Schuhe
schlüpfte.
»Nein.
Auf keinen Fall. Wir sind sozusagen schon weg«, erwiderte der Kleinere von
beiden. Er half seinem Kollegen auf die Beine, dann trollten sie sich eilig
Richtung Ausgang.
»Gehen
wir auch, Rambo?«, fragte Anneliese grinsend. »Ich habe keine große Lust,
länger in einem Scheißladen zu bleiben, in dem Frauen nicht mal geholfen wird,
wenn sie lebensgefährlich bedroht werden.«
»Ich
auch nicht. Lass uns aber noch zehn Minuten warten, bis die zwei Idioten das Weite
gesucht und gefunden haben.«
»Okay.
Trinken wir unsere Flasche leer und dann nichts wie raus hier. Herrje, wenn du
nicht so gut kämpfen könntest, hätten wir gerade ganz schön alt ausgesehen.«
Annelieses Blick drückte nichts als reine Bewunderung aus.
»Das
stimmt allerdings!« Monika krönte ihren Triumph mit einem stolzen Lächeln. »Das
jahrelange Jiu-Jitsu-Training lohnt sich doch immer wieder.«
»Wenn
wir das Max erzählen, will er bestimmt gleich morgen Abend noch mal mit uns
hierher kommen, um unter dem Personal aufzuräumen. Bestimmt will er sehen, ob
die auch so feige sind, wenn es um ihre eigene Haut geht.«
»Aber
da dürfen wir vorher auf keinen Fall zum Griechen. Sonst kommen wir mit ihm
nicht weit.« Monika lachte laut auf.
Anneliese
stimmte ein. Dann tranken sie jede einen großen Schluck aus ihren
Champagnergläsern.
»Guten
Abend, die Damen. Mein Name ist Dorer. Ich bin der Geschäftsführer hier.« Ein
großer, leicht übergewichtiger dunkelhaariger Bayer in bodenlanger
dunkelbrauner Lederhose und weißem Trachtenhemd unter einer exklusiven
Filzjacke ohne Ärmel hatte sich neben sie gestellt. An den Füßen trug er mit
kleinen bunten Glasperlen geschmückte Indianermokassins. Er blickte sie ohne
das geringste Lächeln in seinem glattrasierten Gesicht an.
»Ach,
Herr Dorer. Das passt ja wunderbar«, erwiderte Anneliese mit spitzem Ton.
»Werden eigentlich täglich Frauen in Ihrem sogenannten Etablissement hier
angegriffen? Und hilft denen dann auch niemand? Eine schöne Wirtschaft habt ihr
hier beieinander. Ja, pfui Teufel.«
»Meine
Damen, ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen zu diskutieren, sondern, um Sie zu
bitten, mein Lokal zu verlassen. Und zwar auf der Stelle. Wir lieben hier keine
unangenehmen Zwischenfälle. Der Champagner geht aufs Haus.« Seine Miene blieb
während dieser für die beiden Freundinnen völlig überraschenden Ansage absolut
regungslos.
»Was?«,
kam es von Monika und Anneliese unisono. Sie starrten ungläubig in seine
Richtung.
»Sie
wollen uns rauswerfen, weil wir angegriffen wurden? Sind Sie noch ganz dicht?«
Monika hatte sich als Erste wieder im Griff. Kopfschüttelnd blickte sie von
Dorer zu Anneliese und zurück. Der muss wahnsinnig sein, dachte sie. Anders ist
das Ganze gar nicht möglich. Sieht man schon daran, wie er sich anzieht. »Warum
hat uns denn niemand geholfen, als die Burschen uns angegriffen haben? Wollen
Sie uns das vielleicht mal erklären?«
»Bitte
gehen Sie, meine Damen. Sonst rufe ich die Polizei.«
»Jetzt
wird’s mir aber zu bunt.« Anneliese konnte nicht mehr an sich halten. »Ich
glaub, ich bin im falschen Film. Sind denn hier alle total verrückt geworden?
Rufen Sie doch die Polizei, Sie Blödmann. Dann werden wir schon sehen, wer hier
wegen unterlassener Hilfeleistung vor den Kadi geschleppt wird. Also los!«
Sie und
Monika sahen sich an und wussten nur, dass hier heute Abend etwas
Ungeheuerliches ablief. Das alles war nichts als eine ganz üble Verschwörung
gegen sie, bei der nun endgültig alles außer Kontrolle zu geraten schien.
»Was
soll das Ganze, Herr Dorer? Die beiden jungen Männer haben uns belästigt, und
daraufhin haben wir uns gewehrt. Was soll daran falsch sein?« Monika versuchte
es noch einmal in ruhigerem Tonfall.
»Nichts
ist daran falsch, gnädige Frau, denke ich zumindest. Aber wir wollen hier keine
prügelnden Gäste. Ich wiederhole es noch einmal: Bitte gehen Sie – oder
ich rufe die Polizei.« Er stand vor ihnen wie eine Kastanie im Biergarten.
Riesig und
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