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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Vorstädte. Von feuchten Herbergen zu gleichförmigen Reihenhaussärgen – familiengerecht. Wie blöd Hummel geschaut hatte, als sie ihn heute gefragt hat, ob sie sich im Café treffen. Als hätten sie ein Date.
    Hummel betrat das Lokal, etwas orientierungslos. Er hatte weder einen schwarzen Rolli an noch den letzten Louis Malle parat. Endlich entdeckte er Doris. Als derKellner ihm auf dem Fuße folgte, bestellte Hummel ein Bier. Dosi sah ihn erstaunt an. Er grinste. »Keine Panik, ich hab heut schon Schluss gemacht. Kaffee brauch ich nicht, die Typen hier sind mir schon schwarz genug.«
    »Und, was ist jetzt mit deinen Musikspezln?«
    »So einfach ist das nicht. Das ist der Termin des Jahres für sie. Riesengage. Ich hab Mike gefragt. Die haben strenge Sicherheitskontrollen. Nur mit Einladung.«
    »Hm. Kennst du diesen Mike gut?«
    »Auf jeden Fall schon ewig. Ich hab von ihm mein erstes Schlagzeug gekauft.«
    Sie überlegte kurz, dann sagte sie: »Du ersetzt ihn. Du sorgst dafür, dass er verhindert ist. Wir werden deinen Schlagzeugkumpel ausschalten. Mit Abführmittel. Ganz harmlos. Kriegst du das hin?«
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Du gehst mit Mike ein Bier trinken, und ab geht die Post.«
    »Du spinnst! Und warum sollten die automatisch an mich denken, wenn er ausfällt?«
    »Vielleicht steckst du ihm das vorher noch. So von wegen: wenn mal Not am Mann ist … Na komm, ruf ihn an. Ein Bierchen heute …«
    Hummel war etwas überfahren, ließ sich das aber durch den Kopf gehen. Schließlich holte er sein Handy raus. Eine Minute später hatte er eine Verabredung für ein Konzert im Ampere .
    Dosi grinste. »Und das erste Bier geht natürlich auf dich.«
    Hummel sah sie zweifelnd an. Dann grinste er. Die hatte es faustdick hinter den Ohren.
    Dosi schrieb ihm das Abführmittel auf. » Laxopront. Gibt’s in jeder Apotheke. Ein paar Tropfen nur.Durchschlagende Wirkung. Macht das Rohr frei. Ratzfatz.«
    »Und was ist mit Zankl?«
    »Muss sich selbst kümmern.«
    Hummel sah sie irritiert an. »Hey, Dosi, das ist nicht sehr nett.«
    »Der ist auch nicht nett zu mir«, sagte Dosi. »Anders als du. Und das ist auch dein Problem: Du bist zu nett.« Sie zwinkerte und sah auf die Uhr. »Du, ich muss los. Bis morgen.«
    Hummel war verwirrt, als er so plötzlich allein mit seinem halben Bier dasaß. Bei Eisenterz einspringen? Nachdem er Mike ausgeschaltet hatte! Ausgeschaltet! Wie in einem Agententhriller. Er ließ sich doch nicht rumkommandieren! Aber er wollte auch auf Waldeck dabei sein. Dosi hatte recht: Er konnte nicht immer nett sein.
    Genervt trank er aus und ging an den Tresen, um zu zahlen: Penne arabbiata, ein Kaiserschmarrn, eine Johannisbeerschorle, zwei Cola, ein Milchkaffee und sein Bier. »Boh!«, dachte er. »Dosi!«
    ABFLUG
    Franz entspannte sich langsam, als das Flugzeug durch die Wolkendecke stieß und alles stahlblau leuchtete. Gut, dass er endlich mal raus war aus München. Er hatte schon verstanden, warum Freddi ihn wegschickte. In der letzten Zeit war alles ein bisschen viel. Die Scheißdrogen und die Sauferei. Auch das Kreative hatte ihn ausgelaugt. Hoffentlich lohnte es sich. Ob dieser Jean-Pierre seine Bilder verkaufen kann? Endlich hing er in einer richtig guten Galerie. Das Versteckspiel war eigentlich nicht optimal.Klar, diese Bilder waren die besten, die er je gemacht hatte. Gleichzeitig belasteten sie ihn auch. Das kam dabei heraus, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verband. Tja. Jetzt freute er sich auf Marokko. Marrakesch. Der Platz mit den Märchenerzählern, den Tonnen mit gegarten Schafsköpfen, den Bergen von Orangen, dazu der intensive Geruch von Pfefferminz und die Palmen vor der Kulisse des Atlas. Und er würde einen Ausflug machen nach Tafraoute, um die blauen Felsen von Vérame zu sehen.
    UNTER PALMEN
    »Warum hier am Arsch der Welt?«, fragte sich Dosi, als sie aus der Tram stieg und den Kanal entlangging. Obwohl das eine ganz gute Einstimmung für das Burgfest war. Wobei, Waldeck war eine gute Spur rustikaler. Sie konnte sich erinnern, wie sie als Schülerin mal auf Klassenfahrt hier in Schloss Nymphenburg war. Und mit den Filzpantoffeln übers Parkett geschlittert war. Aber das hier war dienstlich. Na ja, nicht ganz. Mader würde ihr den Kopf abreißen, wenn er wüsste, was sie hier trieb. Aber eigentlich holte sie nur etwas nach. Sie hatte einen Sinn für Details und lose Enden. Der Anruf bei Mader neulich, als sie notfallmäßig in die Edelweißstraße zitiert

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