Isartod
hat sich ja zumindest die Frage erledigt, wie Zankl auf das Fest kommt«, konstatierte Dosi.
»Was dich natürlich zutiefst betrübt.«
»Sorry, Hummel, wie man in den Wald reinruft, so hallt’s heraus. Was ist jetzt mit deinem Bandkumpel?«
»Hat das Gleiche wie Zankl. Er will sich noch mal melden. Falls es doch noch besser wird.«
»Würde mich wundern.«
»Ich weiß echt nicht, ob ich das gut finden soll.«
Hummels Handy vibrierte. Eine SMS . Er las. »Von Mike. Ob ich den Job machen will.«
KUSCHELN
Zankl schlief wie ein Baby in den weichen Armen seiner Frau. Die grübelte, ob ihr Mann eigentlich mal ein guter Vater sein würde. Sie war sich nicht ganz sicher.
Dosi war sich auch nicht so sicher. Ob sie es so eng mochte. Ganz konkret und generell. Fränky kuschelte sich an seine runde Dosi. Er fand’s wunderbar. Aber Dosi würde gleich aufstehen und nach Hause gehen, sobald Fränky schlief. Sie musste morgen früh los. Sie hatte ihre Sachen zu Hause schon auf dem Wohnzimmersessel bereitgelegt. Im Kopf ging sie durch, ob sie an alles gedacht hatte. Sie durfte die nachgemachten Schlüssel von Haslbeck nicht vergessen!
Mader stand vor dem Flurspiegel und begutachtete seine Verkleidung. Hatte Dosi toll ausgesucht. Ganz sein Geschmack. Er sah aus wie ein französischer Landedelmann. Jedenfalls stellte er sich den so vor. Der elegante braunrote Samt, die weiche Mütze mit der weißen Feder. Wahrscheinlich hätte er auch im 18. Jahrhundert eine gute Figur gemacht. Und er hätte mit einem spitzen Federkiel Liebesbriefe an Catherine Deneuve geschrieben. Wenn die damals schon gelebt hätte. Doch, sie war immer schon da. Als Prototyp. Als Idee. Als Vorbild für alle Frauen. Schön und unabhängig. Jedenfalls wäre er ihr miteinem Lächeln im Ballsaal entgegengetreten und hätte gesagt: »Voulez-vous danser avec moi?« Und sie hätte ihm mit einem Lächeln die Hände gereicht. War er sich ganz sicher.
Patzer und Steinle verbrachten den Abend im Bayerischen Hof , wo sie den Arabern zusammen mit einer Delegation aus Wirtschaft und Politik einen würdevollen Empfang bereiteten. Im Hotel und auf dem Promenadeplatz wimmelt es von Personenschützern, Polizeibeamten und Zivilpolizisten.
Hummel hatte ein schlechtes Gewissen wegen Zankl und sprach ihm spät noch auf die Mailbox. Er war ein bisschen nervös wegen morgen. So insgesamt. Eigentlich wollte er noch ein bisschen lesen, aber es mangelte ihm an Konzentration.
Liebes Tagebuch,
heute bin ich hundemüde. Vorhin war ich noch bei meiner ersten und wahrscheinlich auch letzten Bandprobe mit Eisenterz. Das ist schon speziell. Was für Typen! Die Probe hat ganz gut geklappt. Die Musik ist aber auch nicht allzu anspruchsvoll. Und ich hatte mir extra noch neue Schlagzeugsticks gekauft. Fast zu schade für den Quatsch.
So richtig einen Plan haben wir nicht für das Burgfest. Ich bewundere Menschen, die genau wissen, was sie wollen. Die einfach losgehen und nicht zögern. Da kann ich von Dosi noch was lernen. Sie ist wie ein Bulldozer. Wenn die Fahrtrichtung einmal eingestellt ist, rollt sie los. Ohne groß Rücksicht zu nehmen, was links und rechts ist. Oder sich ihr in den Weg stellt. Würde sie bei mir auch so kaltschnäuzig sein wie bei Zankl? Nein, bestimmt nicht.
Ja, ich muss mehr Linie reinkriegen in mein Leben. Das gilt vor allem für drei Dinge: für meinen Job, für Beate und meinen Roman. Na gut, im Job kann ich ja mal die Ellenbogen ausfahren. Und Beate muss ich jetzt endlich mal einen deutlichen Hinweis darauf geben, wie viel sie mir bedeutet. Vielleicht wartet sie ja nur auf ein Zeichen. Sicher mag sie aktive Männer, die nicht andauernd um den heißen Brei herumschleichen.
Und dann mein Roman. Irgendwie müssen sich doch diese Mordfälle in die Fiktion übertragen lassen. Der Mann mit der Säge. Diese Spur muss ich noch verfolgen. Die einzige Spur, die ganz allein meine ist. Mader und Zankl glauben mir ja nicht. Aber Dosi werde ich es jetzt doch nicht erzählen. Die befasst sich nur mit dem, was realistisch ist. Für mich habe ich das klar: Solche Übereinstimmungen sind kein Zufall. Spätestens seit dem Fleischwolf.
All diese Sachen werde ich nächste Woche angehen. Bestimmt. Morgen noch das Burgfest, am Sonntag mal gar nichts machen, und dann am Montag fange ich an.
Gute Nacht!
ÜBER MÜNCHEN
Sieh den Baum, der durch das Weiß des Nebels dringt,
hör das Vögelchen, das darin sein Liedlein singt,
spür den kühlen Hauch, der noch über Wiesen
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