Isartod
finden. Der führt uns zum Killer.«
»Wenn der ihn nicht schneller findet«, meinte Hummel.
Mader nickte. »Hier läuft alles zusammen. Alles in der Kneipe und in der Halle sicherstellen«, sagte Mader. »Das große Besteck. Auf Fingerabdrücke und DNA untersuchen und mit den anderen Bildern vergleichen.«
»Und sonst?«, fragte Zankl.
»Hab ich Durst«, sagte Mader und holte sich eine Flasche Mineralwasser aus der Kühlung.
SUMMERTIME
Ein erfolgreicher Tag neigte sich dem Ende zu. Na ja, Erfolg ist immer relativ. Die Spurensicherung kämmte sich durch Lagerhalle und Kneipe und hatte alle Hände voll zu tun. Ansonsten war die Bilanz nicht umwerfend: von Jakko keine Spur, nicht vom Kneipenwirt und von dem potenziellen Täter auch nicht. Als würde das alles jetzt irgendwie versanden. Nein, würde es natürlich nicht. Aber nach großen Schritten kommen eben manchmal ganz kleine. So ist der Alltag.
Das wusste auch Mader, den es heute an den Chinesischen Turm verschlagen hatte. Er hatte noch ein merkwürdiges Gespräch mit Dr. Günther und hinterher das dringende Bedürfnis, eine Maß Bier zu trinken. Jetzt saß er unter den Kastanien im Windschatten des mächtigen Chinaturms und war froh, dass es heute keine Blasmusik gab. Etwas verwundert sah er zu dem Stand mit gebrannten Mandeln hinüber. Passte so gar nicht in die Jahreszeit, aber roch gut. Schon eine Ahnung von Oktoberfest. Bajazzo lag zufrieden auf dem warmen Teer. Mader trank einen großen Schluck Bier und dachte nach. Was war das jetzt mit Günther? Der bestellte ihn zu sich wegen dieses Burgfests. Fragte, ob es noch irgendwelche Ermittlungen wegen Haslbeck gab.
Und dann diese glasklare Ansage: »Bitte halten Sie sich am kommenden Samstag von Burg Waldeck fern … Höchste Prominenz aus Politik und Wirtschaft … zukunftsweisende Entscheidungen für die Stadt München … riesiges Hotelprojekt … hochrangige Delegation aus Saudi-Arabien … Nicht dass es zu irgendwelchen Irritationen kommt.«
Irritationen! »Wahnsinn«, dachte Mader. Allein die Wortwahl. Als ginge es um einen Hautausschlag. Genauso bescheuert wie der unverschämte Rat Günthers, einfach mal das Wochenende zu genießen. »Fahren Sie doch mal raus!«, hatte er gesagt. »Das entscheide ich immer noch selbst«, sagte Mader grimmig und war sich bereits sicher, dass er sich Zugang zum Burgfest verschaffen würde. Er würde die Hallmeier anrufen. Mann, dieser Günther! Er hatte ihm natürlich nicht auf die Nase gebunden, dass sie ISARIA durchaus als mögliches Motiv für zumindest zwei ihrer Mordfälle sahen. »Auf welcher Seite steht Günther eigentlich?«, überlegte Mader und biss von seiner Breze ab. Aber jetzt war erst mal Feierabend. Der blaue Himmel mit den roten Wolkenschlieren, die leuchtenden Kastanien, die glänzenden Glocken am Chinaturm, das sanfte Brummen der Stimmen und der Sound der Glaskrüge. Wunderbar!
OFFIZIELL GEHT DA NIX
Mader hatte seine Kollegen von Günthers mahnendem Ansinnen in Kenntnis gesetzt: Nichteinmischungspolitik, wegen des Millionenprojekts ISARIA .
Speziell Dosi war empört: »Die Großkopferten und ihre Geschäfte! Bloß nicht dazwischenfunken. Halbwelt und Chichiland! Erstaunlich genug, dass das Fest überhaupt stattfindet, ohne den alten Haslbeck. Dass die Tochter das zulässt. Also, was machen wir?«
»Offiziell geht da nix«, sagte Mader.
»Und inoffiziell?«
»Ich hab die Haushälterin vom alten Haslbeck angerufen. Die Hallmeierin nimmt mich mit, als Begleitung.«
»Hummel, was ist mit der Band?«, warf Dosi ein.
»Hm, ja. Eisenterz. Aber die dürfen sicher nicht einfach einen Haufen Leute mitbringen.«
»Also, damit das klar ist, Leute«, sagte Mader. »Egal, wer es außer mir noch auf das Fest schafft. Absolute Zurückhaltung. Wenn Günther das spitzkriegt, reißt er mir den Kopf ab.«
»Ist er selbst da?«, fragte Dosi.
»Nein, er gibt wieder irgendein Seminar am Ammersee.«
»Das ist doch schon was. Aber Patzer und seine Frau kennen Sie doch. Wie wollen Sie da nicht auffallen?«
»Ist doch ein Kostümfest.«
GANZ HARMLOS
Doris saß im Stadtcafé und schlürfte Milchkaffee. Sie hatte den festen Willen, auf das Burgfest zu gehen, und wollte sich im Stadtmuseum schon mal mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Einen verlässlichen Grundriss hatte sie nicht gefunden. Aber es war trotzdem interessant. Die alten Stiche Münchens und seiner Bauwerke hatten sie nachdenklich gemacht. Das Verschwinden der Dörfer und der schmutzigen
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