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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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schwarzen Linien an den Gelenken. Alles überzogen mit einem feinen Grauschleier. Wie ein Vorhang aus Gaze. Machte die Konturen nicht weicher, eher plastischer.
    »Nicht schlecht«, murmelte Zankl. Er war sich ganz sicher. Das war die Wasserleiche. Aber in bedeutend besserem Zustand. Luigi hingegen sah aus wie Luigi. En détail. In harten Neonfarben. Zankl machte mit dem Handy Fotos von den Bildern.
    Ein Männchen im gestreiften Polo mit hochgestelltem Kragen schoss über den glatten Estrich. »Luise, oh, was für eine Surprise! So eine Freude, dich hier zu haben.« Der Galerist gab Mama Zankl ein spitzes Küsschen auf die Wange.
    »Jean-Pierre, darf ich vorstellen, mein Sohn Frank.«
    Jean-Pierre musterte Zankl von oben bis unten und streckte ihm seine Hand entgegen. »Ganz die Frau Mama«, gluckste Jean-Pierre. »Hallo Frank, ich bin Jean-Pierre. Willkommen in meine Galerie.«
    »Hallo«, sagte Zankl trocken. »Wir sind hier, weil …«
    »… ihr Kunst kaufen wollt. Fantastique. Diese Künstler haben noch sehr kleine Preise.«
    »Woher kommen diese beiden Bilder?«
    »Oh, ihr habt Augen für das Besondere. Diese Bilder, sie zeigen Gewalt der Großstadt in einem Kontext der Aesthétique grotesque. Ein Blick noir auf die Gegenwart. Der Künstler verschwindet hinter die Botschaft …«
    Zankl atmete tief durch.
    »Jean-Pierre, besser hätte ich es auch nicht sagen können«, sagte seine Mama.
    Jean-Pierre überlegte kurz, dann sagte er: »4500 Euro, 8000 zusammen. Ein Schnäppschen!«
    Zankl sah seiner Mutter an, dass sie bereits den Wert der Bilder im Kopf kalkulierte, und ging dazwischen: »Jean-Pierre. Ich kaufe keine Kunst, ich bin Kriminalbeamter. Die Motive sind aus einer aktuellen Mordermittlung. Das sind Tatortfotos. Die Bilder können nur vom Täter sein.«
    Jean-Pierre strahlt ihn an. »Fantastique!«
    »Wo haben Sie die Bilder her?«
    »Von Monsieur Django. Ein Kunstagent. Er sucht immer neue Talente.«
    »Bürgerlicher Name, Telefon, Adresse?«
    »Ich habe nur die Handynummer von Monsieur Django.«
    »Aber Sie kennen ihn?«
    »Nicht wirklich. Er ist très … wie sagt man? Underground. Er schickt einen Kurier. Und wenn ich verkauft habe, überweise ich Geld auf sein Konto.«
    Zankl seufzte. »Geben Sie mir die Handynummer und die Kontonummer. Und die Bilder sind beschlagnahmt.«
    »Mais non! Das können Sie nicht tun!«
    »Das kann ich sehr wohl. Mein Job umfasst so profane Dinge wie Mord und Totschlag.«
    Jean-Pierre rauschte ab in sein Büro und kam mit einem Zettel zurück.
    »Vielen Dank«, sagte Zankl jetzt versöhnlich. »Ich will hier keinen Ärger machen. Sie können ja nichts dafür, aber die Bilder sind ein Beweismittel in einem wirklich schwierigen Fall, und wir müssen den Mann stoppen, bevor es noch mehr Motive für solche Bilder gibt. Passen Sie bitte gut darauf auf, bis meine Kollegen sie abholen. Nichts anfassen. Die Spurensicherung muss sie untersuchen.«
    »Sagen Sie, Frank, wenn der Fall geklärt ist, ich bekomm die Bilder zurück?«
    »Das kann ich nicht versprechen.«
    »Die Bilder können doch nichts dafür«, sagte Frau Zankl. »Jean-Pierre, ich möchte eine Option auf die Bilder!«
    »Oh, Mama«, sagte Zankl.
    GOLDRICHTIG
    Als Zankl wieder im Büro erschien, hatten seine drei Kollegen sämtliche Krapfen vernichtet, Mission accomplished. Mader hatte noch den Puderzucker um die Lippen. »Hallo, Zankl. Köstlich. Gibt es einen besonderen Anlass?«
    »Ja, meine Frau Mama war hier. Und sie hatte auch noch ein paar weitere Überraschungen im Gepäck.« Im Schnelldurchlauf erzählte er den Kollegen, was passiert ist, und zeigte ihnen die Handyfotos. »Das bedeutet, die Isarlady geht auch auf sein Konto. Die Spusi sichert die Bilder. Und diesen Monsieur Django habe ich leider nicht erreicht«, schloss Zankl seinen Bericht. »Wir haben auch eine Kontonummer. So kriegen wir seinen Namen, und dann knöpfen wir ihn uns vor.«
    Zankls Telefon klingelte. Er hörte zu, und seine Miene wurde immer düsterer.
    »Auch das noch. Ein anonymes Konto in der Schweiz! Ich dachte, so was gibt’s gar nicht mehr«, murrte er, als er aufgelegt hatte. »Vielleicht haben wir mehr Glück mit Jean-Pierre. Er versucht, den Kurier zu kriegen. Der weiß ja zumindest, wo er die Ware abholt.«
    Mader nickte zufrieden. »Langsam kommen wir auf die Zielgerade.«
    BMS
    Ein kleiner Laden an einer verkehrsumtosten Kreuzung in Fröttmaning. War Dosis Idee. Der einzige Tattooladen da draußen. In Fraktur klebten drei große

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