Isartod
wurden … Sie sollte sich ja kümmern, aber keiner hatte mehr nachgefragt. Weil der Anruf so kurz war, ließ er sich nicht zurückverfolgen. Das war noch lange kein Hindernis für sie. Sie hatte sich einfach mal eine Mittagspause in Grünwald gegönnt und sich gefragt, wie sie es an Katrin Patzers Stelle gemacht hätte. Am einfachsten war es doch, jemanden bei der Polizei anrufen zu lassen.Dosi hatte hoch gepokert und gewonnen und hatte Katrin Patzer mit dieser Theorie konfrontiert. Und recht behalten. Dosi war eine gute Ermittlerin, da konnte man nicht meckern. An ihrer Teamfähigkeit musste sie noch arbeiten, denn den Kollegen hatte sie davon nichts gesagt. Weil sie mit dieser Information noch was vorhatte.
Dosi sah sie gleich, als sie das Café im Palmengarten betrat. Katrins elegantes weißes Baumwollkleid stand im krassen Kontrast zu ihrer Jeans und dem schwarzen T-Shirt. Sei’s drum. »Hallo, Frau Patzer. Das ist schön, dass das klappt.«
Katrin nickte zurückhaltend.
Dosi setzte sich und bestellte eine Apfelschorle. »Also, ich sag Ihnen die Spielregeln. Wir treffen uns hier privat. Ich bin nicht als Polizistin hier, zumindest nicht mit Blick auf Sie. Wie gesagt, ich weiß von Ihrem Anruf wegen der Edelweißstraße. Juristisch heißt das ›Anstiftung zum Mord‹, auch wenn es dann nicht passiert ist. Aber das interessiert mich nicht.«
Dosi erläuterte ihr genau, was sie wollte: den oder die Täter finden, die für die Leiche in der Isar und für den Tod von Luigi verantwortlich waren. Und vielleicht auch für den Tod von Katrins Vater. Falls es doch kein Selbstmord war. Diese These war natürlich nur ein Zuckerl. Von der Fleischwolfleiche erzählte sie nichts. Da sah sie auch keine Verbindung zu Patzer. »Sagen wir es so, Frau Patzer, der kleinste gemeinsame Nenner ist unser Interesse, den Tod von Luigi aufzuklären. Oder?«
Katrin nickte. Dann erzählte sie Dosi die Geschichte, wie und wo sie den Auftragskiller kontaktiert hatte. Woher sie den Tipp hatte. Wie sie ihren Mann in die Metzgerei bestellt hatte. Und wie sie den Auftrag wieder abgeblasen hatte.
»Warum in diese Metzgerei?«
»Ich weiß es nicht. War seine Idee.«
»Und dieser Killer? Hat er einen Namen?«
»Ich kenn ihn nicht.«
»Gut«, lenkte Dosi ein, der klar war, dass Katrin sich nicht selbst in Gefahr bringen wollte. »Aber Sie wissen schon, dass wir Ihren Mann nur drankriegen, wenn wir denjenigen finden, dem er den Mordauftrag an Luigi erteilt hat.«
Katrin nickte langsam. Dann schob sie Dosi einen Notizzettel mit einer Telefonnummer rüber. »Das ist seine Nummer. Mehr hab ich nicht.«
»Danke«, sagte Dosi. »Ich weiß das sehr zu schätzen.«
Katrin sah sie ernst an. »Ich weiß nicht, wie Sie weiter vorgehen. Aber wir beide haben uns nie gesprochen. Ich verlass mich auf Sie. Es gibt einen Umschlag mit Geld, mit meiner Handynummer und meinen Fingerabdrücken darauf. Aber mehr werde ich nicht mehr sagen.«
»Ein privates Darlehen«, sagte Dosi. »Egal, was passiert, ich werde Sie aus der Geschichte raushalten. Falls dieser Umschlag später eine Rolle spielen sollte, legen Sie sich eine Erklärung zurecht. Ein Darlehen oder Honorar für eine Dienstleistung. Bleiben Sie ganz gelassen. Es hat kein Verbrechen stattgefunden. Ihr Mann ist quicklebendig. Im Zweifelsfall steht Aussage gegen Aussage. Und da haben Sie die besseren Karten. Haben Sie verstanden?«
Katrin nickte müde.
»So ganz sauber ist das nicht, was ich hier mache«, dachte sich Dosi auf dem Weg zurück zur Trambahn. Sie konnte nicht warten und wählte die Handynummer. Es klingelte lange. Nichts. Keine Mailbox. Wäre auch zu schön gewesen. Sie würde die Nummer checken lassen. Sichereine Prepaidkarte. Aber egal. Sie würde es wieder versuchen. Wie sollte sie weiter vorgehen? Mit den Kollegen würde sie nicht sprechen. Ihr Versprechen gegenüber Katrin galt. Dosi überlegte kurz, ob sie sich strafbar machte, wenn sie dieses Wissen für sich behielt. Natürlich. Aber sie brauchte Beweise, dass Patzer den Mord an Luigi tatsächlich in Auftrag gegeben hatte. Und die anderen Leichen? Dosi schwirrte der Kopf. Und dann hatten sie ja noch was besprochen. Katrin Patzers Idee: Sie wollte versuchen, ihrem Mann eine Falle zu stellen. Hätte Dosi ihr nicht zugetraut. Gewagt. Mal sehen. Dosi sah auf die Uhr. Schon halb fünf. Sie sah die Tram und lief los. Sie musste noch zum Kostümverleih, die Klamotten für sich und die anderen besorgen. Für Zankl würde sie etwas
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