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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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    Morgenstund in Maders Büro.
    Mader war erschreckend munter. Große Geste: »Überstunden, Stress, zu wenig Geld, zu wenig Personal. Und jetzt noch diese Wasserleiche. Wir brauchen dringend Verstärkung!«
    »Allerdings«, sagte Hummel.
    Zankl nickte.
    »Tja, bisher ging da ja gar nix. Aber ganz plötzlich bekommen wir …«
    »… einen Mann zusätzlich?«, fragte Zankl ungläubig.
    »Keinen Mann. Eine Frau.«
    Hummel und Zankl starrten ihn an.
    »Habt’s ihr ein Problem?«
    Die beiden sagten immer noch nichts.
    Aber Mader: »Die ist echt super für ihre achtundzwanzig. Jahrgangsbeste auf der Polizeischule, in Passau bei der organisierten Kriminalität, dann zwei Jahre bei der Drogenfahndung in Starnberg und jetzt bei der Mordkommission. Bei uns.«
    »Ab wann?«, fragte Zankl mit mehr als einem Anflug Panik.
    »Ab sofort«, sagte Mader und lächelte zuckersüß. Und als es klopfte: »Machts euch auf frischen Wind gefasst.«
    »Boah!«, dachte Zankl.
    »Boah!«, dachte Hummel.
    Kongruenz. Auch wenn beide diese Lautmalerei im Normalfall anders einsetzen würden. Kein oberweitendefinierter Männertraum. Eine stämmige kleine Person mit kurzen rotblonden Haaren und Sommersprossen im bäuerlichen Gesicht.
    ›Das SAMS !‹, stöhnte Zankl. Zum Glück lautlos.
    »Servus, ich bin die Rossmeier Doris«, sagte das Sams mit fester Stimme und streckte Zankl die Hand hin.
    Der ergriff sie zögerlich und lächelte gequält. »Zankl.« Ihr Händedruck war fest. Zu fest für seinen Geschmack.
    »Servus, Zankl. Ich bin die Doris. Für Freunde: Dosi. Und Obacht: Mein Vater ist Pferdemetzger.«
    »Ja, wir brauchen jemand fürs Grobe.«
    Dosi lachte.
    Und Mader strahlte. »Der Rossmeier. Das waren noch Zeiten. Damals in Passau.«
    Jetzt strahlte auch Dosi.
    Zankl sah Mader erstaunt an. »Wann waren Sie denn in Passau ?« Er sprach den Ortsnamen aus, als würde er in einen fauligen Apfel beißen.
    Mader lächelte versonnen. »Vor Ihrer Zeit. Interessante Stadt. Viel Licht, viel Schatten. Aber der Rossmeier in Salzweg: ein heller Stern am Würschtlhimmel. Wunderbare Knacker. Wunderbar.«
    Dosi strahlte immer noch.
    »Gleich holt sie eine Tupperdose mit Souvenirs aus Papas Wurschtküche raus«, dachte Zankl.
    Tat sie nicht. Sie gab Hummel die Hand.
    Der kriegte das besser hin als Zankl: »Servus, ich bin der Hummel. Klaus Hummel, also Klaus. Oder einfach Hummel. Äh, wir sagen hier du zueinander, also Hummel und Zankl …«
    Sie drückte auch seine Hand sehr fest. Ein zartes Wesen ist das nicht.
    Mader winkte sie jovial zu sich. »Doris, setzen Sie sich. Wir erzählen Ihnen ein bisschen, was wir hier so machen.«
    AN DER BACKE
    » DOOSI ! Ich fass es nicht!«, stöhnte Zankl, als er sich später auf den Kantinenstuhl fallen ließ. »›Wir erzählen Ihnen ein bisschen, was wir hier so machen.‹ Mann, sonst ist Mader immer der harte Hund, und jetzt plötzlich: bussibussi . ›Doris, kommen Sie, ich lad Sie ein, zum Einstand, zum Italiener. Da gibt’s eine wunderbare Osteria in der Karlstraße.‹ Die geht doch maximal zum Bella Italia , die Bauernblunzn! Bah!«
    Hummel blickte von seinem Rollbraten auf. »Jetzt sei halt ned so! Sie scheint doch ganz okay zu sein. Ganz blöd kann sie nicht sein, wenn sie’s bis zur Münchner Mordkommission geschafft hat.« Er sah kurz den Faden an, den er aus seinem Rollbraten gezogen hatte. Beobachtete den Tropfen Soße, der sich langsam abseilte.
    »Ich hab mich bei den Kollegen erkundigt über unsere liebe Dosi«, erklärte Zankl. »In Passau wurde sie wegbefördert, weil sie allen auf den Senkel gegangen ist mit ihrem Arbeitseinsatz. Die mögen es da unten nicht so hektisch. In Starnberg hat sie dann mit der Soko Neuschnee die Drogenszene so aufgemischt, dass die Promis dem Bürgermeister gedroht haben, wegzuziehen, wenn die Razzien nicht aufhören.«
    »Ist doch okay, wenn sie sich reinhängt.«
    »Aber jetzt haben wir sie an der Backe. Bestimmt wegen der hervorragenden Beziehungen von Mader zuDr. Günther. Der wartet doch nur drauf, ihm eins auszuwischen.«
    »Ach komm! Sei froh, dass wir endlich Verstärkung haben.«
    »Ich sag dir eins: Das Sams verursacht Mehraufwand!«
    Hummel antwortete nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf seinen Semmelknödel, den er in viele kleine Stücke geschnitten hatte und jetzt zu einem geometrischen Muster in dem braunen Soßenspiegel arrangierte. »Sie kann doch auch nix dafür, dass sie ausgerechnet bei uns landet.«
    Zankl hatte gar nicht so unrecht.

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