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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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breiter gebaut. Vom äußeren Umriss her menschenähnlich, mit Armen, Beinen, Kopf und Oberkörper, bestand er aber allem Anschein nach ausschließlich aus flüssiger Lava. Überall tropfte das Magma herab, ohne dass der Körper dabei an Masse verlor. Dort, wo sich ein glühender Fuß zum Schritt hob, blieben kleine brennende Pfützen zurück, die sich schnell mit einer schwarzen Schicht überzogen.
    Yonathan schaute sich um. Wohin konnte er ausweichen? Er benötigte Platz, um sich diesem feurigen Widersacher zu stellen. Nur der Rückzug konnte ihm diesen Freiraum verschaffen. Doch zuvor wollte er dem schnell nachrückenden Lavawesen noch eine passende Antwort zukommen lassen. Von der Spitze Haschevets löste sich ein blauer Feuerball und sauste auf den Angreifer zu.
    Yonathan nahm nur den Widerschein des Aufpralls wahr. Blitzschnell war er herumgewirbelt und losgelaufen, auf den Ausgang der Spalte zu. Als er sich, dort angekommen, wieder umwandte, setzte sein Herz einen Moment lang aus: Sein Verfolger war gewachsen, er war jetzt mindestens sieben Fuß groß!
    Noch einmal schleuderte Yonathan einen feurigen Kugelblitz gegen den Hüter. Diesmal konnte er beobachten, wie sein Widersacher den Angriff aufnahm. Das karminrote Glühen mischte sich für die Dauer eines Lidschlages mit dem blauen Leuchten aus Haschevets Spitze; eine helle, violettfarbene Stichflamme strahlte empor. Als die Umrisse des Verfolgers wieder sichtbar wurden, war er erneut angewachsen, jetzt schon auf acht Fuß Höhe, und auch in der Breite hatte er zugenommen. Die flammende Gestalt setzte ihm nach. Yonathan flüchtete.
    Weitere Lavakugeln trafen seine blaue Aura. Er begann die Treffer stärker zu spüren. Während der Stabträger talwärts stolperte, suchte er verzweifelt nach einer passenden Strategie. Wie konnte er diesem Verfolger die Stirn bieten? Jeder Blitz gegen den Angreifer würde diesen nur weiter stärken. Ähnlich war es ihm an den Wurzeln des Palastberges ergangen, als die Wasserwesen nach jeder Gegenwehr an Zahl zugenommen hatten.
    Der Hüter kam näher. Ein weiterer Feuerball zerplatzte an Yonathans leuchtendem Schirm. Er spürte die Hitze und atmete keuchend. Nein, diesen Verteidiger konnte er nicht ignorieren wie jene quallenartigen Geschöpfe unter dem Sedin-Palast. Dieser Wächter des Auges kämpfte mit anderen Waffen. Plötzlich drehte sich alles um Yonathan, Himmel und Erde verkehrten sich.
    Er war auf einem losen Stein ausgerutscht. Wenn die blaue Aura nicht gewesen wäre, hätte er sich vermutlich sämtliche Knochen gebrochen. So aber schoss er auf seinem schützenden Schild ein gutes Stück den Hang hinab. Unfreiwillig hatte er dadurch neuen Raum zwischen sich und dem schon gefährlich nahen Hüter gewinnen können. Zwei oder drei Feuerbälle folgten seiner Bahn, aber sie verfehlten ihn.
    Als Yonathan endlich unsanft in einer Mulde landete, konnte er aufatmen. Sein glühender Feind war offenbar nicht sehr gut zu Fuß. Er folgte ihm nur langsam, dafür aber beständig.
    Wie weit würde er sich noch von dem Auge entfernen? Womöglich würde Yonathan seine Freunde gefährden, wenn er sich ihrem Versteck noch weiter näherte. Aber das war unwahrscheinlich, machte er sich klar. Irgendwann würde der Vorteil des Verfolgers sich ins Gegenteil verkehren, spätestens dann, wenn Yonathan die Gelegenheit bekäme ihn zu umgehen, um dann das Auge direkt und ohne Behinderung anzugreifen. Im Augenblick jedenfalls war der Hüter noch Feuer und Flamme, er rückte nach und verschoss dabei unaufhörlich Flammenbälle.
    Yonathan beschloss aus der Not eine Tugend zu machen. Für einen Moment suchten seine Augen den Hang ab. Dann hatte er die passende Rinne gefunden. Auf dem schützenden Schild Haschevets rutschte er wie auf einem Schlitten talwärts. Das feurige Fauchen in seinem Rücken schwoll zu einem ärgerlichen Brausen an, aber das Geräusch blieb schnell zurück. Einige Feuerbälle markierten Yonathans Weg ins Tal, richteten jedoch keinen Schaden an. Geschickt schlug er immer wieder Haken. Der irdische Jonathan hatte im ersten Winter nach dem Tod seines Vaters in den schottischen Highlands rund um Jabbok House einen alten Schlitten ausprobiert; nun kamen ihm diese Kenntnisse zugute. Nur setzte Yonathan jetzt nicht die Füße zum Lenken ein, sondern die Kraft der Bewegung, um damit Hindernissen auszuweichen.
    Endlich erreichte er die Furt. Wie ein flach geworfener Kiesel sprang er ein-, zweimal über die Wasseroberfläche, Tausende von

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