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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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er vor dem Wasser der Furt zurückschreckte und sogar schrumpfte.«
    »Unheimlich fein beobachtet«, spöttelte Yomi.
    Gimbar ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Habt ihr schon einmal daran gedacht, was in ungefähr zwei Stunden geschehen wird?«
    Yonathans Augen leuchteten auf, doch nur kurz. »Du meinst, der tägliche Regen wird einsetzen? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Bar-Hazzat es uns so einfach macht. Wahrscheinlich sind die Tropfen für den Wächter nur Nadelstiche – unangenehm zwar, aber nicht wirklich gefährlich. Er kann mir trotzdem Widerstand leisten und sobald ich gegen ihn vorgehe, wird er so viel neue Kraft gewinnen, dass danach der größte Wolkenbruch nichts mehr helfen würde.«
    »Aber vielleicht ein richtiger Zyklon?«
    Yonathan, Yomi und Din-Mikkith starrten Gimbar sprachlos an. Sein Einwurf hatte eher beiläufig geklungen, aber der erwartungsvolle Blick, den er in die Runde schweifen ließ, und das verdächtige Zucken seiner Nasenspitze verrieten, dass mehr dahinter steckte.
    »Solange ich im Verborgenen Land lebe, hat es noch nie einen Wirbelsturm gegeben«, sagte Din-Mikkith nachdenklich.
    »Ich kenne mich hier natürlich nicht aus«, griff der ehemalige Pirat den Einwand auf. »Aber ich bin einige Jahre zur See gefahren. Und wenn dort ein richtiger Sturm losbricht, dann kann es gerade noch schwülwarm und gleich darauf eisig kalt sein. Ist es nicht so, Yo?«
    Der blonde Seemann nickte.
    In Yonathans Geist begann sich ein Bild zu formen, aber Gimbars Gedanken waren noch zu verschleiert, um etwas Genaues erkennen können. »Worauf willst du hinaus?«
    Noch einmal wischten Gimbars Finger über seinen Nasenrücken. »Ein ordentliches Unwetter bricht da los, wo kalte und warme Luftmassen aufeinander stoßen.«
    »Richtig. Aber wo gibt es im Verborgenen Land kalte Luft?«
    Gimbar grinste und zeigte mit dem Zeigefinger steil nach oben.
    Unwillkürlich schauten alle zum Himmel.
    »Etwa über den Wolken?«, fragte Yomi.
    Gimbars zufriedenes Grinsen gab ihm die Antwort.
    Das Bild in Yonathans Kopf begann Konturen anzunehmen. »Gimbar hat Recht. Wir haben uns in letzter Zeit wenig um den Kalender gekümmert, aber morgen beginnt das neue Jahr. Das heißt, der Herbst hält Einzug. In Kitvar fällt vielleicht schon der erste Schnee.«
    »Schön und gut«, rauschte Din-Mikkiths Stimme dazwischen, »ich weiß, dass das Verborgene Land und das Drachengebirge die milde Zentralregion von der kalten Nordregion trennen. Aber wie hast du dir das vorgestellt, Gimbar? Soll Yonathan etwa die gesamte Wolkendecke über dem Regenwald wegziehen?«
    »Warum die ganze, wenn ein kleines Loch schon genügen würde?«
    Jetzt wurde sich Yonathan langsam der Tragweite von Gimbars Plan bewusst. »Nein, Gimbar. Ich kann das unmöglich fertig bringen. Schließlich verfüge ich nicht über die Macht Yehwohs.«
    Gimbar erwiderte ihm ungewohnt heftig: »Aber ich denke, er ist mit dir, Yonathan? Hat dir die kleine Schlacht, die du eben verloren hast, etwa schon allen Mut, alle Zuversicht, allen Glauben genommen? Ich denke, du bist der Richter. Hat Goel nicht seinerzeit in seinem Kampf gegen Grantor einen Wirbelsturm herbeigerufen- und das in der kalten Nordregion? Waren nicht Yomi und ich selbst Zeugen, wie ein solcher Sturm uns am Eingang zu Gan Mischpad vor Sethurs Zugriff rettete? Hast du das alles schon vergessen?«
    Gimbars Stimme war zuletzt immer lauter geworden, beinahe anklagend. Yonathan schlug beschämt die Augen nieder. Er ersparte sich darauf hinzuweisen, dass er nichts von alledem vergessen hatte – nichts vergessen konnte. Aber Gimbar hatte Recht. Solange er, Yonathan, wusste, was zu tun war, hatte er sich sicher gefühlt, konnte immer alle Klippen umschiffen, die Bar-Hazzat ihm unter den Kiel setzte. Und jetzt hätte er beinahe verzagt, nur weil ihm die Lösung für ein Rätsel nicht einfallen wollte.
    »Goel war wirklich ein weiser Mann…«
    Gimbar und die anderen Freunde sahen Yonathan erstaunt an.
    »… dass er mir Gefährten wie euch an die Seite gestellt hat«, fügte Yonathan mit einem matten Lächeln hinzu. »Ich danke dir, Gimbar, für deine offenen Worte.«
    Yonathans Bemerkung schien Gimbar verlegen zu machen. Er benötigte eine gewisse Zeit, bevor er wieder zum eigentlichen Thema zurückfand. »Ein Wirbelsturm ist wie ein Schilfrohr in diesem Bach dort – drum herum mag es noch so tosen, mitten drin steht die Luft ruhig und beinahe unbeweglich.«
    »Ich ahne, was dir durch den

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