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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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nieder.
    Yonathan nahm nichts mehr wahr. Sein Geist stürzte in ein schwarzes Loch, während sein Körper schlaff in sich zusammensank. Zum zweiten Mal an diesem Tag wurden die Wolken gespalten – ein grellroter Blitz zuckte himmelwärts.

XVI.

Der Gemmenschlund
      
      
    Yonathan wurde den Eindruck nicht los, sein Lager würde sich bewegen. Aber das war natürlich Unsinn, wahrscheinlich eine Folge seiner Bewusstlosigkeit. Der Kampf mit dem letzten Bannstein war bisher der schwerste gewesen. Er fühlte sich dem Tode näher als dem Leben. Selbst das Öffnen der Augen wollte ihm kaum gelingen.
    »Ich glaube, er wird wach! Seine Lider haben gezittert«, bohrte sich eine Stimme in sein Ohr, ein unangenehm widerhallendes Echo in einem riesigen Raum.
    Er versuchte seine Gesichtsmuskeln zu verziehen – eine Reaktion auf die Schmerzen, welche der Schall in seinem Schädel hervorrief.
    »Tatsächlich! Ich hatte schon unheimliche Angst, er würde nie mehr zu sich kommen.«
    Eine zweite Stimme, stellte Yonathan fest. Die Schwingungen hatten nachgelassen, die Laute wirkten weniger grell. Klingt fast wie Yomi, folgerte er. Er rang sich zu einem neuerlichen Versuch durch und stemmte die Augenlider hoch.
    Ein Schreck fuhr ihm in die Glieder: Er sah Blätter, Äste, Baumkronen. Aber: »Alles dreht sich.« Selbst der Klang der eigenen Stimme schmerzte!
    »Krächzen kann unser Kleines auch noch«, zischte ein grünes Gesicht, das vor Yonathans Augen schwamm. »Zwei, drei Tage und es ist wieder wie neu.«
    »Meinst du wirklich, es geht so schnell?«, fragte Gimbar besorgt.
    »Glaub mir. Ich kenne ihn. Ich habe ihn schon ein paarmal wieder zusammengeflickt.«
    »Ihr sprecht von mir, als wäre ich ein durchgelaufener Stiefel«, beklagte sich Yonathan; den Versuch sich aufzurichten brach er vorzeitig ab. »Warum bewegt sich nur alles um mich herum?«
    »Das liegt an unserem Transportmittel«, klärte ihn Yomi auf.
    »Wie?«
    Gimbar drückte sich deutlicher aus. »Du wirst es nicht für möglich halten, aber Din-Mikkith hat eine der Riesenschnecken überredet uns mitzunehmen. Du erinnerst dich doch noch?«
    »An alles…«, keuchte Yonathan, schloss die Augen und entschied sich, erneut die Besinnung zu verlieren.
    Als Yonathan zum zweiten Mal erwachte, ging es ihm schon bedeutend besser.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Alles zusammengerechnet?«, fragte Gimbar und rieb sich die Nase.
    »Nun sag schon.«
    »Drei Tage.«
    »Drei Tage? Warum habt ihr mich nicht geweckt?«
    »Wir waren uns einig, dass wir dich ganz gerne noch eine Weile als Freund und Richter behalten wollen.«
    »Der Kampf mit dem Auge hat mich wohl ziemlich angestrengt?«
    »Du bist ein Meister im Untertreiben, Yonathan.« Bei der letzten Bemerkung Gimbars hatte sich Yonathan aufgerichtet, um die nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen. In seinem Kopf pochte zwar immer noch ein heftiger Schmerz, aber das, was er sah, half ihm darüber hinwegzukommen.
    »Dann stimmt es also, dass wir in einer Schnecke reisen.«
    »Natürlich. Meinst du, ich würde dich belügen?« Yonathan fand sich in einer geräumigen Koje untergebracht, die sich nach eingehender Betrachtung als eine Kammer im Gehäuse einer riesigen Schnecke erwies. Sanft schien das Tageslicht direkt durch die abgerundeten Wände zu dringen. Manche Bereiche glänzten in einem hellen Weiß, während andere durch zarte rosa Perlmuttöne dem Inneren einer schimmernden Seemuschel glichen. Das Schneckenhaus besaß noch weitere Öffnungen, die sich allesamt als Eingänge zu anderen Mulden und Höhlungen erwiesen. Ein wanderndes Gästehaus.
    Als er sich ins Freie schob, sah er Din-Mikkith und Yomi einige Ellen unter sich. Sie saßen wie zwei Reiter hinter dem Schneckenkopf. Gimbar trat neben ihn.
    »Es ist genau so eine, wie wir sie letzte Woche getroffen haben«, erläuterte der Expirat fachkundig.
    Yonathan nickte – und hielt sich stöhnend den Kopf. »Offensichtlich geht es mir noch nicht so gut… Wie hat Din-Mikkith die Schnecke eigentlich dazu gebracht uns mitzunehmen? Als ich zum letzten Mal eine von ihnen sah, schien es mir, als seien sie nicht sonderlich an uns Winzlingen interessiert.«
    Gimbar fuhr mit seiner Hand beiläufig durch die Luft und antwortete: »Na, du weißt schon, die Geschichte mit den Lebenden Dingen. Sie kam zufällig vorbei, als wir dich vom Vulkanhang schleppten. Plötzlich kletterte Din-Mikkith an ihr hoch, setzte sich in ihren Nacken und… massierte sie, oder… ich weiß es

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