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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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– was spielt es da für eine Rolle, ob du hier im Verborgenen Land in deinem Baumhaus sitzt oder in Gedor? Wenn wir sie aber gemeinsam retten können, dann wirst du nicht nur im Lied der Befreiung Neschans eine ewige Strophe erhalten.«
    Din-Mikkith nahm sich wieder viel Zeit, um über Yonathans Worte nachzudenken, und der Richter befürchtete schon, diese Antwort könnte genauso abweisend ausfallen wie vorher. Als der Behmisch dann seine zischelnde Stimme erhob, klang sie ruhig und milde.
    »Deine Weisheit hat sehr zugenommen, seit wir uns zuletzt gesehen haben, Kleines.«
    »Es liegt wohl daran, dass ich einen sehr weisen Lehrer hatte.«
    Din-Mikkith lächelte. »Ich habe schon einmal dem Richter Neschans aus der Patsche geholfen. Wenn diese Männer wirklich nicht ohne mich auskommen, dann werde ich ihnen eben wieder helfen.«
    »Du bist ein Goldstück!«, jubelte Yonathan. »Jetzt weiß ich, dass wir die Insel finden können.« Dann stieß er einen Freudenschrei aus, der selbst Baldrians Aufmerksamkeit erweckte.
    »Eher ein Grundstück«, wiegelte Din-Mikkith kichernd ab. »Natürlich solltest du dich bei alledem nicht zu ernst nehmen, Kleines. Ich tue es in erster Linie für Yehwoh, dann für mein Volk. Und an letzter Stelle erst für dich.«
    »Natürlich«, gab Yonathan im Scherz zurück. »So wie ich dich zuallererst als Schneckenbändiger, danach als Reiseführer und am Schluss als Ratgeber haben wollte.«
    Sogar Gimbar begrüßte die gute Nachricht. Er hatte Din-Mikkiths Wesen in all seiner Verschrobenheit inzwischen genauso lieb gewonnen wie schon Yonathan und Yomi lange vorher. »Vier Verschwörer gegen den dunklen Herrscher – das ist eine gute Zahl«, hatte er verkündet. »Sie erinnert mich an Goels Viereck und das, wofür es steht – Yehwohs Eigenschaften: Liebe, Weisheit, Macht und Gerechtigkeit.«
    »Lasst uns lieber nicht bestimmen, wer von uns vieren auf welcher Seite des Quadrats steht«, hatte Yonathan lächelnd erwidert. Er lag in einer Mulde des Schneckenpanzers, hatte einen dünnen Zweig im Mund und ließ die Baumkronen wie Wolken über sich hinwegziehen. Endlich konnte er sich erholen: Das Auge im Glühenden Berg war zerstört, Din-Mikkith für das gemeinsame Unternehmen gewonnen und die dringende Botschaft verschickt.
    Der Behmisch hatte zwar die Meinung vertreten, Yonathan sei inzwischen sehr gut allein in der Lage Galal eine Nachricht zukommen zu lassen, aber Yonathan beharrte auf seinem Standpunkt, dass ein bisschen zu viel besser sei als auch nur ein Hauch zu wenig. So hatte er denn Din-Mikkiths altes Geschenk, den grün funkelnden Keim, aus dem Beutel gefischt, ihn mit seinen Händen umschlossen, auf die sich die sechsfingrigen des Behmischs legten, und einen lautlosen Ruf ausgesandt. Er hoffte nur, dass Galals altes Versprechen noch galt. »Du musst mich nur rufen«, hatte das inselgroße Traumfeld damals gesagt. »Dann werde ich dich hören.«
    Er erinnerte sich noch so, als wäre es erst gestern gewesen. Galals grün schimmernder Körper hatte eine gewaltige Hand geformt, ihn weit in die Höhe gehoben und hinzugefügt: »Schau, Yonathan, das ist dein Freund, Galal, Rakk-Semilath, der Pfad über das Meer. Behalte sein Bild im Sinn, so wie die Bilder seiner Gedanken. Wenn du ihn brauchst, wird er für dich da sein.«
    Yonathan hatte versprochen seinen großen Freund nicht zu vergessen und jetzt hatte er, gemeinsam mit Din-Mikkith, Galals Bild in die Weite Neschans ausgesandt – und hoffte inständig, auch gehört worden zu sein.
    Wenn alles glückte, würde das Traumfeld die Weltwind an der Westküste des Verborgenen Landes ins Schlepptau nehmen und mit ihr zum vereinbarten Treffpunkt kommen. Kaldek hatte in Cedanor dem Plan bis zuletzt skeptisch gegenübergestanden, und da Yonathan wusste, dass auch Galal die Schiffe der Menschen nicht unbedingt liebte, hatte er bei der ganzen Angelegenheit ein mulmiges Gefühl.
    Abgesehen von diesen Bedenken ließ er es sich während des neuntägigen Rittes auf dem Rücken der Riesenschnecke wohl sein. Endlich war er einmal gezwungen nichts zu tun. Und das tat er sehr gründlich.
    Yomi maulte bisweilen, weil Baldrian es nicht mochte, wenn man auf seinem Rücken Feuer entfachte. Daraus ergaben sich einschneidende Folgen für den Speisezettel der vier Schneckenreiter. Man ernährte sich ausschließlich von »kaltem Grünzeug«, wie der Seemann sich auszudrücken pflegte: Wurzeln, Früchte, Nüsse und Pflanzen, die Din-Mikkith entweder im

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