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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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quälenden Bedenken nieder, denn er spürte, dass das Auge selbst ihm diese Schwäche einpflanzte. Er musste sich fest auf sein Ziel konzentrieren und durfte an nichts anderes mehr denken.
    »Lass uns einen Platz suchen, wo nicht Feigheit, sondern wahre Stärke den Sieger bestimmt«, rief er dem Wächter zu, machte kehrt und lief den Hang hinab. Ein ärgerliches Zischen in seinem Rücken verriet ihm, dass er die richtige Strategie gewählt hatte.
    Eine riesige Magmablase zerplatzte auf Yonathans gleißendem Schild. Obwohl er vorbereitet war, stolperte er. Er schleuderte herum und erwiderte den Angriff mit einem blauen Kugelblitz. Diesmal zielte er jedoch vor die Füße des Verfolgers. Schwarzer Staub spritzte in die Höhe. Die flammende Gestalt fauchte verärgert auf und beschleunigte ihr Tempo.
    Yonathan lief weiter. Die ersten Regentropfen fielen – genau zum richtigen Zeitpunkt. Der unebene Untergrund wurde jetzt schlüpfrig. Yonathan konnte kaum das Gleichgewicht halten, während der Verfolger immer näher kam. Der Regen schien ihn nicht zu beeindrucken, eher schon zu reizen: Neue Glutbälle flogen heran, einige schossen an Yonathan vorbei, andere trafen den Schutzschirm und entzogen ihm Energie. Er musste mit seinen Kräften haushalten. Dies war erst der Anfang.
    Als ein glühender Lavaklumpen seine Beine traf, täuschte Yonathan ein Straucheln vor. Er ließ sich vornüber fallen und rutschte auf seinem leuchtenden Schild talwärts, genau auf das Versteck seiner Freunde zu. Das Ganze ging so schnell, dass ihn der Verfolger kurzzeitig aus dem Blick verlor.
    »Jetzt haltet euch dicht bei mir!«, rief er seinen Gefährten zu, die sich an die schwarze Felswand gepresst hatten. Die Regentropfen reihten sich inzwischen zu dicht gespannten Schnüren aneinander.
    Er schloss die Augen. Bar-Hazzats Bannstein würde ihn bald entdecken, selbst wenn der Wächter ihn hier nicht sehen konnte. Aber auch er selbst würde spüren, welchen Weg der flammende Hüter nahm. Wieder hatte er das Bild aus einer längst vergangenen Zeit vor sich, den Strudel, wenn das Wasser der Wanne in Loanhead abfloss. Linksherum musste er sich drehen. Immer schneller. Genauso wie die schwülfeuchte Luft des Verborgenen Landes wirbeln musste – um einen Mittelpunkt der Ruhe.
    Obgleich Yonathans Gefährten wussten, dass nur ein übernatürliches Ereignis sie retten konnte, erschraken sie doch, als plötzlich ein grellblauer Blitz von Haschevets Knauf in den Himmel stieß. Der siebte Richter hatte seine Kraft gesammelt, geformt- und jetzt ließ er sie frei.
    Sofort setzte ein Luftstrom ein, der an Haschevets Lichtspur entlang zu Boden fuhr. Zwei Bilder überlagerten sich in Yonathans Geist, Wasser- und Wetterstrudel wurden eins. Der Wind frischte spürbar auf. Yonathan lenkte die niederstürzenden Luftmassen in Richtung des Angreifers. Noch war dieser weit genug entfernt. Der Stabträger musste die Bedingungen für den Zyklon geschaffen haben, bevor das Magmawesen das entstehende Auge des Sturms erreichen konnte.
    Hoch über den Köpfen der Menschen geriet die graue Wolkenmasse in Bewegung. Seit beinahe fünftausend Jahren hatte diese feuchte Decke auf dem Verborgenen Land gelegen und ein Klima wie in einem cedanischen Badehaus entstehen lassen. Doch jetzt hatte Haschevets Feuer ein Loch in das beständige Wolkendach gebrannt. Die kühlen Luftmassen, die aus der Nordregion gegen das Verborgene Land anrannten, fanden endlich eine Bresche, ein kleines Leck nur. Aber das genügte ihnen.
    Mit Macht strömte die kalte Luft am Flammenspeer entlang, fiel wie ein Belagerungsheer in die so lange gehaltene Festung. Gleichzeitig suchten die wärmeren, leichteren Luftmassen sich ihren Weg nach oben.
    Ein Wirbelsturm wurde geboren.
    Und doch hätten diese Naturgewalten allein nicht genügt, um dem Zyklon binnen kurzem seine zerstörerische Macht zu verleihen. Das Koach Haschevets musste die Entwicklung beschleunigen. Der nahende Wächter spürte die Gefahr. Die Regentropfen fielen nicht mehr senkrecht, sondern peitschten schräg hernieder, stachen gegen seinen flammenden Körper. Weiße Dampfwolken stoben auf und wurden sofort vom Sturm weggerissen. Der Hüter des Auges pumpte die flammende Hitze aus seinem karminroten Herzen und schritt unbeirrt voran. Er hatte nur das eine Ziel vor sich: den siebten Richter zu vernichten.
    Yonathan erwies sich als ein weiser Verwalter des Koach. Geschickt wandte er alles auf, was er hatte, um den Sturm zu schaffen und zu

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