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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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sich Yomi an Gimbar.
    »Das Glitzern unten in dem Loch haben wir doch schon vorhin gesehen.«
    »Oder er hat etwas entdeckt, das unserer Aufmerksamkeit bisher entgangen war«, merkte Din-Mikkith an.
    Yonathan lief zurück. Der gähnende Schlund schien ihn überhaupt nicht zu stören, mit weiten Schritten kam er heran.
    »Die Wände des Abgrunds!«, rief er atemlos, noch ehe er seine Freunde ganz erreicht hatte. »Sie sind überall mit Juwelen bedeckt, mit Kristallen und Edelsteinen, manche so groß wie Menschenköpfe. Man sieht sie nur, wenn man von Westen her auf die grauen Steinbuckel an den Innenseiten blickt. Kein Wunder, dieser Wächter soll ja Ein- und keine Aus dringlinge abhalten.«
    »Das kommt mir alles unheimlich bekannt vor«, sagte Yomi mit einem langsamen Kopfnicken.
    Yonathan hatte die Wartenden erreicht. »Jetzt verstehe ich auch Garmoks Äußerung«, fügte er schwer atmend hinzu. »Als er von den für Drachen so verlockenden Gemmen sprach, meinte er nicht das Funkeln am Fuße des Schlundes, sondern die glitzernden Steine, die an den Wänden kleben.«
    Din-Mikkith kicherte. »Eine starke Versuchung für alle, die von Habgier getrieben werden.«
    »Das könnte passen.« Gimbar tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze und nickte zufrieden. »Die beiden Türme an der Ostgrenze registrierten ebenfalls die Gefühle jedes Lebewesens. So auch hier: Machtbesessenheit und die Gier nach Reichtum sind eng miteinander verwandt; jeden, der mit unguten Beweggründen in das Verborgene Land vordringen will, bestraft dieser Schlund mit seiner tödlichen Wut. Man muss nur seine Hand ausstrecken und nach einem dieser funkelnden Kristalle…«
    »Nein!« Yonathans Aufschrei ließ alle zusammenfahren. Der Expirat hatte sich nämlich – zur Unterstreichung seiner Worte – auf ein Knie niedergelassen und den Arm über den Rand des Loches gestreckt.
    »Keine Sorge, sollte nur ein Scherz sein«, beruhigte Gimbar den zornig funkelnden Freund. »Ich bin nicht auf Reichtum versessen.«
    »Kein Spaß lohnt das Entsetzen«, sprach Din-Mikkith aus, was Yonathan dachte.
    Nun machten sich die vier Gefährten gemeinsam auf den Weg. Din-Mikkith ging voran, dann folgte Yonathan, hinter ihm Gimbar und Yomi bildete den Abschluss. Yonathan hatte Yomis Vorschlag in die Tat umgesetzt und dafür gesorgt, dass sie sicher angeseilt waren. Girith flatterte unbeschwert über ihnen, als gäbe es keinen Wächter des Verborgenen Landes.
    Nach wenigen Schritten sahen die anderen, was Yonathan bereits vor ihnen entdeckt hatte: An den Innenwänden des Abgrunds funkelten zahllose Edelsteine in allen Farben des Regenbogens und übten auf den Betrachter eine starke, geheimnisvolle Anziehungskraft aus.
    »Seht am besten nicht hin«, riet Yonathan seinen Freunden eindringlich.
    Die Seilschaft folgte Yonathans Rat. Niemand wollte die Rache des Gemmenschlundes heraufbeschwören – wie auch immer sie sich äußern mochte.
    Als die vier Wanderer die Strecke von Yonathans erstem Erkundungsgang hinter sich gebracht hatten, hörten sie ein Flügelschlagen, direkt über ihren Köpfen. Girith saß gerade auf Din-Mikkiths Kopf und blickte ebenso überrascht nach oben wie die anderen.
    »Da! Eine Elster.« Yomi zeigte nach oben.
    »Ist bestimmt von den funkelnden Steinen angelockt worden«, meinte Gimbar.
    Die vier blieben stehen und beobachteten den Vogel. Die Elster zog über dem Loch einige Schleifen, als suche sie noch nach einer geeigneten Beute, dann stieß sie nieder. Kurz vor der juwelenübersäten Wand breitete sie die Flügel aus und schloss die Krallen über einem grünen Glitzerstein. Plötzlich zerriss ein Todesschrei die Stille; die Gefährten wurden Zeugen eines unheimlichen Geschehens: Die Elster strahlte rot auf, noch einen Moment lang konnte man ihre Umrisse in dem blendenden Licht erkennen – sie wand sich, versuchte aufzufliegen, doch sie vermochte es nicht –, dann schwoll das Leuchten für einen Augenblick an, wurde zu einem gleißenden Ball und fiel schließlich in sich zusammen. Der Vogel war verschwunden. Nur ein kleiner roter Kristall funkelte, wo eben noch das Tier gesessen hatte, direkt neben dem grünen Juwel.
    »Die Elster hat sich in einen Rubin verwandelt!«, keuchte Gimbar. Alle Farbe war schlagartig aus seinem Gesicht gewichen. Er konnte sich noch gut an seinen jüngsten Scherz erinnern.
    Auch die anderen drei Gefährten hatte der Vorfall erschreckt. Sie konnten ihren Blick nicht von dem roten Juwel lösen, waren

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