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Isch geh Schulhof: Erfahrung

Isch geh Schulhof: Erfahrung

Titel: Isch geh Schulhof: Erfahrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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Umschweife erzähle ich ihnen, was ich gerade erfahren habe.
    »Ohaaa, gehst du jetzt Hartz IV ?«, fragt mich Justin.
    Dann erkläre ich ihm den Unterschied zwischen Arbeitslosengeld I und II und gebe offen und ehrlich zu, dass ich mich jetzt mächtig ins Zeug legen muss, um einen ordentlichen Job als Erwachsenenlehrer zu finden.
    »Ganz ehrlisch?«, schaltet sich Khalim ein. »Das hättest du schon längst machen sollen!«
    Recht hat er!
    Trotzdem versuche ich noch einmal zaghaft, mir vor ihm die Vorteile des Lehrerberufs schönzureden. Aber er schüttelt den Kopf und bleibt bei seiner Position. Viel zu lange hätte ich mich mit Jungs wie ihm herumgeschlagen, räumt er ein, und nun werde es endlich Zeit, mich um meine Karriere zu kümmern.
    »Wie auch immer«, fasse ich nach dem Dank für seine ehrliche Meinung zusammen, »ich bin raus!«
    »Wir auch!«, freut sich Enis. »Nie wieder Grundschule!«
    Wie auf Kommando bricht die gesamte Klasse in beste Partylaune aus. Wir unterhalten uns während der restlichen Stunde darüber, welche neuen Dinge uns erwarten. Die Schüler gehen auf verschiedene Oberschulen und freuen sich darauf, endlich keine Grundschüler mehr zu sein. Ich dagegen kann es kaum erwarten, kein Grundschullehrer mehr zu sein!
    »Der Geld wächst aber nisch auf Baum«, belehrt mich Ali, woraufhin mir nur einfällt: »Genau Ali – wie gewinnt, so zerrinnt!«
    Die Kids lachen sich kringelig, und als es zur Pause klingelt, verlasse ich unter lautem Gegröle die Klasse.
    Die Information über meinen jähen Abschied muss sich in der letzten Dreiviertelstunde wie ein Lauffeuer in der gesamten Schule verbreitet haben. Auf dem Flur rennen die ersten Kinder bereits auf mich zu und fragen wild durcheinander, warum ich mich von der Schule abgemeldet habe. So sieht das also in der Welt der Kinder aus: von der Schule abgemeldet. Süß.
    Nach ein paar weiteren Stunden Spaßunterricht verlasse ich die Schule, leicht zerknickt, aber doch irgendwie erlöst. Am Ausgang treffe ich Geierchen, der offensichtlich auch schon Bescheid weiß.
    »Da siehste, wat ick meine«, sagt er und schaut mich mit seinen stahlblauen Augen an. »Reißt dir zwee Jahre lang den Arsch uff – und wofür? Aber glaub mir: Et is besser so! Auf dich warten andere Dinge, nich dieser Scheiß hier! Noch zwee Tage, denn hastet jeschafft …«
    Zu Hause freue ich mich riesig über meine kleine Familie und beratschlage mit Sarah, wie die nächsten Monate aussehen könnten. Nach einem Telefonat mit einem Berater der Agentur für Arbeit steht wenigstens schon mal fest, dass die finanzielle Grundsicherung geregelt ist, und so verbringe ich mit meinen beiden Mädels einen wunderschönen Nachmittag im Park und erfreue mich der neu gewonnenen Freiheiten – und des Zwangs, nun endlich einen ›richtigen‹ Job finden zu müssen! Offensichtlich gehöre ich zu den Typen, die erst unter Druck funktionieren …
    Am liebsten würde ich die wilde Idee mit dem Buch weiterverfolgen, die mich irgendwann in den letzten beiden Jahren einmal heimgesucht und seitdem nicht mehr losgelassen hat, und mich gemeinsam mit anderen empörten Aktivisten auf öffentlicher Ebene dafür starkmachen, dass den Worten der Bildungs- und Kultusminister auch endlich Taten folgen – und finanzielle Mittel.
    »Kann man denn mit einem Buch eine Familie ernähren?«, fragt Sarah skeptisch.
    Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen …
    Am nächsten Schultag mache ich meinen Kollegen klar, dass ich mich mit der kurzfristigen Absage schnell abgefunden habe, und erkläre unmissverständlich, dass ich – auch im Falle eines erneuten Jobangebotes nach den Ferien – nie wieder als Lehrer arbeiten will. Das ist zwar etwas hoch gepokert, aber ich muss mit dem Thema endlich abschließen.
    Auch Chrissi, die mir in den letzten Jahren wirklich ans Herz gewachsen ist, hält die Entscheidung für vollkommen richtig.
    Nach meinem Termin bei der Agentur für Arbeit komme ich mit einem Stapel Unterlagen nach Hause, die ich am Abend, als Klara friedlich schläft, ausfülle. Danach lasse ich mit Sarah den Abend bei einem Glas Wein auf dem Balkon ausklingen und freue mich wie verrückt auf morgen: meinen allerletzten Tag als Lehrer!

32
Lieber ein Ende mit Schrecken …

    D ie Vorbereitungen für das Schulfest sind bereits in vollem Gange, als ich am Freitagnachmittag unseren Schulhof betrete. Traurige, anerkennende und mitfühlende Blicke werden mir von allen, die mich sehen, entgegengebracht, und Frau

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