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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sage ich und gehe, so würdevoll ich in meinen neuen Stiefeln kann, weiter in Richtung Dorfladen.
    Im Verkaufsraum ist es voll, das hätte ich wissen müssen, denn das lange Pfingstwochenende steht bevor. Ich grüße höflich, lasse die ungläubigen Blicke mit erhobenem Kopf über mich ergehen und reihe mich in die Schlange an der Kasse. Elke Färber von der Gärtnerei hat einen vollen Korb und lässt mich mit meinen Müsliriegeln vorgehen, und nach und nach auch die anderen. Vor mir steht am Ende nur noch Hubert Trefflich, Margarine, Brot, Bratheringe und eine Flasche Nordhäuser Doppelkorn auf dem Laufband. Sein Bier, das kauft er kistenweise im Getränkegroßmarkt in Arnstadt, das weiß jeder im Dorf.
    Ich lege die Packung Müsliriegel aufs Band und wundere mich, dass Trefflich nicht wie üblich einen seiner blöden Sprüche ablässt. Er ignoriert mich, das ist neu. Hat ihm mein neues Outfit die Sprache verschlagen? Na, allein das ist es wert, denke ich triumphierend. Endlich kann ich zahlen und verlasse erleichtert den Laden.
    Als ich an Tante Lottas Haus vorbeikomme, sehe ich, dass die Tür zur Werkstatt offen steht. Ich gehe hinein, bin gespannt, was meine Tante zu der neuen Jola sagt.
    Lotta ist von oben bis unten tonverschmiert und schimpft laut vor sich hin. »Verflixt noch mal, ich weiß genau, dass ich ihn hierhin gestellt habe.«
    Â»Wen denn?«, frage ich.
    Erschrocken fährt sie herum. »Du sollst dich nicht immer so anschleichen, Jola, ich kriege sonst noch mal einen Herzkasper.«
    Â»â€™tschuldigung«, murmele ich. Diese Angewohnheit habe ich wohl von Kai übernommen.
    Â»Holala.« Lottas Augen beginnen zu leuchten, als ihr meine optische Veränderung auffällt. »Wo kommst du denn her? Aus Paris?«
    Â»Von Saskia. Sie hat wieder ein Paket mit Klamotten von ihrer Cousine aus London bekommen.«
    Lotta kommt näher, um mich genauer in Augenschein zu nehmen. »Na, wie secondhand sehen die aber nicht aus. Hast du davon noch mehr?« Sie deutet mit einem tonverschmierten Finger auf den Beutel.
    Â»Ja, ein paar Sachen für den Sommer.«
    Â»Hmmm«, Tante Lotta schnuppert an meinem Hals, »und gut riechen tust du auch. Wie eine orientalische Prinzessin. Willst du Kai verrückt machen oder gibt es einen Neuen in deinem Leben?«
    Â»Ich will niemanden verrückt machen«, erkläre ich. »Ich will nur ein bisschen mehr wie ein Mädchen aussehen.«
    Â»Das ist dir gelungen, Jola. Du siehst hinreißend aus.«
    Â»Na ja, es sind im Grunde ganz normale Klamotten.«
    Â»Stimmt. Aber an dir sehen sie besonders aus. Sie sind wie für dich gemacht, Herzchen.«
    Ich muss lachen und freue mich über das Kompliment. »Okay, ich werde sie am Samstag auf dem Open Air tragen.«
    Â»Wunderbar. Ich prophezeie dir: Du wirst dich vor Verehrern nicht retten können.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will, aber es kann nicht schaden, es einfach mal auszuprobieren.
    Â»Worüber hast du eigentlich so geschimpft, als ich reinkam?«
    Â»Mein Glasureimer ist weg. Das ist schon der zweite. Wer klaut denn olle Plastikeimer, die im Baumarkt einen Euro kosten?«
    Ich zucke mit den Achseln. Jemand, der sich keinen Eimer kaufen kann, weil er keinen Euro hat. Jemand, der meilenweit laufen muss, um überhaupt in einen Baumarkt zu kommen.
    Â»Sag mal«, setze ich an, »hast du eigentlich was mit …«
    In diesem Moment biegt ein alter weißer Lieferwagen in den Hof und parkt vor der Werkstatt. Tobias Zacke steigt aus. Lotta lächelt mir zu, dann geht sie ihm entgegen. Der Neffe von Alinas Mörder ist ein unauffälliger junger Mann mit störrischem dunklem Haar, graublauen Augen und einem Oberlippenbärtchen. Man sieht ihn so gut wie nie im Dorf, seine Einkäufe, die erledigt er immer in der Stadt. Soweit ich weiß, ist er Anfang zwanzig und haust ganz allein auf dem abgelegenen Hof seines Onkels. Keine Freundin, nur Luzifer, sein sabbernder Rottweiler, und seine monströsen, albtraumartigen Fabelwesen, die er aus Schrottteilen herstellt.
    Â»Hallo, Tobias!« Meine Tante klingt hocherfreut. »Sag bloß, du bringst meine Sachen?«
    Â»Ist alles fertig. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
    Â»Schon gut. Lass mich sehen.«
    Tobias öffnet die Tür seines Lieferwagens und beginnt, Holzkisten mit rostigen Eisenteilen auszuladen. Tante Lotta

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