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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Arm. Erst ganz vorsichtig, als ob er sich immer noch nicht sicher ist, dass ich es tatsächlich bin. Dann küsst er mich sanft.
    Â»Du siehst megatoll aus«, sagt er endlich. »Oh Mann, wie soll ich das denn den ganzen Abend lang aushalten?«
    Ich muss noch Ma Tschüss sagen und Kai kommt mit ins Haus. Er verspricht meiner Mutter, mich heute Nacht wieder an der Haustür abzuliefern.
    Wir laufen an den schicken Einfamilienhäusern der Zugezogenen vorbei Richtung Ortsausgang. Als wir am grünen Gartentürchen der Wagners vorbeikommen, will ich bei Saskia klingeln, aber Kai hält mich davon ab.
    Â»Wahrscheinlich ist sie sowieso längst auf dem Platz.«
    Bis zur Bühne im Wäldchen sind es ungefähr anderthalb Kilometer. Auf einem mit weißer Litze umzäunten Wiesenstück hinter dem letzten Haus schnattern fröhlich Achim Rolands Weihnachtsgänse.
    Â»Wenn die wüssten, dass sie allesamt unausweichlich als Weihnachtsbraten mit Rotkohl und Klößen enden«, sagt Kai.
    Oder im Rachen einer hungrigen Wölfin, denke ich, schiebe den Gedanken aber schnell wieder beiseite. »Sie wissen es aber nicht. Genauso wenig, wie wir nicht wissen, ob wir morgen vielleicht schon tot sind.«
    Â»Musst du immer solche Sachen sagen, Jo?«
    Nach dem Gänsegeschnatter folgt das träge Geblöke und Gemümmel der Schafe. Die kleinere Herde von Kais Vater grast zurzeit auf einem Wiesenstück neben dem Wäldchen. Kais Blick streift wachsam und mit einem gewissen Besitzerstolz über die Herde. Das merkt er gar nicht, es passiert ganz automatisch.
    Am Einlass zur kleinen Freiluftbühne auf der Lichtung zahlen wir jeder unsere siebzehn Euro Eintritt und bekommen ein Bändchen ums Handgelenk verpasst. Kai breitet die Decke auf der Wiese aus und wir lassen uns im Schneidersitz darauf nieder. Die erste Band ist noch am Aufbauen, At-Lantic, drei Jungs aus Erfurt, die für ihre geradlinigen Rocksongs bekannt sind.
    Kai und ich genießen jeder einen Cocktail aus der Wunderbar . Sich selbst hat er einen Erdbeer-Caipirinha geholt und mir eine Erdbeer-Colada mitgebracht. Ich fühle mich beschwingt und frei. Ich lasse mich auf den Rücken sinken und blicke in den blauen Himmel. Aus Richtung Süden kommen wattig weiße Wolken gezogen, die sich genau über uns in nichts auflösen. Sie scheinen vom Blau des Himmels einfach aufgesaugt zu werden.
    Fasziniert beobachte ich die verschwindenden Wolken, während Kai sich über das Schlagzeugsolo mokiert. Der Bassist von At-Lantic ist wegen Krankheit ausgefallen, aber die beiden verbliebenen Bandmitglieder ziehen sich achtbar aus der Affaire, finde ich jedenfalls.
    Ich mag Musik, aber ich kenne mich nicht so aus wie Kai und Saskia und ich bin kein Fan von irgendwem. Es gibt Musik, die finde ich gut, weil sie gerade zu meiner Stimmung passt. Aber ich mag es auch gerne still und bin wohl die Einzige in meiner Klasse, die keinen MP3-Player besitzt und ständig mit Ohrstöpseln herumläuft.
    Zu den Klängen von Footsteps füllt sich nach und nach die kleine Wiese mit Zuhörern zwischen dreizehn und fünfzig. Na ja, vielleicht sind ein paar auch schon an die sechzig und ihre jugendlichen Klamotten täuschen über ihr wahres Alter hinweg. Althippies, Grauhaarige in Lederkluft, schwarz gekleidete Gruftis und Jungvolk – alles ist vertreten.
    Saskia, in ihren blutroten Jeans und einem blauen Shirt mit offenherzigem Ausschnitt, gesellt sich zu uns auf die Decke.
    Â»Na, was hat er gesagt?« Neugierig schaut sie mich an und ich lächele in mich hinein.
    Â»Er hat gedacht, er hätte sich in der Haustür geirrt«, antwortet Kai für mich. »Er findet, dass seine Freundin wunderschön ist, aber das ist ihm natürlich nicht erst heute aufgefallen.«
    Saskia macht ihr Ist-er-nicht-süß-Gesicht und mein Lächeln wird breiter.
    Da entdecke ich Tilman, der mit seinem Kumpel Marco aus Eulenbach gekommen ist, und winke den beiden. Über Saskias Gesicht legt sich ein Schatten. Ich schaue in die Richtung, in die sie mit verkniffenem Mund blickt. Clemens und seine Schwester Tizia stehen am Einlass und zahlen gerade. Oje!
    Â»Hey«, sage ich, »vergiss ihn, Sassy. Heute taucht bestimmt dein Märchenprinz auf.«
    Da ist er wieder, ihr Das-glaubst-du-doch-selber-nicht-Blick. Bis jetzt sind tatsächlich nur wenige Leute unter zwanzig gekommen und ich frage mich, wieso. Ist ihnen der

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