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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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grinst.
    Und ich werde rot. Verdammt.
    Keine Ahnung, warum, aber auf einmal verspüre ich tatsächlich Lust, mal etwas anderes anzuziehen als Hosen und T-Shirt. Saskia sieht immer perfekt gestylt aus in den schicken Klamotten von ihrer englischen Cousine. Natürlich viel zu ausgefallen für ein Nest wie Altenwinkel – aber es passt zu ihr.
    Â»Ich komme«, sage ich. »Ist morgen Nachmittag okay?«
    Â»Klaro«, sagt Saskia.

12. Kapitel
    U nglaublich, was Klamotten mit einem anstellen können. Im großen Spiegel von Saskias Kleiderschrank schaut mir am Freitagnachmittag eine Fremde entgegen: die rotbraunen Haare hochgesteckt zu einem Knoten, meinen Körper betont ein enges schwarzes Kleid, das mehr zeigt, als es verdeckt. Ich habe Hüften und Busen. Wow.
    Â»Stark!« Saskia guckt ehrlich beeindruckt. »Du siehst aus wie Kristen Stewart.«
    Â»Wer zum Teufel ist Kristen Stewart?« Ich posiere, die Hände in den Hüften, vor dem Spiegel, drehe mich einmal um die eigene Achse. »Du musst mal deine Augen überprüfen lassen, Sassy.«
    Â»Nein, ehrlich, schau doch mal richtig hin, Jo. Til hat recht, du läufst tagein, tagaus in denselben Klamotten herum: Jeans und T-Shirt. Du machst nichts aus dir. Guck mal, wie schön du bist.«
    Saskia übertreibt, aber eins lässt sich nicht leugnen: Ich fühle mich tatsächlich schön in diesem gewagten Kleid. Reifer. Begehrenswerter. Und genau das ist der Grund, warum ich mich bisher hinter meinen Standardklamotten versteckt habe: Ich wollte nicht hübsch und begehrenswert aussehen, denn das kann einem Mädchen zum Verhängnis werden.
    Jeder schleppt irgendein Gespenst mit sich herum und meines heißt Alina.
    Â»Na ja«, gebe ich zu, »dieses Kleid ist wirklich nicht schlecht, aber zum Open Air kann ich es nicht anziehen, wenn ich mir nicht den Hintern abfrieren will. Die Eisheiligen kommen.«
    Saskia klatscht in die Hände, sie ist ganz in ihrem Element. »Wir finden was Passendes, Jo, vertrau mir.«
    Ehe ich protestieren kann, hat sie mich kräftig mit einem Parfüm eingedieselt, das herb nach Zimt und grünem Tee duftet. Normalerweise schminke ich mich nicht, aber dieses getönte Lip-gloss passt tatsächlich zum rostroten Farbton meiner Haare. Ich bin gerade dabei, in das nächste verwegene Kleid zu schlüpfen, als plötzlich Saskias Bruder in der Tür steht. Ich kann gerade noch die Träger nach oben ziehen, aber offensichtlich hat Max doch mehr gesehen, als er sollte – ich trage ja keinen BH.
    Wie angewurzelt steht er da und bekommt rote Flecken im Gesicht. Seine großen Augen hinter den Brillengläsern leuchten und mit seinen Blicken zieht er mir das silbern schimmernde Fähnchen wieder aus. Saskia wirft ihm den seidenen Unterrock, den sie gerade in der Hand hält, an den Kopf.
    Â»He, du Spanner, schon mal was von Anklopfen gehört?«
    Â»Was macht ihr denn hier?«
    Â»Wonach sieht es denn aus? Nach einer Tupperparty?«
    Max befreit seinen Kopf von der rosafarbenen Seide und schiebt mit dem Zeigefinger seine Brille gerade. »Was auch immer es ist«, sagt er mit einem verlegenen Grinsen. »Kann ich mitmachen?«
    Saskia und ich prusten los.
    Â»Mannomann, der hat dich vielleicht angesehen«, sagt sie kopfschüttelnd, nachdem sie ihren Bruder zur Tür hinausgeschoben hat. »Vielleicht war ihm bis heute gar nicht bewusst, dass du ein Mädchen bist.« Sie grinst. Ich schleudere ein hässliches grünes Jäckchen nach ihr und stürze mich mit einem empörten Aufschrei auf sie – und eine Minute später tobt in Saskias Zimmer eine wilde Kleiderschlacht.
    Nach einer weiteren Stunde stehe ich im flaschengrünen, hautengen Top mit weitem Ausschnitt vor dem Spiegel. Dazu trage ich einen kurzen, eng geschnittenen Jeansrock und rostfarbene, blickdichte Strumpfhosen. Na gut, meine ausgetretenen Allstars brechen das Bild mehr, als dass sie es abrunden, aber das ist okay. Die Farben passen zu mir: Ozean, Nachthimmel, rote Erde.
    Â»Super.« Ich drehe mich, zufrieden mit dem, was ich sehe. »Das ziehe ich an.«
    Â»T-Shirt und Rock kannst du haben, da passe ich eh nicht rein«, meint Saskia. »Die Strumpfhose bekomme ich wieder. Und ich borge dir noch ein paar passende Stiefel.«
    Â»Stiefel? Es ist Ende Mai.«
    Â»Was hat die Jahreszeit damit zu tun, was angesagt ist«, belehrt mich Saskia. »In

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