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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Das Bellen fällt mir wieder ein und Tobias besorgter Blick. Paulchen, durchzuckt es mich kalt. Mein Kater streift für sein Leben gern durch den wilden Garten, und falls Luzifer doch ein Loch im Zaun gefunden hat …
    Ich mache kehrt und verlasse mit schnellen Schritten den Garten. Eine Minute später fällt unser Gartentor hinter mir ins Schloss. »Paule?«, rufe ich, ein flaues Gefühl in der Magengegend. »Katerchen, wo bist du? Miez, miez.« Keine Antwort. Keine verdrehten Eulenohren und kein getigerter Schwanz im Gras.
    Ich stürme ins Haus. Mein Vater sitzt in der Küche am Tisch und liest Zeitung. Ma ist dabei, den Abendbrottisch zu decken. Paul springt von der Eckbank und streicht mit erhobenem Kopf und aufgestelltem Schwanz schnurrend um meine Beine.
    Â»Oh, da bist du ja.« Mir fällt ein Stein vom Herzen, ich hocke mich hin, um das Katerchen zu streicheln.
    Â»Was ist denn los? Du bist ja ganz aufgelöst.« Ma mischt den Salat durch und stellt die Schüssel auf den Tisch.
    Â»Wahrscheinlich ist Tobias Zackes Rottweiler mal wieder abgehauen und streift durchs Dorf. Ich dachte, dass er … ich hatte Angst um Paul.«
    Pa lässt die Zeitung sinken. »Ich habe Tobias schon x-mal gesagt, dass er den Hund im Zwinger lassen oder endlich seinen Zaun ausbessern soll.«
    Ich stehe vom Boden auf. »Tobias glaubt, jemand macht mit Absicht Löcher in seinen Zaun. Er sagt, er hat das Geld nicht für einen neuen.«
    Mein Vater will etwas erwidern, aber dann starrt er mich verblüfft an. »Ulla«, sagt er zu Ma, »schau dir doch mal unsere Tochter an. Was für eine Verwandlung. Sie sieht auf einmal so, erwachsen aus. Wie eine junge Dame.«
    In meiner Sorge um Paul habe ich völlig vergessen, dass ich anders aussehe als sonst.
    Â»Wo hast du denn die Klamotten her?« Ma starrt mich nun ebenfalls an – mit einem Anflug von Panik in den Augen.
    Â»Von Saskia. Sie hat sie von ihrer englischen Cousine. Die Sachen passen ihr nicht, also hat sie sie mir geschenkt.«
    Â»Sie hat dir Lederstiefel geschenkt?« Ma legt die Stirn in Falten. »Die sehen ziemlich teuer aus.«
    Â»Nein, die Stiefel sind nur geborgt.« Ich bewege mich rückwärts aus der Küche. »Ich gehe mich nur schnell umziehen, dann helfe ich dir beim Abendessen.«
    * * *
    Laurentia, liebe Laurentia mein, wann wollen wir wieder beisammen sein?
    Dieser Duft, der war wie ein Hieb in seinen Magen. Aber er hat sich nichts anmerken lassen, irgendwie ist ihm das gelungen. Der Zimtduft hat ein Fenster geöffnet zu seiner Erinnerung. Ein kleines Fenster nur, aber er hat nackte Beine gesehen und blauen Stoff und die Wölbungen der Brüste unter diesem dünnen Stoff. Das Mädchen, ihr Duft … sie ist nicht seine Zimtprinzessin, das war so verwirrend. Denn sie roch so gut. So vertraut. So süß.
    Er sehnt sich so nach seinem Engel, dass es schmerzt. Dieses verdammte Kopfweh. Der Schmerz pocht in seinem Schädel und er will ihn loswerden. Nur seine Zimtprinzessin kann den Schmerz lindern. Ihre kühle kleine Hand darauflegen und ihn wegpusten mit ihrem süßen Atem.
    Laurentia, liebe Laurentia mein,
    wann wollen wir wieder beisammen sein?
    Am Samstag!
    Ach, wenn es doch endlich schon Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag wär
    und ich bei meiner Laurentia wär, Laurentia!

13. Kapitel
    N och einmal betrachte ich mich prüfend in dem großen Spiegel in meiner Schranktür. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht übel. Als es klingelt, schnappe ich meinen Rucksack (der so gut zu meinem neuen Aussehen passt wie Wanderstiefel zu einem Abendkleid) und laufe nach unten. Kai steht mit einer Decke unter dem Arm vor der Tür. Ihm bleibt der Mund offen stehen, als er mich mit seinen blauen Augen von oben bis unten mustert.
    Ãœberraschung gelungen, denke ich mit einem zufriedenen Lächeln.
    Â»Entschuldigen Sie die Störung«, stottert Kai. »Ich möchte meine Freundin abholen. Sie heißt Jola … ähm, wohnt sie überhaupt noch hier?« Er späht an mir vorbei in die Diele.
    Ich kichere, drehe mich einmal um die eigene Achse. »Gefalle ich dir etwa nicht?«
    Â»Jola«, ruft Kai übertrieben erstaunt und reißt die Augen auf. »Bist du das wirklich?«
    Â»Ach, komm schon.« Ich boxe ihn freundschaftlich gegen die Schulter.
    Kai macht einen Schritt auf mich zu und umarmt mich mit seinem freien

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