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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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klatscht in die Hände. Sie lacht, lässt sich von seinen wilden Bewegungen anstecken, ihre blonden Locken wippen im Takt. Vielleicht kennt Lisa den Elf ja, denke ich und merke, wie erneut das Gefühl der Eifersucht in meinem Magen sticht.
    Mit einem Mal werden Oleks Bewegungen langsamer. Das ist kein Tanzen mehr, sein Körper schwankt nur noch. Und plötzlich sinkt er wie vom Blitz getroffen in sich zusammen. Mit angehaltenem Atem beobachte ich, was passiert. Lisa und Clemens knien sofort neben ihm und helfen ihm wieder auf die Beine, sodass kaum jemand etwas von diesem Zwischenfall mitbekommt. Sie stützen Olek, führen ihn von den Tanzenden weg direkt auf mich zu und auf die freie Bank auf der anderen Tischseite.
    Ich bin so überrumpelt, dass mir die Worte fehlen.
    Die sonnengebleichten Haare hängen Olek wirr ins Gesicht, trotzdem erwische ich einen Blick in seine Augen. Er scheint weit weg zu sein, aber seine Pupillen sehen normal aus. Changierendes Funkeln. Erkennt er mich überhaupt wieder?
    Â»Ist auch wirklich alles okay mit dir?«, fragt Clemens Olek besorgt und tätschelt seine Schulter.
    Â»Ja, alles okay«, bringt Olek leise hervor. »Danke.«
    Â»Ach komm, Clemens, der hat doch bloß zu viel getrunken«, Lisa ist ohne Zweifel genervt. »Das ist nicht unser Problem.«
    Clemens schaut mich an. »Er ist plötzlich umgekippt, aber ich glaube nicht, dass er betrunken ist. Kannst du noch einen Moment ein Auge auf ihn haben?«
    Â»Ja, klar«, stottere ich, völlig verdattert über Clemens Neumanns unerwartet fürsorgliche Seite.
    Sichtlich erleichtert, die Verantwortung abgeben zu können, verschwindet Lisa wieder auf die Tanzfläche. Clemens wirft einen letzten Blick auf Olek, nickt mir zu und folgt Lisa.
    Olek streicht sich die verschwitzten Haare aus der Stirn, die von kleinen Schweißperlen übersät ist. Er stützt den Kopf in beide Hände. Seine Rechte ist mit einem angegrauten Stück Stoff umwickelt, das nicht sehr appetitlich aussieht – aber ich bin zum Glück fertig mit meiner Suppe.
    Â»Was war denn mit dir los?«
    Â»Nichts. Alles gut.«
    Â»Und was ist mit deiner Hand?«
    Â»Geschnitten«, sagt er und lässt die Hand unter dem Tisch verschwinden. »Ist nicht schlimm.«
    Tja, so ein Opinel ist sehr scharf, denke ich. »Bist du auch wirklich in Ordnung? Brauchst du Hilfe?«
    Â»Alles ist gut.« Er versucht ein Lächeln, mein Elf.
    Ich kann nichts dagegen tun: Dieses Lächeln jagt einen Stromstoß durch meinen ganzen Körper, von den Zehen bis zu den Haarwurzeln. Das Schönste an Olek sind seine Augen, sie schimmern wie grüngelbe Kiesel in einem Bach. Ich will mehr über ihn wissen, aber ein Blick zu Kai und mir wird klar, dass er mit gerunzelter Stirn zu uns herüberschaut.
    Ich will nicht, dass Kai herkommt und eifersüchtige Sprüche vom Stapel lässt. Ich will nicht, dass er Olek begegnet, denn dieser Junge, wer auch immer er sein mag, gehört zu meinem Geheimnis.
    Â»Meine Freunde suchen mich schon.« Ich stehe auf. »Ich würde dich gerne wiedersehen, aber du verrätst mir ja nicht, wo du wohnst.« Ich werfe die leere Plastikschüssel in den Abfalleimer und sehe ihn abwartend an. Olek sagt nichts und ich wende mich zum Gehen.
    Â»Jola?«, höre ich ihn in meinem Rücken flüstern. Nur meinen Namen, doch mit solch einer traurigen Zärtlichkeit, dass ich weiche Knie bekomme und Mühe habe, normal zu atmen.
    Erstaunt drehe ich mich um und sehe ihn an. Doch er sagt nichts mehr, schüttelt nur unmerklich den Kopf. Ich atme dreimal tief durch und gehe wieder zu den anderen.
    Â»Wer war das denn?«, empfängt Kai mich in gereiztem Tonfall. Er ist tatsächlich eifersüchtig, ich habe es geahnt.
    Ich drehe mich um und blicke zum Tisch zurück, doch dort sitzt niemand mehr. Achselzuckend spiele ich die Ahnungslose. »Ich weiß nicht. Er ist beim Tanzen plötzlich zusammengeklappt und Lisa und Clemens haben ihn zu mir an den Tisch gesetzt. Er war nicht sonderlich gesprächig.«
    Kai schaut mich an, als wolle ich ihn auf den Arm nehmen.
    Tilman fängt an zu lachen und klopft Kai auf die Schulter. »Na komm, Alter, das ist eine ziemlich geniale Ausrede, das musst du doch zugeben. Darauf muss man erst mal kommen. Wahrscheinlich hat Jola die blühende Fantasie von ihrer Mutter geerbt.«
    Saskia kommt von der Tanzfläche

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