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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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ich enthauptet habe, falls Ihr Euch seit Jahren fragt, wie er wohl umgekommen sein mag, während Eure Füße Euch fortgetragen haben, bedenkt, dass seine starke Hand Euch nicht mehr schützt, Konrad. Morgen könnt Ihr Euch nicht mehr drücken.«
    Konrad spannte sich, er war bereit zum Sprung, weswegen Wilbrand einen Schritt zurücktrat. Aber er verlor dabei sein Lächeln nicht.
    »Ich habe so gehandelt, wie mein Vater es von mir verlangt hat«, gab Konrad so gepresst zurück, dass man ihn nur schwerlich verstehen konnte.
    Der Abt nickte: »Ich habe auch stets das getan, wozu mein Vater mich anwies. Allerdings habe ich in der Stunde der Not dann doch stets auf mein Herz gehört.«
    Noch eine Stunde später war Konrad kaum zu beruhigen. Am liebsten hätte er Wilbrand erwürgt. »Einhändig«, wie er betonte.
    Kurz nach dem Zwischenfall mit von Mulenbrunnen hatte Baba sie in ihrer Kammer aufgesucht und ihnen mitgeteilt, ihm sei zu Ohren gekommen, was sich vorhin abgespielt habe. »Euer Zwist geht mich nichts an«, sagte er ruhig, »denn er geht die Puente nichts an. Wenn es also etwas zu klären gibt, dann klärt es vor dem Tor.«
    Konrad starrte auf den Boden, aber Isenhart nickte.
    Baba warf ihm einen forschenden Blick zu. »Benötigt Ihr Schutz?«, fragte er dann.
    »Nein«, antwortete Konrad entschlossen und schneller, als Isenhart den Mund öffnen konnte.
    Baba nickte, doch es blieb Isenhart verborgen, was der Hüter der Puente wirklich gedacht hatte.
    Und nun war Isenhart mit Konrad alleine. Der junge Laurin konnte keinen Augenblick still sitzen, sondern schritt die Kammer auf und ab wie ein Tier in einem Käfig. Er grinste voll grimmiger Freude: »Morgen früh wird er für alles Buße tun. Erst hier und dann vor seinem Herrn.«
    Isenhart zweifelte nicht am Ausgang des Zweikampfes, denn obschon der Abt von Mulenbrunnen eine für sein Alter erstaunliche Beweglichkeit an den Tag legte und wohl als der Erfahrenere der beiden zu gelten hatte, so war er nichtsdestotrotz ein alter Mann, den alleine Konrads pure Kraft in die Knie zwingen würde.
    Isenhart zweifelte vielmehr daran, dass es überhaupt zu diesem Kampf kommen würde. »Er wird es nicht riskieren«, wandte er daher ein, »Wilbrand von Mulenbrunnen wäre ein Narr, sich morgen mit dir zu messen.«
    »Wenn er nicht erscheint, verliert er sein Gesicht«, entgegnete Konrad mit einem Lächeln, dessen Boshaftigkeit dem Hass auf den Mörder seiner Eltern entsprungen war, »er muss erscheinen, verstehst du?«
    »Nun, es gibt eine Variante, die ihn sein Gesicht wahren lässt und sein Erscheinen trotzdem nicht notwendig macht.«
    »Und die wäre?«
    »Wenn sein Herausforderer in der Nacht vor dem Zweikampf unerwartet dahinscheiden würde.«
    Konrads Lächeln verlor sich, zum ersten Mal seit einer guten Stunde unterbrach er sein ruheloses Umherwandern. Isenhart wertete beides als Zeichen dafür, dass Konrad von Laurin seine Warnung durchaus ernst nahm.
    »Es wäre ihm zuzutrauen«, gab Konrad dem Freund recht.
    Isenhart nickte. Er bedauerte zutiefst, dem Basar des Wissens den Rücken kehren zu müssen. Und das mit der an Gewissheit grenzenden Ahnung, diesen Ort nie wieder zu betreten. Aber Wilbrand, der seine Häscher jahrelang erfolglos nach Sigimunds Sohn hatte ausschwärmen lassen, dieser Mann würde bis zum Sonnenaufgang nicht die Hände in den Schoß legen und sich auf den ungewissen Ausgang eines Duells verlassen.
    »Wir brauchen unsere Waffen«, stelle Konrad fest.
    Isenhart stutzte. »Sie sind zu fünft, Konrad. Je schneller wir hier wegkommen, desto besser.«
    » Wegkommen? Wovon redest du?«, fragte Konrad und trat nah an ihn heran: »Er hat nur vier Männer bei sich, Isenhart. Nur vier. Kein Heer, das Wilbrand zwischen sich und mich werfen kann. Und kein Kaiser, der ihn schützt, hier, auf iberischem Boden. Ich wäre ja der größte lebende Narr, wenn ich diese Gelegenheit nicht beim Schopf packen würde.«
    Isenhart schluckte. Seine Absicht war es gewesen, das Heil in der unbemerkten Flucht zu suchen, nicht in dem Versuch, mitten in der Puente ihrerseits Wilbrand von Mulenbrunnen den Garaus zu machen. Aber sosehr er sich auch dagegen sträubte, musste er sich eingestehen, dass Wilbrands Chance, sich endlich Konrads zu entledigen, natürlich auch Konrads Chance entsprach, den Abt zum Teufel zu jagen.
    Wilbrand von Mulenbrunnen zu töten würde Konrad von Laurin wieder ein freies Leben ermöglichen. Wenngleich man seinen Alltag in Spira und Heiligster nicht als

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