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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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lag, dass auch ihre Fladenbrote nicht der einzige Grund der Begeisterung waren, und dass es auch nicht an dem würzigen Dattelbier lag, das sie mit großem Geschick zu brauen verstand. Jeder der Männer in der Werkstatt wurde unruhig, nestelte an seinem Schurz oder strich sich das Haar glatt, sobald er Isis nur erblickte.
    Sie stand inzwischen an der Schwelle zwischen Mädchen und Frau und vereinigte Unschuld und Weiblichkeit auf verblüffende Weise. Dazu kam ihr Lächeln, dem keiner widerstehen konnte, gepaart mit dem unverwechselbaren Gang, den sie sich aus Kindertagen bewahrt hatte. Die langen, noch immer staksigen Beine standen in reizvollem Kontrast zu ihren zarten Rundungen. Das Haar war glatt wie Seide; manchmal ließen Sonnenstrahlen rötliche Lichter darin aufglänzen. Das Schönste an Isis aber waren die Augen, nicht so kräftig gefärbt wie die Selenes, aber doch unverkennbar das Erbe ihrer Mutter aus Keftiu: ein helles, manchmal fast milchiges Grün, das ins Grau umschlagen konnte, wenn sie zornig wurde.
    Es fraß Khay innerlich schier auf, wenn sie mit den anderen lachte und scherzte, ohne ihn einzubeziehen. Am wütendsten wurde er jedoch, wenn sie Anu in unbefangener Unschuld anlächelte. Aber was sollte er tun? Er sah keine Möglichkeit, auch nur irgendetwas an der Situation zu ändern. Denn selbst der kleinste Schritt, den er auf Isis zu machen wollte, hatte zur Folge, dass Nezem ihn scheinbar ganz beiläufig mit irgendeinem Auftrag in die hinterste Ecke scheuchte.
    Heute aber, wo seine Hände erstmals dem Stein Leben eingehaucht hatten, entschloss Khay sich zu einem Vorstoß.
    Seit den Morgenstunden erfüllte kräftiger Fleischgeruch die Werkstatt, der ihn auf mehr als eine Weise hungrig gemacht hatte. Um Isis wenigstens zu irgendeiner Reaktion zu provozieren, ohne sofort wieder den argwöhnischen Vater auf den Plan zu rufen, verfiel er auf seine alte Methode.
    »Du riechst wie eine Küchenmagd«, sagte er im Vorbeigehen und zog die Nase verächtlich kraus. »Gibt es denn wirklich nichts, was dich mehr reizt als Fleischtöpfe und Linsensuppen?«
    »Du meinst doch nicht etwa dich damit?« Schwungvoll hatte Isis sich umgedreht. Ihre Lippen leuchteten in der Farbe gestoßener Rosenblätter, die Wangen waren von der Ofenhitze gerötet. Ein schwacher Brotduft ging von ihr aus, und er hätte nichts lieber getan, als sie in seine Arme zu ziehen.
    »Dann bleibe ich lieber weiterhin Küchenmagd.«
    Ein bisschen ungelenk reckte er sich. Andere Mädchen sahen ihm nach, und er besaß seit seinen regelmäßigen Besuchen am Hafen entschieden größeres Selbstvertrauen, was Frauen betraf. Einzig und allein in Isis’ Nähe schien seine sonstige Sicherheit sich in Luft aufzulösen.
    »Weil ich keinen schlaffen Schreiberbauch zu bieten habe und keine eingesunkenen Schultern? Wie schwach oder hässlich muss ein Mann eigentlich sein, damit du ihn magst?«
    »Falls du damit auf deinen Bruder anspielst - Anu ist weder das eine noch das andere. Für mich ist er der beste Freund.
    Und der klügste dazu!« Und schon war sie scheinbar mit Feuereifer wieder über ihren dampfenden Töpfen.
    Nun machte es Khay keinen Spaß mehr, an der Sphinx weiterzuarbeiten. Als Einziger verschmähte er das kräftige Ragout, das die anderen wie immer übertrieben lobten, und meißelte mit leerem Magen weiter, bis der Hunger ihn immer wütender machte.
    »Ich muss früher los«, sagte er zu Nezem, bevor er vollends seine Fassung verlor. »Ich kann dafür morgen eher da sein.«
    »Sei aber heute Nacht an der Anlegestelle!«, sagte Nezem leise. »Zur gleichen Stunde wie immer. Ich werde nicht warten.«
    »Ausgerechnet heute? Wieso hast du nicht schon früher etwas gesagt?«
    Ein gleichgültiges Schulterzucken. Nezem tat, als sei Khay gar nicht mehr vorhanden.
    Verärgert machte der sich auf den Weg, geradewegs zu dem bunten Haus am Hafen. Die Frau, die ihm auf sein Klopfen hin öffnete, war schlank und helläugig, das Einzige, was sie mit Isis gemein hatte. Ihr Mund war übertrieben rot bemalt; scharfe Falten verrieten das nahende Alter und ihren Abscheu vor dem Leben.
    »Du bist früh dran«, sagte sie. »Es wird doch nicht etwa Sehnsucht gewesen sein, die dich zu mir getrieben hat?«
    »Und du siehst mitgenommen aus«, sagte er grob, »wie ein altes Weib. Warst du wieder bei ihm?« Er packte ihr Kinn und zog sie näher zu sich heran. Er verstärkte seinen Griff, als sie sich wehrte. »Stell dich bloß nicht an! Ich muss bald wieder

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