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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Vorwurf in der Stimme Montemhets, und trotzdem war es Basa, als habe er einen gut gezielten Hieb zwischen die Schulterblätter erhalten. Der Stadtfürst war ihm ein Stück entgegen gegangen, das Haar noch feucht von seinem morgendlichen Bad im Nil, das er niemals versäumte.
    »Ich wurde aufgehalten«, sagte Basa kurz, weil er es hasste, sich unterlegen zu fühlen. Es kostete ihn Mühe, scheinbar gleichmütig weiterzusprechen, aber schließlich gelang es ihm. »Familienangelegenheiten. Mein Sohn scheint es eilig zu haben, zur Welt zu kommen. Aber es gibt offenbar Schwierigkeiten. Und ich habe seiner Mutter versprochen, bald zurück zu sein.« Sein Atem hatte sich beschleunigt. Die Lüge jedoch ging glatt und wie selbstverständlich über seine Lippen.
    »Offenbar ein Held oder ein Narr.« Montemhet kam näher.
    »Und für beide brechen denkbar schlechte Zeiten an.« Er rieb sich die Augen, und erst jetzt bemerkte Basa die
    Schatten der Müdigkeit und die hohl gewordenen Wangenknochen.
    »Ich bin froh, dass meine beiden Söhne noch länger im Goldland bleiben werden. Komm ins Haus, Basa! Wir haben einiges zu besprechen.«
    Er ging schnell voran, und seine Schritte waren fest, aber dennoch glaubte Basa, jenes seltsame Netz von Melancholie über ihm zu spüren, in dem man sich wie in einem feinen Gespinst verfangen konnte, wenn man nicht vorsichtig war.
    »Sind die Arbeiten an der Mauer abgeschlossen?«, fragte Montemhet, sobald sie den Innenhof erreicht hatten, um den sich seine privaten Gemächer gruppierten. Er bot ihm nicht die kleinste Erfrischung an, was Basa mit leisem Erstaunen registrierte. Obwohl die Sonne noch nicht hoch stand, war es bereits brütend warm, als hätte sich eine Hitzeglocke über die Stadt gestülpt.
    »Unsere Stadtmauer ist so hoch und so stark wie nie zuvor«, erwiderte er mit trockener Kehle und entschloss sich, dieses merkwürdige Verhalten als Gedankenlosigkeit und nicht als Brüskierung zu bewerten. »Nur mit Leitern, die für Riesen gebaut wurden, könnten Feinde uns stürmen.«
    »Das klingt gut — wäre es nicht ausgerechnet Assur, das die Waffen gegen uns erhoben hat. Was seine Truppen nicht im Sturm nehmen können, lassen sie gnadenlos ausbluten. Mir liegen Berichte über das einstmals prächtige Sidon vor, das sie in monatelanger Belagerung ausgehungert haben, bis auch die letzte Ratte verendet war.«
    »Aber jenes Sidon teilte nicht unser Geheimnis«, sagte Basa nicht ohne Stolz.
    »Der unterirdische Gang ist also fertig?«
    »Seit gestern. Du hättest mich nicht rufen müssen. Ich wäre ohnehin zu dir gekommen.«
    »Der Weg des Maulwurfs«, sagte Montemhet, schloss langsam die Augen und öffnete sie dann wieder, wie jemand, der aus einem Traum erwacht. »Manchmal muss man blind sein und bereit, bäuchlings im Staub zu kriechen, um die richtige Lösung zu finden.«
    »Es gibt kein Bauwerk, das ich nicht persönlich abnehme«, sagte Basa leicht irritiert, weil er nicht wusste, was der Stadtfürst mit seinem seltsamen Vergleich meinte. »Du wirst mit unserer Arbeit zufrieden sein.«
    »Und die Männer, die den Gang gebaut haben?«
    »Haben die Stadt bereits verlassen. Wenn alles gut geht, können sie in zehn Tagen in den Steinbrüchen von Sunu mit ihrer Arbeit beginnen. Genau so, wie du befohlen hast.«
    Montemhet nickte knapp und wandte sich ab.
    Enttäuschung stieg säuerlich in Basa auf — und mehr als das.
    Seine Leute und er hatten unter schier unmenschlichen Bedingungen gearbeitet, um rechtzeitig fertig zu werden. Wieso kam dem Fürsten kein Lob, ja nicht einmal der Hauch einer Anerkennung über die Lippen? Er schien nicht einmal echtes Interesse aufzubringen. Dabei hätte er ihm so vieles zu sagen gehabt: Wie viele Schwierigkeiten es während des Grabens jeden Tag aufs Neue zu überwinden gab. Dass der Boden zu sandig war, um wirklichen Halt zu bieten. Und es Zeit und nervenaufreibende Mühe gekostet hatte, die komplizierten Balkenkonstruktionen zu planen und zu fertigen, die alles erst ermöglicht hatten.
    »Willst du ihn dir nicht ansehen?«, musste Basa dennoch fragen. »Ich könnte dir alles zeigen.«
    »Später.« Wie in Trance drehte sich Montemhet zu ihm um.
    »Du wirst bis zum Abend das westliche Tor bewachen. Begib dich unmittelbar dorthin. Die besten Männer meiner Garde stoßen zu dir. Verlasst euren Posten bis Sonnenuntergang unter keinen Umständen, was immer auch geschehen mag!«
    Selten war Montemhet so wortkarg, ja fast schon harsch zu ihm gewesen. Basas

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