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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hätte er einiges dagegen, dass wir die Ehrengäste sind.«
    »Weshalb?«, sagte Nesptah. »Weil wir aus dem Süden kommen? Oder meine Haut nicht ganz so hell ist wie seine?«
    »Weil sein Vater nach der Doppelkrone strebt. Und der Prinz zu Recht annimmt, wir seien ihm dabei im Weg.«
    Nesptah lachte und wandte sich einer Gruppe von Jüngeren zu, die sich zum Würfelspiel zusammenfanden. Montemhet lehnte sich zurück und ließ sich frischen Wein einschenken.
    Er machte keinerlei Anstalten, ein Gespräch mit Psammetich zu forcieren, der genussvoll gegessen hatte und inzwischen, wenn auch maßvoll, nicht minder genüsslich trank.
    Auf die Tänzerinnen folgte eine Gruppe Kinder, die einen Reigen aufführten. Die Größte von ihnen, ein schmales, dunkelhaariges Mädchen in einem durchsichtigen Kleid, das ihre Zartheit unterstrich, führte die Kleineren voller Eifer durch die Figuren. Plötzlich schien Psammetich wie ausgewechselt.
    Kein Scherz kam mehr über seine Lippen, und auch den Pokal neben sich schien er gänzlich vergessen zu haben, so hingerissen folgte er der kindlichen Darbietung.
    »Meine Jüngste!«, sagte er, als die Kinder sich verneigten und kräftiger Applaus ertönte. Vor lauter Begeisterung hielt es ihn nicht länger auf seinem Sitz. »Die kleine Nitokris. Mein Augenstern vom ersten Schrei an.«
    »Die Kinder sind unsere Zukunft«, erwiderte Montemhet höflich, dem nichts Treffenderes zu dem kleinen verschwitzten Mädchen einfiel. »Und wir nur der fruchtbare Boden, auf dem ihre Saat einmal aufgeht.«
    »Ich hoffte, du würdest es so sehen!« Täuschte Montemhet sich oder standen auf einmal Tränen in Psammetichs Augen?
    »Ein ganz außergewöhnliches Kind, voller Reinheit und tiefer Ernsthaftigkeit.« Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich seinem Gast zu. »Ich wünschte, es gäbe mehr von ihrer Sorte. Denn Frieden, Montemhet, Frieden muss von innen kommen. Und Frieden für unser Land und seine Menschen, das ist es, wonach ich mich am meisten sehne.«
    »Ein schöner Gedanke«, sagte Montemhet. »Und noch verlockender wär es, könnte er endlich Realität werden. Aber noch bluten unsere Wunden, noch stehen die Truppen Assurs im Land. Noch sind unsere jungen Männer als Geiseln in Ninive.«
    »Soll der Süden länger gegen den Norden kämpfen und umgekehrt?« Rote Flecken brannten auf Psammetichs Wangen.
    »Ist der Nil nicht unser aller Vater?«
    »Ja, du hast Recht«, bekräftigte Montemhet. »Seine Fülle ist es, die uns leben lässt.«
    »Indem wir uns gegenseitig zerfleischen? Kernet braucht eine Wandlung, sonst geht es jämmerlich zugrunde«, sagte Psammetich leidenschaftlich. »Es darf nicht die falsche Diplomatie der Priester sein, die unsere Zukunft bestimmt! Deshalb habe ich ihre hinterlistigen Vorschläge wie giftige Vipern zertreten — und werde es weiterhin tun. Nein, Montemhet, die Wandlung, die ich im Sinn habe, muss neu und rein sein. Der Segen aller Götter soll auf ihr ruhen. Und meine Nitokris könnte sie zustande bringen, wenn wir es klug genug anstellen.«
    Verblüfft schaute Montemhet zwischen ihm und dem Kind hin und her.
    »Nitokris kann unsere Rettung sein«, beharrte Psammetich.
    »Ihretwegen habe ich dich hergebeten. Lass uns miteinander reden, von Priester zu Priester, von Fürst zu Fürst, von Bruder zu Bruder!« Er deutete auf eine Nebentüre. »Aber nicht hier. Unter vier Augen. Niemand soll uns belauschen! Dafür hängt zu viel für Kernet ab!«
    »Dann wollen wir gehen«, sagte Montemhet und erhob sich, um ihm zu folgen. »Ich bin bereit.«
     
    oooo
     
    »Ich mag sie nicht«, flüsterte Khay. »Ihre Haut sieht aus wie ein verknittertes Kleid. Außerdem hat sie eine richtige Vogelnase. Und wie künstlich sie redet!« Er schob das Kinn nach vorn und begann übertrieben zu lispeln: »Ich bin die Ama.
    Aus Mennefer. Zufällig weiß ich leider alles besser. Und ihr kleinen Tröpfe müsst jetzt tun, was ich euch sage – pah!« Er schnaubte. »Da war mir ja die alte Meckerziege noch lieber.
    Neshet konnte man wenigstens mit Schmeicheleien rumkriegen, wenn man es schlau genug angefangen hat.«
    »Sie ist doch gar nicht so übel«, sagte Anu. »Vielleicht braucht sie nur ein bisschen Zeit, um sich bei uns einzugewöhnen.«
    »Vater kann sie auch nicht leiden«, sagte Khay düster, »obwohl er so tut, als sei alles bester Ordnung. Aber hast du dir mal sein Gesicht angesehen, wenn sie etwas sagt, was ihm nicht passt? Und ihm passt so einiges nicht, was die Alte von sich

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