Isis
untersagst, es noch einmal zu versuchen.«
»Das ist alles?« Basa begann zu lachen. »Khay ist ein kräftiger, gesunder Junge. Irgendwann muss er lernen, mit Frauen umzugehen. Wieso sollte er da nicht bei Isis anfangen?«
Er kam näher. »Außerdem hat diese Vorstellung durchaus etwas Pikantes: du und ich und mein Sohn und deine Tochter ...«
»Halte Khay von Isis fern! Sonst wirst du es bitter bereuen.«
»Du willst mir drohen?« Das Lächeln verschwand aus Basas Gesicht. »Das würde ich an deiner Stelle besser nicht, Selene! Du könntest es bereuen. Denn uns beide verbindet vieles. Mehr, als dir lieb ist.«
»Es ist eine Sache, was wir getan haben. Aber es ist eine andere, wenn dein Sohn meiner Tochter zu nahe tritt. Isis ist noch ein Kind.«
»Ein Kind soll sie sein? Bist du blind? Ja, ich glaube, das bist du!« Nie zuvor hatte er sie so aufgebracht gesehen.
»Aber von mir aus kannst du ruhig blind bleiben. Es gefällt mir. Es reizt mich sogar. Komm her! Wo du schon einmal da bist, könnten wir doch gleich ...«
Sie stieß ihn zurück. »Bist du taub? Glaubst du, ich würde jetzt ... mit dir ... Ruf doch deine billige kleine Nutte zurück, wenn du noch nicht genug hast!«
Er packte ihre Handgelenke und zerrte sie zum Lager.
»Und ob ich das glaube«, sagte er heiser. »Ich weiß es sogar. Bei den anderen reizt mich nur das Fleisch, bei dir aber ist es mehr. Deshalb wirst du gefälligst tun, was ich von dir verlange, so, wie du es immer getan hast. Oder willst du, dass ich mit Nezem spreche, sobald er wieder zurück ist? Wenn ja, musst du es nur sagen. Dann bin ich sofort bei euch.«
»Nimm seinen Namen nicht in den Mund! Du ekelst mich an, Basa.«
Seine Hände rissen an ihrem Kleid, aber sie hörte nicht auf, sich zu wehren.
»Wenn du so weitermachst, wirst du nackt nach Hause gehen müssen«, sagte Basa zunehmend amüsiert. »Und was dann die Nachbarn von dir denken werden?«
Für einen Augenblick lag sie ganz still. Sie war in der Falle. Und es gab keinen Ausweg, wie sie ihr entkommen konnte.
»Zum Glück wirst du langsam vernünftig«, sagte er. »Kluges Mädchen!«
Er entkleidete sie geschickt. Selene hielt die Augen geschlossen, als könne sie damit alles ungeschehen machen. Einen Augenblick sah es fast aus, als ob er sie streicheln wolle. Seine Hand verharrte unschlüssig über ihrem Körper. Dann aber verengten sich seine Augen. Sie war nichts als ein Weib. Sie musste lernen, wo ihr Platz war. Basa kniff sie fest in die Brustwarze.
Empört vor Schmerz und Erniedrigung schrie Selene auf.
»Beweg dich nicht!«, sagte er, als er grob in sie stieß. »Beweg dich nicht!«
Khay wagte erst, seine Glieder zu rühren, als laute Schnarchlaute zu ihm aufs Dach drangen. Sein Rücken war ganz steif vom langen Stillhalten, die Beine waren eingeschlafen und kribbelten scheußlich, als das Blut zurückfloss. Mittlerweile war es viel zu dunkel, um dort unten noch irgendetwas erkennen zu können, aber er hatte schon mehr als genug gesehen. Sein Vater und Selene! Zwei nackte, schweißnasse Körper, verstrickt in einem aussichtslosen, verbitterten Kampf, bei dem die Frau schließlich weinend unterlegen war. Ein Anblick, den er nicht vergessen würde, solange er lebte. Ganz übel war ihm dabei geworden, und gleichzeitig hatte er größte Erregung verspürt. War dies das große Geheimnis, das die Männer mit den Frauen verband? Vor lauter Anspannung hatte sogar seine Nase zu bluten begonnen. Große, warme Tropfen waren auf seine Hand gefallen. Khay konnte nur hoffen, alle rechtzeitig aufgefangen zu haben. Wenn sein Vater herausbekam, dass er ihn belauscht hatte, und auch noch mit wem, würde er ihn auf der Stelle totschlagen. Geduckt schlich er ins Haus zurück.
Zum Glück schlief Anu friedlich in einer Ecke des Bettes und wachte nicht einmal auf, als er sich zu ihm legte. Khay knuffte ihn trotzdem kräftig in die Seite, um genügend Platz zu haben, und für einen Moment beneidete er ihn glühend. Für Anu hatte sich nichts geändert. Er war ein Kind, das stottern durfte und trotzdem von aller Welt geliebt wurde. Er dagegen war vollkommen ratlos. Tausend widersprüchliche Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
Sollte er schweigen? Oder alles verraten? Musste Isis nicht wissen, was ihre Mutter trieb? Es würde sie traurig machen und so einsam, wie er sich oft fühlte. Aber dann brauchte sie ihn vielleicht und würde ihn nicht mehr zurückstoßen. Und was wäre gar, wenn er den Vater eines Tages zur Rede
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