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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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entschied sich aber dagegen. Kein Bediensteter sollte ihn jetzt stören. Er stieg selber hinunter in den kleinen Vorratsraum, in dem die Weinfässer lagerten. Wie immer, wenn er übernächtigt oder besonders verärgert war, ließ seine Hand die gewohnte Sicherheit vermissen. Beim Versuch, ein neues Fass anzuzapfen, verletzte er seinen Daumen. Der Schmerz zwang ihn, innezuhalten und nach Luft zu ringen, bevor er den Schlägel erneut ansetzte. Iucha nutzte die Gelegenheit, auf bloßen Sohlen lautlos in Basas Zimmer zu schleichen. Die Pläne der Totenstadt hatte er schon an mehreren Abenden heimlich studiert. Er wusste längst, in welchem Versteck der Erste Baumeister sie aufbewahrte. Heute jedoch sagte ihm sein Instinkt, dass bislang alles nur ein Vorspiel gewesen war. Die kräftigen Linien auf dem Papyrus waren schon wieder leicht am Verblassen, aber noch immer deutlich erkennbar: ein zweites Netz von Gängen unter dem bekannten Stollenplan!
    Eine Entdeckung, die pures Gold wert war, vorausgesetzt, man wusste sie richtig zu nutzen. Aus seinem Stoffgürtel holte Iucha ein kleines Fläschchen und träufelte
    vorsichtig eine durchsichtige Flüssigkeit in Basas leeren Becher. Im Hintergrund hörte er bereits die schweren Schritte seines Herrn.
    Bevor Basa um die Ecke bog, hatte Iucha sich bereits wieder zurückgezogen.
    Basa goss sich Wein ein und leerte seinen Becher in einem Zug. Eine angenehme Schwere machte sich in seinem Kopf breit. Er schenkte nach. Es war, als würden sich die Linien vor ihm zu seltsamen Knoten zusammenziehen. Unversehens zittrig geworden wie ein alter Mann, versuchte er die Spinnweben wegzuwischen, die plötzlich alles zu bedecken schienen. Und war da nicht auch auf einmal Selenes Gesicht, das ihm mit einem herausfordernden Lächeln entgegenblickte?
    »So haben wir nicht gewettet, Fischdämonin!«, sagte er leise.
    »Mit deinem Sterben hast du mich um das betrogen, was mir zusteht. Mit dir bin ich noch nicht fertig!«
    Sein Schwindel verstärkte sich. Schatten jagten an den Wänden entlang, die Decke bekam eine hässliche Ausbuchtung, als ob sie im nächsten Moment auf ihn herabstürzen wolle.
    Alles um ihn herum begann bedrohlich zu schwanken. Sein Kopf sackte in den Nacken, aber es war, als hätte sein sonst so starker Hals jegliche Kraft verloren. Der Kopf fiel nun nach vorn, bis er schließlich mit einem dumpfen Geräusch auf dem Tisch aufschlug.
     
    oooo
     
    Isis schreckte aus dem Schlaf hoch, als sie die gedämpften Stimmen hörte. Sie wagte nicht aufzustehen und die quietschende Türe weiter aufzustoßen, weil sie nicht unnötig auf sich aufmerksam machen wollte. Stattdessen lauschte sie angestrengt in das Dunkel. Sehr bald hatte sie den Besucher an seiner schnarrenden Sprechweise erkannt.
    Aber was wollte Basas kahler Diener mitten in der Nacht bei ihnen?
    Früher hatte er ihr Haus nicht betreten. Aber jedes Mal, wenn Iucha sich nur am Zaun gezeigt hatte, war Mama schon erstarrt, obwohl sie sich eifrig bemüht hatte, es vor ihr zu verbergen. Und doch war ihr abwechselnd die Suppe angebrannt, ein Teller aus der Hand geglitten oder sonst ein Malheur passiert, als hätte allein sein Anblick genügt, um sie vollständig aus der Ruhe zu bringen.
    Isis strengte sich an zu verstehen, worüber Basas Diener und ihr Vater stritten, denn das taten die beiden Männer, weil ihre Stimmen immer lauter und härter wurden. Aber sie war zu erschöpft vom vielen Weinen, um lange durchzuhalten.
    Irgendwann schlief sie über dem Wortwechsel wieder ein.
    »Ich habe dir einen großen Gefallen erwiesen.« Iucha stützte sich schwer auf den Tisch. »Das war meine Vorleistung. Jetzt bist du an der Reihe, mein Freund!«
    »Indem du mit deinen dreckigen Enthüllungen mein Leben zerstörst hast?« Schwer atmend starrte der schon seit Wochen unrasierte Nezem ihm entgegen. Gesteinsstaub bedeckte seinen Körper wie eine zweite Haut, die Ströme von Schweiß zur Kruste hatten erstarren lassen. Er spuckte auf den Boden. »Ich habe meine Frau verloren. Ohne sie ist mein Dasein nichts mehr wert.«
    »Du hattest sie bereits verloren, als ich dich freundlicherweise ins Bild gesetzt habe.« Iucha betonte jedes Wort. »Du wusstest es nur noch nicht.«
    »Außerdem war der Kleine schneller als du. Ich wusste schon alles, als du mit deinem angeblich so großen Gefallen ankamst.«
    »Aber hättest du ihm denn auch geglaubt?« Iucha bleckte verächtlich die Zähne. »Diesem Bengel, der wie ein brünstiger Jungbock deiner Kleinen

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