Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
sich wieder an seinen Schreibtisch und betrachtet den Diamanten erneut mit seiner Diamantenlupe.
»Dieser ist sehr rein, wahrscheinlich VVS1«, sagt er zu dem Israeli. »Sie haben die Wahrheit über die Qualität dieses Steins gesagt. Darf ich mir jetzt die übrigen ansehen?«
»Kein Problem. Sie sind von derselben Qualität. Das kann ich Ihnen versichern«, sagt der Mann aus Israel.
Jean-Claude untersucht die Steine eingehend. Sie halten allen Qualitätsansprüchen stand.
»Ich bezahle Ihnen zweieinhalb Millionen für diese Steine«, sagt er zu dem Israeli.
»Einverstanden.«
Jean-Claude öffnet den Tresor und entnimmt ihm fünfundzwanzig Bündel mit Hundertdollarscheinen.
»Sie wissen, wo Sie mich finden, falls Sie auf mehr solcher Steine stoßen.«
Jean-Claude geht mit einer Aktentasche unter dem Arm aus dem Büro. Darin sind die dreizehn Diamanten, die er für die Isländer gekauft hat. De Lang kann vielleicht heute noch beginnen, den ersten Stein zu schleifen, denkt er, während er die Pelikanstraat hinunter geht. Dann biegt er in die Rijfstraat ein, wo sich die Werkstatt von Burt befindet.
»Hallo, mein Alter! Ich habe dreizehn Steine. Kannst du heute anfangen?«, fragt er den Riesen.
»Das dürfte überhaupt kein Problem sein. Ich kann sofort beginnen«, sagt Burt und nimmt die Tasche entgegen. »Du willst sie im Brillantschliff, nicht wahr?«, fragt de Lang. Der Brillantschliff ist der am weitesten verbreitete. Der Stein erhält achtundfünfzig Facetten,dreiunddreißig oberhalb der Rundiste und fünfundzwanzig unterhalb.
»Aber natürlich«, sagt Jean-Claude, er weiß, dass sich solche Steine am besten weiterverkaufen lassen.
»Ja, und du weißt, ich nehme zehntausend Doller pro Stück.«
»Kein Problem.«
Diamanten von dieser Größe zu schleifen ist eine Kunst. De Lang nimmt einen Stein, befestigt ihn in einem Tonklumpen, der auf einem Arm über einer Schleifscheibe angebracht wurde, und beginnt mit seiner Arbeit. Der Arm senkt sich herab auf die Scheibe, die sich mit großer Geschwindigkeit dreht. Jede einzelne Facette muss zurechtgeschliffen werden. Nur die Geschicktesten können mit bloßen Augen erkennen, wann eine Facette fertig ist. Außerdem wird der Diamant auf dem Schleifrad ungeheuer heiß, daher muss er im richtigen Augenblick heruntergenommen und gekühlt werden.
»Wie lange wirst du brauchen?«, fragt Jean-Claude seinen Freund.
»Schätzungsweise eine Woche pro Stein. Ich bearbeite fünfzehn Steine zur gleichen Zeit, so dass es schnell gehen sollte.«
»Werden wir am Ende zehn Karat schaffen?«, fragt Jean-Claude.
»Das denke ich. Es geht immer mehr als die Hälftevon einem Stein verloren, wie du weißt, wenn du ihn ordentlich gearbeitet haben willst. Aber sein Wert, wenn ich ihn geschliffen habe, wird mindestens 1,3 Millionen Dollar betragen.«
»Das wollte ich von dir hören.«
Luxemburg, Mittwoch, 7. Januar 2009
Jón Þorbergur hat Jean-Claude bereits fünfzig Millionen Dollar, also die Hälfte der gesamten Summe, überbracht, und jetzt braucht er Nachschub. Jón stapelt die Lieferung des Tages, fünf Millionen Dollar in Hundertdollarscheinen und Zehntausend-Dollar-Bündeln in die Tasche, schließt sie und geht nach draußen zum Wagen.
Diese Fahrten sind ihm nun schon zur Gewohnheit geworden, und er benötigt meist fünf Stunden, um nach Antwerpen zu fahren und wieder zurück nach Luxemburg. Er fährt morgens los und sitzt um eins wieder am Computer in seinem Büro. Die heutige Tour ist speziell, weil Jean-Claude ihn einladen will, ihn in seinem Büro im
Diamond Club
zu besuchen. Dann wird er das Innenleben dieses bemerkenswerten Phänomens kennenlernen, um das es sich bei diesem Club handelt. Er kann diesen sympathischen Belgier inzwischen schon ganz gut leiden.
Antwerpen, Mittwoch, 7. Januar 2009
Die Fahrt geht gut, und wie immer parkt Jón Þorbergur den Wagen vor dem Haus von Burt de Lang in der Rijfstraat. Dort wird er von Jean-Claude empfangen.
»Willkommen! Wollen wir nicht direkt in mein Büro hochgehen und uns ein Sodawasser genehmigen?«, fragt Jean-Claude mit breitem Grinsen.
Also machen sie sich auf den Weg. Es dauert fünf Minuten, bis zum Club in der Pelikanstraat 62.
Eine verdammte Scheißkälte ist das hier, denkt Jón Þorbergur und sieht mit neidischen Blicken zu Jean-Claude, der in einen dicken, grauen Wintermantel aus Kaschmirwolle gehüllt ist. Er selbst trägt nur einen dünnen, schwarzen Anzug und zittert vor Kälte, als
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