Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
Fall irgendeinen Besseren als de Lang, um sie zu schleifen. Gemeinsam sind wir ein unschlagbares Team«, sagt Jean-Claude und bewegt lachend seine Arme wie zwei Schwerter, bevor er sich erhebt. »Jetzt muss ich mich an die Arbeit machen. Ich lade dich bei der nächsten Gelegenheit ein, mich in meinem Büro im Club zu besuchen.«
Sie verabschieden sich voneinander mit festem Händedruck. Jón Þorbergur steigt in den Bimmer und braust nach Luxemburg zurück. Er ist schneller aufdem Rückweg und stellt den Wagen nach zweistündiger Fahrt vor dem Büro am Boulevard Konrad Adenauer ab.
Antwerpen, Freitag, 5. September 2008
Jean-Claude Verlaant sitzt in seinem Büro in der vierten Etage des
Diamond Club
in der Pelikanstraat Nummer 62. Er streicht über seinen grauen Kinnbart. Das tut er immer, wenn er in Gedanken versunken ist. Die Aufgabe, die vor ihm liegt, ist riesenhaft. Nicht unmöglich, aber doch riesengroß. Vierhundert Diamanten aufzutreiben, die jeder einzelne fünfundzwanzig Karat auf die Waage bringen, ungeschliffen sind, rein und unregistriert – auf dem Schwarzen Markt. Auf was für Ideen die kommen, diese Isländer. Diese Aufgabe ist das Verrückteste, was ihm je untergekommen ist.
Er ist bereits in Gang gekommen mit dem Ankauf der Diamanten und hat soeben die ersten drei erworben. Anfang der Woche hatte er die Diamantenbörse besucht und das Angebot in Augenschein genommen. Dort gab es nichts, doch er ließ die Nachricht in seinem Bekanntenkreis verbreiten, dass er auf der Suche nach ungeschliffenen 25-Karat-Exemplaren sei. Es vergingen zwei Tage, bis ein interessierter Verkäufer Kontakt mit ihm aufnahm. Er war aus Südafrika und erklärte,noch viele Diamanten mehr von der gleichen Größe für ihn besorgen zu können.
Jean-Claude traf sich mit dem Südafrikaner in seinem Büro im
Diamond Club
. Das Geschäft ging flott über die Bühne, schließlich hat er ein gut geschultes Auge. Mit dem Vergrößerungsglas brauchte er nicht lange, um zu sehen, dass die Diamanten, die der Mann aus Südafrika anzubieten hatte, Qualitätssteine waren, was Reinheit und Farbe anging. Sie erfüllten alle Bedingungen. Jean-Claude zahlte dem Mann siebenhundertfünfzigtausend Dollar für die drei Diamanten und verabschiedete ihn. Jetzt erwartet er einen Mann aus Israel, der ankündigt, ihm zehn Diamanten, absolute Topsteine, verkaufen zu können.
Auf seinem Tisch klingelt das Telefon. Der Israeli ist erschienen. Jean-Claude geht hinunter zum Eingang des Clubs und nimmt ihn in Empfang. Nachdem die Auflagen des Clubs für Besucher erfüllt sind, gehen sie nach oben in sein Büro.
»Sie wollen mir also Steine verkaufen«, sagt er zu dem Mann aus Israel, der ihm gegenüber sitzt.
»Ich habe gehört, dass sie nach großen Steinen suchen, um die fünfundzwanzig Karat. Ich habe zehn derartige in diesem Beutel«, sagt er und holt ein dunkelblaues Samtsäckchen hervor.
Er öffnet es und lässt die Diamanten in seine Handfläche gleiten.
»Leihen Sie mir einmal einen Stein«, bittet Jean-Claude.
Er hält einen Stein zwischen den Fingern und wiegt ihn zunächst auf einer digitalen Waage.
25,32 Karat. Das fängt gut an, denkt er.
Er nimmt den Stein wieder zwischen Daumen und Zeigefinger und hält ihn gegen das Tageslicht. Er nimmt sein Vergrößerungsglas zur Hand und führt es an den Edelstein. Das Glas vergrößert alles um das Zehnfache.
»Jetzt wird es ernst«, sagt er wie zu sich selbst, während er Reinheit und Farbe des Steines untersucht. Druck lastet auf ihm, denn er muss für zweihundertfünfzigtausend Dollar einen Stein bekommen, der nahezu farblos ist. Die Klassifizierung der Diamantenfarben erstreckt sich von D und bis hinab zu Z. D steht für farblos, und Z bedeutet, dass ein Diamant hellgelb ist. Ihm ist bewusst, dass er sich nicht damit zufriedengeben darf, in der Qualität weiter als bis zu H hinunterzugehen.
Jean-Claude betrachtet den Stein gründlich. Er hat F-Qualität, er ist also farblos und dementsprechend wertvoll. Als nächstes untersucht er die Reinheit des Diamanten. Die Reinheit gliedert sich in sechs Grade und elf Abstufungen.
Er kann sich in der Reinheit nicht mit weniger als VVS1 zufriedengeben. Um ganz sicher zu sein, bittet er den Israeli, einige Minuten zu warten. Er verschwindet durch die Bürotür und geht zu seinem Freund de Lang, der eine kleine Facette in den Diamanten schleift. So kann er die Reinheit auf viel zuverlässigere Weise ermitteln.
Er kommt zurück, setzt
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