Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
2010
Ein beinharter Brocken, der Kerl, lässt sich leider überhaupt nicht einschüchtern, denkt Gunnar verärgert, als er wieder in seinem Büro auf der Wache sitzt. Er hat Arvydas Savanauskas bereits drei Mal vernommen, insgesamt bald zehn Stunden lang, ohne jeden Erfolg. Egal, was man gegen ihn vorbringt, er streitet alles ab, meint sich nicht erinnern zu können. Gunnar geht noch einmal durch, was die Polizei in der Hand hat. Auf einem Messer mit Blutspuren, das in seiner Wohnung sichergestellt wurde, sind seine Fingerabdrücke nachgewiesen worden. Bei der Festnahme wurden dort auch Schuhe mit Blutspuren und eine Uhr des Opfers sichergestellt. Arvydas' Fingerabdrücke wurden außerdem auf einer Plastiktüte nachgewiesen sowie weitere Fingerabdrücke, die noch nicht entschlüsselt sind. Zudem wissen sie, dass er einige Stunden nach dem Mord an Reynir einen Anruf von einer noch unbekannten Nummer erhielt. Andererseits konnte er nichts über Verbindungen zwischen Arvydas und der russischen Mafia ermitteln oder über dasEuromillionenzimmer in Paris. Sie sollten inzwischen aber genug gegen ihn in der Hand haben. Jetzt gilt es, den unbekannten Telefonkontakt zu ermitteln. Gunnar ist sich sicher, dass noch weitere Personen in diesen Fall verwickelt sind. Er ruft Bjarki von der Spurensicherung an.
»Wie lange dauert es noch mal, bis wir die Ergebnisse zu den DNA-Proben haben, die Sonntag nach Schweden geschickt wurden?«
»Ich denke, mindestens drei Wochen. Ich weiß, dass Guðjón um schnellstmögliche Bearbeitung gebeten hat, aber das braucht einfach immer diese Zeit.«
»Und wie steht es um die Fingerabdrücke auf der Tüte?«
»Ich habe gerade mit Vigfús gesprochen. Er ist ganz optimistisch, heute eine Antwort zu erhalten. Interpol hat nichts gefunden, aber sie haben sie Dienstag sofort in alle Mitgliedsländer geschickt. Hoffentlich hat er recht, und wir kriegen die Ergebnisse noch heute.«
»Danke, Bjarki! Wir hören uns.«
Gunnar schaut auf die Uhr. Es ist halb zehn. Gut, denkt er, es ist überhaupt noch nicht spät. Heut kann sich immer noch eine Menge tun. Trotzdem kann er nicht ruhig dasitzen. Er steht auf, um sich einen Kaffee zu holen, setzt sich wieder hin, ruft Solitär in seinemComputer auf. Die Patience geht nicht auf. »Hier läuft aber auch gar nichts rund«, schimpft er leise vor sich hin.
Vilnius, Freitag, 28. Mai 2010
Ragauskas Avorvidis, Kriminalinspektor bei der litauischen Polizei, sitzt in seinem Büro im dritten Stock in der Saltoniskiu Gatvé 19 in Vilnius und untersucht Fingerabdrücke, die er aus Island über Interpol zugeschickt bekommen hat. Er scheint eine Übereinstimmung gefunden zu haben, will aber noch eine Bestätigung von seinem Kollegen einholen.
»Antonis! Kannst du kurz mal herkommen und gucken?«, ruft er seinen Mitarbeiter zu sich. »Ist das nicht derselbe Fingerabdruck?«
»Sieht ganz so aus«, bestätigt der. »Es passen jedenfalls ausreichend viele Punkte, und die Linien sind völlig gleich.«
»Dann haben wir den Kerl. Wie heißt er denn?«, fragt Ragauskas sich selbst. »Uh, ein Isländer, Jósteinn Friðbertsson. Was zum Teufel hat er denn hier bei uns verbrochen?«
Ragauskas beginnt, den Eintrag über ihn zu lesen. Dort heißt es, dass er vier Jahre wegen Drogenschmuggels im Lukiskes-Gefängnis gesessen hat.
Reykjavík, Freitag, 28. Mai 2010
»Die Fingerabdrücke sind identifiziert«, schreit Vigfús von der KTU, dass es durch die gesamte zweite Etage in der Hverfisgata donnert. »Und natürlich waren sie am Ende in Litauen registriert.«
Schnell kommen die Kollegen zusammen, Gunnar in vorderster Reihe.
»Wer ist denn der Mann?«, fragt er ungeduldig.
»Niemand anders als unser Striptease-King Jósteinn Friðbertsson, Betreiber vom Súlan. Er hat vor zehn Jahren in Litauen vier Jahre für Drogenschmuggel abgesessen«, berichtet Vigfús und hält eine Seite mit Jósteinns Strafregister aus Litauen hoch. »Und was denkt ihr, wer sein Zellengenosse im Knast war? Ja, unser Freund und Kupferstecher, Arvydas Savanauskas höchstselbst.«
»Das ist großartig. Gut gemacht, Vigfús. Jetzt kommt endlich Schwung in die Sache.« Gunnar strahlt bis über beide Ohren. »Meeting in einer halben Stunde«, ruft er den anderen zu, flitzt dann in sein Büro und ruft Tryggvi an, um ihn und sein Team zu der Sitzung dazuzuholen. Froh gestimmt erläutert er ihm die Situation.
»Wir müssen Jósteinn aufspüren. Ich setze meine Leute drauf an. Wir sehen
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